Bischöfe beraten über heikle Themen Papst eröffnet Familiensynode im Vatikan

Rom · Ab Montag beraten 270 Bischöfe in Rom über das Familienbild der Katholischen Kirche. Es dürften spannende drei Wochen werden, denn für die Kirche gibt es rund um Ehe und Familie bekanntlich viele heikle Themen. Und für Papst Franziskus dürfte die Synode zu einer Bewährungsprobe werden.

Die Eröffnungsmesse der Synode im Petersdom: Den Bischöfen - und allen gläubigen Christen - stehen spannende drei Wochen bevor.

Die Eröffnungsmesse der Synode im Petersdom: Den Bischöfen - und allen gläubigen Christen - stehen spannende drei Wochen bevor.

Foto: dpa, drn pt

Zum Auftakt wurde es noch einmal feierlich. Bei einer Messe mit allen 270 Synodenvätern hat Papst Franziskus am Sonntag die Familiensynode im Vatikan eröffnet. Der Argentinier betonte die Unauflöslichkeit der Ehe zwischen Mann und Frau, rief aber auch dazu auf, Menschen, die Fehler machten, aufzunehmen und zu begleiten. So harmonisch wird es in den kommenden drei Wochen in Rom wohl selten zugehen: Bei der Bischofssynode stehen heikle Themen rund um Ehe und Familie auf der Tagesordnung - Konflikte sind da unausweichlich.

Um nicht weniger als den zukünftigen Kurs der katholischen Kirche unter Papst Franziskus geht es in diesen drei Wochen. Deshalb soll diskutiert, gestritten und debattiert werden. Dass es dabei auch zu Meinungsverschiedenheiten kommen kann, ist einkalkuliert und sogar gewollt. "Wir freuen uns, wenn es Turbulenzen gibt. Wir sind auf See, da sind Turbulenzen ganz normal", sagte der Generalsekretär der Synode, Kardinal Lorenzo Baldisseri. Auch Papst Franziskus betonte mehrmals, er wolle eine lebendige Kirche mit all ihren Diskussionen.

Die Bischofssynode ist eine echte Bewährungsprobe für Franziskus' Wunsch von einer offenen Kirche. Anstatt einfach allein zu entscheiden, wünscht sich der 78-Jährige einen Diskussionsprozess, der möglichst auch zu Ergebnissen führen soll. Doch die Fronten zwischen Traditionalisten und Reformern scheinen verhärtet, die Aussichten auf einen breiten Konsens sind eher gering. Und die Diskussionen eskalierten teilweise schon vor Beginn der Synode, einige warnten gar vor einer möglichen "Spaltung" der Kirche.

Denn Streitthemen gibt es genug: Scheidung, Abtreibung, Verhütung, den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen. Vor zwei Jahren, relativ kurz nach dem Beginn seines Pontifikats, hatte Papst Franziskus den Prozess der Diskussion angestoßen. Damals wurde ein erster Fragebogen an Gläubige in aller Welt verschickt - mit klarem Ergebnis: Viele von ihnen finden sich in den Vorstellungen der Kirche nicht mehr wieder. Zwischen ihrer Lebensrealität und der Lehre zu Ehe, Familie und Sexualität klafft eine große Lücke. Wie also soll die katholische Kirche damit umgehen, wie darauf reagieren?

Um diese Antwort wird nun seit fast zwei Jahren gerungen. Die Erwartungen an die Synode als vorläufigen Schlusspunkt des Prozesses sind daher hoch.

Werden sich die Synodenväter dieses Mal auf einen Konsens einigen können?

Gibt es eine vorsichtige Öffnung - oder wird die konservative Linie gestärkt?

Wie verläuft die Konfrontation zwischen den beiden Lagern?

Und was will eigentlich Papst Franziskus?

Viele Fragen dürften in den kommenden drei Wochen beantwortet werden - doch einige auch offen bleiben.

Zwar will die Synode dem Papst einen Abschlussbericht übergeben, doch was davon tatsächlich öffentlich wird und was sich innerhalb der Kirche ändert, das entscheidet am Ende ganz alleine Papst Franziskus. Klar scheint jedoch: Alle Anliegen, Erwartungen und Hoffnungen wird die Synode nie befriedigen können. Zu unterschiedlich sind die Situationen und Realitäten auf den fünf Kontinenten und die Fragen, die die weltweit 1,2 Milliarden Katholiken umtreiben, davon 23,9 Millionen in Deutschland.

Für zusätzlichen Sprengstoff sorgte noch vor Beginn der Synode der Vatikan-Theologe Krzysztof Charamsa. Er machte seine Homosexualität öffentlich und nötigte die Kirche damit zu einer klaren Stellungnahme in dieser heiklen Frage. Sie enthob den Polen von seinen Ämtern im Vatikan. Spätestens damit war klar: Bei allen Diskussionen und Hoffnungen auf eine vorsichtige Öffnung - über gewisse Fragen wird in der katholischen Kirche auch unter Papst Franziskus nicht diskutiert.

(dpa)
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