Südamerika-Reise Papst entschuldigt sich für Verbrechen an Amerikas Ureinwohnern

Santa Cruz de la Sierra · Papst Franziskus hat sich bei Südamerikas Ureinwohnern für frühere Vergehen der katholischen Kirche entschuldigt: "Ich sage Ihnen mit Bedauern: Im Namen Gottes sind viele schwere Sünden gegen die Ureinwohner Amerikas begangen worden."

 Papst Franziskus hat sich in Santa Cruz de la Sierra in Bolivien bei Südamerikas Ureinwohnern für frühere Vergehen der katholischen Kirche entschuldigt.

Papst Franziskus hat sich in Santa Cruz de la Sierra in Bolivien bei Südamerikas Ureinwohnern für frühere Vergehen der katholischen Kirche entschuldigt.

Foto: dpa, dc pro

Das sagte das 78-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche am Donnerstag bei einem bewegenden Treffen mit Vertretern von Volksbewegungen aus aller Welt im bolivianischen Santa Cruz de la Sierra.

"Ich bitte demütig um Vergebung, nicht nur für die Sünden der Kirche selbst, sondern auch für die Verbrechen gegen die indigenen Völker während der sogenannten Eroberung Amerikas", fügte er hinzu. Er wies darauf hin, dass bereits Papst Johannes Paul II. sich entschuldigt hatte. Die Geste des argentinischen Papstes ist in Bolivien von großem Gewicht: Die meisten Bolivianer sind Nachfahren der Ureinwohner.

Papst Franziskus rief überdies zu einem Ende des "Völkermords" an Christen im Nahen Osten und in anderen Regionen auf. "Heute erleben wir, wie im Nahen Osten und anderswo viele unserer Brüder im Glauben an Jesus verfolgt, gefoltert werden", sagte er. "Das müssen wir auch anprangern: In diesem stückweise ausgetragenen dritten Weltkrieg, den wir erleben, gibt es eine Art Völkermord; dieser muss aufhören", fügte der Papst hinzu.

Er hatte in der Vergangenheit wiederholt das gewaltsame Vorgehen gegen Christen insbesondere durch Dschihadisten im Irak und in Syrien angeprangert. Angesichts immer wieder neuer Konflikte weltweit hatte er schon im September 2014 von einem "stückweise ausgetragenen dritten Weltkrieg" gesprochen.

Franziskus nutzte seinen Besuch im bitterarmen Bolivien, um für ein weltweites Umsteuern von einem ausgrenzenden Kapitalismus zu einer "Wirtschaft im Dienst des Volks" zu werben. "Wir sagen es ohne Furcht: Wir wünschen uns einen Wandel", sagte Franziskus. "Erkennen wir, dass die Dinge nicht gut laufen in einer Welt, wo es so viele Bauern ohne Land gibt, so viele Familien ohne Dach, so viele Arbeiter ohne Rechte, so viele Menschen, die in ihrer Würde verletzt sind?", fragte das Kirchenoberhaupt.

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Auch die vielen "sinnlosen Kriege" und die Umweltverschmutzung machten die Notwendigkeit eines Wandels deutlich, sagte Franziskus. Schon vorher hatte er bei einer Messe vor tausenden Gläubigen auf dem Cristo-Redentor-Platz in Santa Cruz de la Sierra ein Ende der Kultur der "Ausgrenzung" und des "Konsums" gefordert. In der heutigen Welt sei es üblich geworden, "alles in Konsumobjekte umzuwandeln" und alles für verhandelbar zu halten, kritisierte er. Dieses Denken lasse "nur für einige wenige Auserwählte Raum".

Vor der Messe hatte Franziskus erneut seinen Sinn für pragmatische Lösungen unter Beweis gestellt: Um sich auf den Gottesdienst vorzubereiten und die Kleidung zu wechseln, verwandelten er und mehrere Bischöfe übereinstimmenden Berichten zufolge eine Fast-Food-Filiale kurzerhand in eine Sakristei.

Bolivien war nach Ecuador die zweite Station des Papstes bei seiner Lateinamerika-Reise, am Freitag wollte er nach Paraguay weiterreisen. Zuvor stand noch ein Besuch der Gefängnissiedlung von Palmasola in Santa Cruz de la Sierra auf dem Programm, des berüchtigsten Gefängnisses des Landes. Es beherbergt rund ein Drittel aller bolivianischen Häftlinge, rund 4800 Männer und Frauen, und damit acht Mal so viele wie vorgesehen.

(AFP)
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