Syrischer Kellner bei Syrien-Konferenz Medien fallen auf "Postillon"-Meldung herein

Düsseldorf · "Einziger anwesender Syrer auf Syrien-Friedenskonferenz in Wien serviert Häppchen". So lautete vor einigen Tagen eine Meldung der Satire-Seite "Der Postillon". Internationale Medien hielten die Spaß-Meldung für echt und verbreiteten sie.

 Vor allem dieses Bild, das der "Postillon" mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet hatte, sorgte wohl dafür, dass einige Medien die Meldung für echt hielten.

Vor allem dieses Bild, das der "Postillon" mit einem Bildbearbeitungsprogramm bearbeitet hatte, sorgte wohl dafür, dass einige Medien die Meldung für echt hielten.

Foto: Screenshot Facebook Postillon

"Der Postillon" macht es seinen Lesern nicht leicht: Immer wieder produziert die Satire-Seite Meldungen, die derart sachlich geschrieben sind, dass viele nicht erkennen, dass es sich um Satire handelt. Ab und an fallen auch etablierte Medien auf den "Postillon" herein. So kam es, dass eine aktuelle Spaß-Meldung zur Syrien-Konferenz in Wien um die Welt ging.

Und die Meldung ging so: "Das ist kurios: Während Spitzendiplomaten aus aller Welt in Wien über einen Weg aus der Syrien-Krise berieten, beschränkte sich der einzige anwesende Syrer darauf, Häppchen und Getränke zu servieren. Gegenüber dem Postillon gab der Mann an, nur zufällig vor Ort gewesen zu sein, weil er im Hotel Imperial, in dem die Konferenz stattfand, als Kellner arbeitet." So beginnt der Original-Text, den der "Postillon" am Montag auf seiner Internetseite veröffentlichte. Nizar Khoury (25) berichtet darin von seinen Eindrücken von der Syrien-Konferenz und zeigt dafür Verständnis, dass Syrien nicht eingeladen wurde: "Bei so vielen Gästen kann es schon einmal passieren, dass man vergisst, Repräsentanten eines eher unbedeutenden Landes wie Syrien einzuladen."

Zu dem Artikel gibt es auch ein Bild, auf dem Khoury als Kellner zu sehen ist. Allerdings ist die Person Nizar Khoury frei erfunden, es ist nicht einmal bekannt, ob er wirklich Syrer ist. Das Bild ist zwar ein Foto aus Wien, allerdings wurde der junge Mann per Bildbearbeitungsprogramm hinzugefügt. Denjenigen, denen der "Postillon" als Satire bekannt ist, dürfte dies schnell klar gewesen sein.

Anders erging es der Nachrichten-Website "Syria News".

Denn die syrischen Journalisten hielten die Meldung, die der "Postillon" auch via Twitter verbreitet hatte, für wahr und berichteten über den syrischen Kellner auf der Syrien-Konferenz. Noch am Tag der Veröffentlichung durch den "Postillon" übernahm "Syria News" die Geschichte.

Der Fehler fiel einen Tag später auf. "Syria News" löschte den Originalpost und entschuldigte sich bei Facebook bei den Lesern für die Verbreitung der Falschmeldung.

اعتذار للسادة متابعي الصفحة .. تعتذر ادارة التحرير في سيريانيوز لقرائها عن نقلها الصورة المبينة ادناه على صفحتها على ...

"Syria News" waren aber nicht die einzigen, die dem "Postillon" auf den Leim gingen. Ebenfalls übernommen wurde die Meldung von Medien wie" 24 News", "7N27" und "All4Syria" und, außerhalb Syriens, der Website "lebanondebate.com". Das berichtet "watson.ch". Auch diese Medien haben die Meldung mittlerweile als Falschmeldung erkannt und gelöscht. Bei Twitter geistert sie allerdings nach wie vor herum und einige Nutzer rätseln weiter, ob die Meldung echt ist oder nicht...

Einen wahren Kern hat der "Postillon"-Artikel allerdings schon: Tatsächlich nahm kein Vertreter Syriens an der Konferenz in Wien teil - obgleich es hier um die Zukunft des Landes ging.

(lsa)
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