Pferdefleischskandal Anklage fordert fünf Jahre Haft für Willy Selten

Herzogenbusch · Gut zwei Jahre liegt der Pferdefleischskandal in Europa zurück. Nun muss sich ein niederländischer Großhändler vor Gericht verantworten.

 Willy Selten auf dem Weg zum Gericht in Herzogenbosch.

Willy Selten auf dem Weg zum Gericht in Herzogenbosch.

Foto: afp, Femke/MR

In Herzogenbusch im Süden der Niederlande begann am Dienstag ein Prozess gegen den Hersteller Willy Selten, der hunderte Tonnen Pferdefleisch mit Rindfleisch vermengt und falsch deklariert haben soll. Die Staatsanwaltschaft forderte eine fünfjährige Haftstrafe für den Unternehmer. Selten wies die Vorwürfe zurück.

Die Staatsanwaltschaft legt dem Angeklagten zur Last, zahlreiche Rechnungen und Aufdrucke für Lieferungen seines Betriebs im Süden der Niederlande gefälscht zu haben. Ziel sei es gewesen, Pferdefleisch als Rindfleisch zu verkaufen, sagte Staatsanwältin Ingeborg Koopmans. Sie forderte eine fünfjährige Haftstrafe für Selten.

Der Staatsanwaltschaft liegen nach eigenen Angaben 33 fingierte Dokumente vor. In mindestens einem Fall sei von "100 Prozent Rindfleisch" die Rede gewesen, obwohl dem Produkt Pferdefleisch beigemischt worden sei. Koopmans bezeichnete Selten als einen "Meister der Täuschung", er habe seine Mitarbeiter und Kunden betrogen. Zudem habe er durch seine Machenschaften den "Ruf der niederländischen Fleischindustrie beschädigt".

Selten wies die Betrugsvorwürfe zurück. Er räumte aber ein, "einen Fehler" bei der Buchführung gemacht zu haben. Dass Pferdefleisch als Rindfleisch registriert worden sei, sei einem "Automatismus" geschuldet gewesen - "das hätte nicht passieren dürfen". Der Verkauf von Pferdefleisch habe aber weniger als ein Prozent seines Geschäfts ausgemacht, betonte Selten. Sein Betrieb ist inzwischen pleite.

Selten war im Mai 2013 unter dem Verdacht festgenommen worden, 300 Tonnen Pferdefleisch als Rindfleisch ausgegeben zu haben. Die niederländische Staatsanwaltschaft weist dem 45-Jährigen eine Schlüsselrolle in dem europaweiten Lebensmittelskandal zu. Dieser hatte im Januar 2013 in Irland und Großbritannien seinen Anfang genommen und zu Rückrufen von Fleischprodukten in etlichen europäischen Ländern geführt.

Das Urteil in dem Prozess soll am 7. April verkündet werden.

(AFP)
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