Anschläge von Paris Belgische Ermittler finden Versteck von Salah Abdeslam

Brüssel · Nach den Anschlägen von Paris hat die belgische Polizei in Brüssel bereits vor Wochen eine Wohnung durchsucht, die als mögliche Werkstatt für Bombenbauer gedient haben könnte. Neben Sprengstoffspuren und -gürteln sei dort ein Fingerabdruck von Salah Abdeslam entdeckt worden.

November 2015: Anti-Terror-Einsatz: Polizei riegelt Zentrum von Brüssel ab
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Foto: dpa, h0 bjw

Dieser war an der Bluttat in Paris beteiligt war, wie die Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte. Ob Abdeslam vor oder nach den Anschlägen in der Wohnung war, ist unklar.

Bei der Durchsuchung am 10. Dezember seien in der Wohnung im Brüsseler Stadtteil Schaarbeek "drei handgefertigte Gürtel" entdeckt worden, die zum Sprengstofftransport eingesetzt werden könnten, erklärte die belgische Staatsanwaltschaft. Zudem seien Materialien sichergestellt worden, "die zur Herstellung von Sprengstoff benutzt werden können sowie Spuren von TATP", erklärte die Staatsanwaltschaft. Der hochexplosive Sprengstoff Triacetontriperoxid war von den Pariser Attentätern verwendet worden.

Entdeckt wurde auch ein Fingerabdruck von Salah Abdeslam, der seit den Anschlägen vom 13. November auf der Flucht ist. Die Ermittler wüssten aber nicht, "wann er hinterlassen wurde", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Eric Van Der Sypt, der Nachrichtenagentur AFP: "Fingerabrdücke sind nicht mit Datum oder Uhrzeit versehen."

Es könne sein, dass Adbeslam vor den Anschlägen in der Wohnung gewesen sei, um seinen Sprengstoffgürtel zu holen, sagte Van Der Sypt. Möglich sei aber auch, "dass er danach zurückkam". Die Wohnung wurde laut Staatsanwaltschaft unter Angabe einer falschen Identität gemietet. Sie sei womöglich von einem Verdächtigen genutzt worden, der bereits in dem Fall in Haft genommen worden sei.

Die Wohnung befindet sich laut Staatsanwaltschaft im dritten Stock eines Hauses im nordöstlichen Brüsseler Stadtgebiet. Freunde sollen den aus Brüssel stammenden Abdeslam nach den Anschlägen von Paris zurück in die belgische Hauptstadt gebracht haben. Nach Angaben eines seiner festgenommenen mutmaßlichen Helfer wurde er am Tag nach den Anschlägen in einer Straße in Schaarbeek abgesetzt. Seitdem fehlt von Abdeslam jede Spur.

Bei den Pariser Anschlägen auf eine Konzerthalle, Restaurants und vor dem Fußballstadion Stade de France waren 130 Menschen getötet worden. Die meisten Attentäter sprengten sich selbst in die Luft. Zu den Anschlägen bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

Die Entdeckung der Wohnung und möglichen Bombenwerkstatt stützt die These, dass die Anschläge tatsächlich in Brüssel vorbereitet wurden. Mehrere Attentäter stammen wie Abdeslam aus dem westlichen Stadtteil Molenbeek. Die Staatsanwaltschaft machte keine Angaben dazu, warum sie erst nach einem Monat über den Fund berichtete.

Seit den Anschlägen hat die belgische Justiz Haftbefehl gegen zehn Verdächtige wegen Terrorismus erlassen. Neun von ihnen befinden sich weiter in Untersuchungshaft. Es geht um Männer, die Abdeslam bei der Flucht oder Vorbereitung der Anschläge geholfen haben sollen.

(felt/lukra/AFP)
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