"Pinzetten-Fatwa" in der Türkei Religionshüter erklären Augenbrauen-Zupfen zur Sünde

Istanbul · Erneut haben die türkischen Religionshüter für Aufregung gesorgt: Das staatliche Religionsamt hat die Frauen im Land laut Presseberichten vor der "Sünde" des Augenbrauen-Shapings gewarnt.

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Auch die Entfernung von Haaren an der Oberlippe sei unislamisch und eine Sünde, heißt es in einer Stellungnahme der Behörde auf die entsprechende Frage eines Gläubigen, wie die Zeitung "Sözcü" am Donnerstag meldete.

Nur bei "nicht normalem" Wuchs von Augenbrauen oder Oberlipenbehaarung, die bei einer Frau psychologische Beeinträchtigungen verursachten, kann demnach eine Ausnahme gemacht werden. In der "Sözcü" war von einer "Pinzetten-Fatwa" die Rede.

Das Urteil der Islam-Experten bei der Religionsbehörde, die in der Türkei für eine staatstreue Auslegung der Religion zuständig ist, betrifft potenziell Millionen von Türkinnen. Auch viele fromme Türkinnen lassen sich regelmäßig die Augenbrauen zupfen.

Die regierungskritische Website "Odatv" meldete deshalb ironisch, das Religionsamt nehme Ehefrau und Tochter von Präsident Recep Tayyip Erdogan, Emine Erdogan und Sümeyye Erdogan, ins Visier. Ein Foto von Emine Erdogan, auf dem deren perfekt geformte Augenbrauen gut zu sehen sind, kommentierte die Website mit dem Wort "Schande".

Erst vor kurzem hatte das Religionsamt mit einer umstrittenen Auslegung religiöser Regeln für Aufregung gesorgt. Ein Abteilungsleiter der Behörde wurde entlassen, weil ein islamisches Rechtsgutachten den Eindruck erweckt hatte, das Religionsamt rechtfertige Inzest. In dem Gutachten hatte es geheißen, Inzest müsse nicht unbedingt negative Auswirkungen auf die Ehe eines Mannes haben. Wenn sich ein Vater in erotischer Absicht der eigenen Tochter nähere, solle er aber darauf achten, dass das Kind älter als neun Jahre sei.

(felt/AFP)
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