Flugzeugabsturz über Ägypten Jetzt spricht auch Obama von möglicher Bombe an Bord

London · Eine Bombe als Ursache des Absturzes eines russichen Passagierflugzeuges über dem Sinai wird immer wahrscheinlicher. US-Präsident Barack Obama sagte, man nehme diese Möglichkeit "sehr ernst". Einem Medienbericht zufolge deuten auch von Geheimagenten abgehörte Gespräche von IS-Extremisten in diese Richtung.

Flug 9268: Russische Maschine stürzt über dem Sinai ab - 224 Tote
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Russische Maschine stürzt über dem Sinai ab - 224 Tote

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Foto: afp, KD/EIS

Die USA prüfen nach Worten von Präsident Barack Obama sehr genau, ob eine Bombe den russischen Ferienflieger auf dem Sinai zum Absturz gebracht hat. Es gebe die Möglichkeit, dass eine Bombe an Bord war, sagte Obama am Donnerstag dem Radiosender CBS. "Wir nehmen das sehr ernst", sagte Obama weiter.

"The Times" berichtet, dass britische und US-amerikanische Geheimagenten gemeinsam IS-Extremisten abgehört hätten und danach ebenfalls diese Spur verfolgten. Der Geheim-Einsatz habe die Erkenntnisse gebracht, die auf eine Bombe als Ursache für den Airbus-Absturz auf der Sinai-Halbinsel schließen lassen, heißt es in dem Bericht. Die Agenten hätten Satelliten eingesetzt, um die elektronische Kommunikation zwischen Extremisten der Organisation Islamischer Staat (IS) in Syrien und in Ägypten abzufangen. "Der Ton und der Inhalt der Mitteilungen überzeugten die Experten, dass eine Bombe von einem Passagier oder von einem Mitglied des Flughafenpersonals an Bord gebracht wurde", hieß es in dem Bericht, der keine Quellen für seine Informationen nennt.

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Zuvor hatte auch schon der britische Premierminister David Cameron gesagt, es sei "mehr als wahrscheinlich", dass der Airbus von einer Bombe zerstört worden sei. Cameron berief sich dabei auf Geheimdienstinformationen. Damit sagt die britische Regierung so deutlich wie keine andere, dass sie hinter dem Flugzeugabsturz auf dem Sinai einen Terroranschlag vermutet.

"BBC" berichtet, dass die britische Regierung Hinweise darauf erhalten habe, dass eine Bombe im Frachtraum des abgestürzten russischen Passagierflugzeugs war. Die Informationen stützten sich auf abgehörte Gespräche von Milizen auf der Sinai-Halbinsel, berichtete der Sender am Freitag. Eine Quelle dafür nannte die BBC nicht.

Britische Fluggesellschaften dürfen am Freitag wieder ins ägyptische Scharm el Scheich fliegen und gestrandete Briten nach Hause holen. Etwa 20 Flüge verschiedener Linien sind geplant, nachdem London am Donnerstagabend grünes Licht gegeben hatte. Aus Sorge vor Terroranschlägen hatte die Regierung alle Flüge zwischen Großbritannien und dem beliebten Urlaubsort am Roten Meer gestoppt.

Am Freitag wollen unter anderem Thomas Cook, Easyjet und British Airways britische Urlauber nach Hause holen. Dabei werden besonders strenge Sicherheitsvorschriften gelten: Unter anderem dürften die Passagiere nur Handgepäck mitnehmen, sagte eine Regierungssprecherin. Britische Sicherheitsexperten sind in Scharm el Scheich, um zusätzliche Kontrollen durchzuführen.

Derzeit sollen bis zu 20.000 Briten in der Region sein. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbands (DRV) befinden sich dort auch 2000 Deutsche. Auch deutsche, irische und niederländische Fluglinien hatten zuvor Verbindungen nach Scharm el Scheich gestrichen.

Am Samstag war ein russischer Ferienflieger mit 224 Menschen an Bord kurz nach dem Start in Scharm el Scheich über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Niemand überlebte das Unglück. Die laufende Untersuchung hat noch keine Ursache ergeben. Die Ermittlungen könnten Monate dauern, sagte der Chef des russischen Luftfahrtamts, Alexander Neradko.

(lsa/AFP/dpa)
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