Abaaoud laut Medienberichten tot "Der Belgier" gilt als gefährlichster Terror-Pate Europas

Paris/Düsseldorf · Abdelhamid Abaaoud soll die Anschläge von Paris geplant haben. Für den IS warb er Kämpfer an – darunter seinen 13-jährigen Bruder. Laut Medienberichten ist der Belgier tot.

 Ein undatiertes Foto von Abdelhamid Abaaoud.

Ein undatiertes Foto von Abdelhamid Abaaoud.

Foto: afp, FC/mro

Abdelhamid Abaaoud soll die Anschläge von Paris geplant haben. Für den IS warb er Kämpfer an — darunter seinen 13-jährigen Bruder. Laut Medienberichten ist der Belgier tot.

Das bekannteste und zugleich erschreckendste Video, das von Abdelhamid Abaaoud im Internet zirkuliert, zeigt den heute 28-jährigen Belgier im Februar 2014 irgendwo in Syrien am Steuer eines Pick-ups. Der junge Mann, einen afghanischen Pakol auf dem Kopf, erklärt lachend, dass er da eine ganz besondere Ladung transportiere: "Häretiker". Dann schwenkt die Kamera nach hinten und zeigt vier verstümmelte Leichen, die an einem Draht hinter dem Wagen hergeschleift werden.

Abaaoud wird verdächtigt, die Attentate von Paris geplant und beaufsichtigt zu haben. Ein im August vom französischen Inlandsgeheimdienst DGSI festgenommener Syrien-Rückkehrer soll im Verhör gesagt haben, er sei im Hauptquartier des Islamischen Staats (IS) im syrischen Rakka von Abaaoud empfangen worden. Dieser habe ihn aufgefordert, nach Frankreich zurückzukehren und während eines Konzerts ein Attentat zu verüben.

Der Islamist stand damals schon auf jeder Fahndungsliste und galt als einer der gefährlichsten IS-Terrorpaten. Im Januar wurde er wegen eines geplanten Anschlags auf ein Polizeirevier im ostbelgischen Verviers gesucht. Bei dem Einsatz von Polizei-Spezialkräften waren zwei gesuchte Terroristen ums Leben gekommen, Abaaoud soll der Kopf hinter dem vereitelten Anschlag gewesen sein und ist der belgischen Polizei bei dem Zugriff angeblich nur knapp entkommen.

Der auch unter seinem Kampfnamen Abu Omar al Baldschiki ("der Belgier") bekannte Abaaoud rühmte sich später in einem Interview des über das Internet verbreiteten IS-Propaganda-Magazins "Dabik", er habe von Belgien aus mehrere Anschläge in westlichen Ländern geplant, "direkt unter der Nase des belgischen Geheimdienstes". Als bereits gesuchter Islamist sei er sogar in eine Polizeikontrolle geraten, behauptete er. Man habe ihn aber nicht erkannt.

Abaaoud lebte früher in dem als Islamistenhochburg berüchtigten Brüsseler Vorort Molenbeek. Er soll dort in engem Kontakt mit Salah Abdeslam gestanden haben, einem der Pariser Attentäter, der sich seither auf der Flucht befindet. Die Namen der beiden tauchten bereits 2010 und 2011 im Zusammenhang mit den Ermittlungen zu mehreren Raubüberfällen in Brüssel auf.

Nach französischen Medieninformationen soll der Belgier auch hinter dem Attentatsversuch auf eine Kirche im Pariser Vorort Villejuif im April gesteckt haben. Bei dem 24-jährigen Studenten, der den Anschlag ausführen sollte, wurde neben einem ganzen Waffenarsenal auch eine Liste mit möglichen Anschlagszielen gefunden, die Abaaoud zusammengestellt haben soll.

Im vergangenen Juli wurde Abaaoud von der belgischen Justiz in Abwesenheit wegen der Anwerbung von Kämpfern für den IS zu 20 Jahren Haft verurteilt. Die Rekrutierung von Syrien-Kämpfern im frankophonen Europa war neben der Terror-Planung Abaaouds wichtigste Aufgabe. Schlagzeilen machte der Islamist, als er 2014 unerkannt nach Belgien reiste, um seinen kleinen Bruder Younes mit nach Syrien zu nehmen. Die belgische Presse bezeichnete den damals 13-Jährigen als "jüngsten Dschihadisten der Welt". Abaaouds Vater, ein marokkanischer Kaufmann, brach damals öffentlich mit seinem Sohn. "Ich schäme mich für ihn", sagte er, "er hat unser aller Leben ruiniert."

(RP)
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