Rede vor US-Kongress Der historische Tag von Papst Franziskus

Washington · Als erster Papst der Geschichte hat Franziskus am Donnerstag vor dem US-Kongress in Washington gesprochen. Am wohl politischsten Tag seiner gut einwöchigen Reise forderte er die Weltmacht USA zum Kampf gegen Armut und Hunger, Krieg, Umweltzerstörung und Flüchtlingselend auf.

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Papst Franziskus spricht vor US-Kongress

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In seiner 50-minütigen Rede, die immer wieder von stehenden Ovationen unterbrochen wurde, verlangte er mehr Einsatz für eine sozial und ökologisch gerechte Welt, die niemanden ausschließe.

Ausführlich ging Franziskus auf die weltweite Flüchtlingskrise ein. Auch die USA seien das Ziel Tausender, die sich ein besseres Leben erhofften. Der Papst appellierte an das Land, seinen Nachbarn nicht den Rücken zuzukehren und "menschlich, gerecht und brüderlich" zu reagieren. Die USA, ein Land der Einwanderer, sollten sich in die Lage der Ankommenden versetzen.

Der Papst richtete einen Appell zum Umweltschutz an die Abgeordneten, vermied aber den in den USA umstrittenen Begriff "Klimawandel". Jetzt sei der Moment für mutige Handlungen und Strategien für eine "Kultur der Achtsamkeit" und für die Bekämpfung der Armut, so Franziskus. Es gelte, den Ausgeschlossenen ihre Würde zurückzugeben und sich zugleich um die Natur zu kümmern.

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Foto: ap

Mit Blick auf die Weltpolitik warnte Franziskus die US-Politiker vor zu groben Vereinfachungen, die die Welt in Gut und Böse einteilten. Die heutigen Weltprobleme erlaubten keine solche Form von Polarisierung. Ohne die jüngsten diplomatischen Initiativen gegenüber Kuba und dem Iran namentlich zu nennen, stärkte er den Dialoginitiativen von US-Präsident Barack Obama den Rücken.

Scharf kritisierte Franziskus in seiner auf Englisch gehaltenen Ansprache den Waffenhandel. Dessen einziger Zweck sei das Streben nach Geld: "Geld, das von Blut trieft", so der Papst. Mit deutlichen Worten wandte er sich auch gegen die Todesstrafe, die in zahlreichen US-Bundesstaaten weiter angewandt wird.

Nach seiner Rede im Kongress besuchte der Papst ein Caritas-Zentrum in Washington. Dort prangerte er die Not von Obdachlosen an und mahnte: "Es wird uns gut tun, wenn wir alle uns diese Frage stellen: Warum sind diese unsere Brüder und Schwestern obdachlos? Warum haben diese unsere Brüder und Schwestern kein Zuhause?"

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Am Abend deutscher Zeit reist Franziskus nach New York weiter. Dort ist für Freitag als weiterer Höhepunkt der Reise eine Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen sowie ein Besuch der Gedenkstätte "Ground Zero" vorgesehen. Für den Abend ist eine Messfeier im Madison Square Garden geplant. In New York werden an diesem Wochenende zudem die Millenniums-Folgeentwicklungsziele verabschiedet. Dazu werden rund 150 Staats- und Regierungschefs erwartet. Die Sicherheitsvorkehrungen für diese beiden Großereignisse sind enorm.

Eigentlicher Anlass der insgesamt neuntägigen Reise des Papstes ist der Besuch des katholischen Weltfamilientreffens am Wochenende in Philadelphia. Zum Abschlussgottesdienst mit Franziskus erwarten die Veranstalter am Sonntag mehr als eine Million Teilnehmer.

(KNA)
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