Afrika-Reise des Papstes Erste Afrika-Reise des Papstes: Franziskus im

Nairobi/Rom · Papst Franziskus wird in Afrika vor Hunderttausenden Messen zelebrieren. Doch sein Kernanliegen sind die Armen. Er wird einen Slum besuchen, und sogar erstmals in ein Krisengebiet reisen - trotz aller Sicherheitsbedenken.

Papst Franziskus reist erstmals nach Afrika: Auf diesem Kontinent wächst die katholische Kirche noch, und die Hingabe der Gläubigen sucht ihresgleichen. Doch Franziskus wird auch die dunklen Seiten Afrikas erleben. Er wird in Kenia einen Slum besuchen, in Uganda die Erlebnisse eines früheren Kindersoldaten hören und in der Zentralafrikanischen Republik will er ein Flüchtlingslager besuchen - mitten in einem unruhigen Krisengebiet.

"Die Reise nach Afrika wollte der Papst unbedingt", sagt Papst-Sprecher Federico Lombardi. "Er will die Liebe Gottes in einen Kontinent bringen, der von der Kirche dringend gebraucht wird, der aber Probleme, Konflikte, Hass und Gewalt erlebt." Der Argentinier wolle vor allem auch in die leidgeprüften afrikanischen Länder "Barmherzigkeit und die Liebe Gottes" bringen. In Afrika gibt es schätzungsweise 180 Millionen Katholiken - Tendenz rasant steigend.

Papst Franziskus beim Optiker
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Mit seiner elften Auslandsreise bleibt der Pontifex seinem Leitgedanken treu, an die Ränder der Kirche zu gehen, arme und oft vergessene Länder zu besuchen. Der 78-Jährige Argentinier Jorge Mario Bergoglio war auch vor seiner Wahl im Frühjahr 2013 noch nie in Afrika. Nun nimmt er sich von Mittwoch an sechs Tage Zeit, um Kenia, Uganda und den Krisenstaat Zentralafrikanische Republik zu besuchen.

Franziskus ist für seine unkonventionellen Gesten bekannt, aber der geplante Besuch in einem Krisengebiet mit dürftigster Infrastruktur und wackliger Sicherheitslage hat viele überrascht. "Die Entscheidung über die Reise liegt allein beim Heiligen Vater, der die Situation im Blick hat", sagt Lombardi. Die Zentralafrikanische Republik, einem UN-Index zufolge das drittärmste Land der Welt, wird seit 2013 von einem Konflikt erschüttert, bei dem sich muslimische Rebellen und christliche Milizen gegenüberstehen. Tausende wurden getötet, etwa jeder fünfte Bewohner ist vor der Gewalt geflohen.

Papst Franziskus: Historische Rede bei der UN-Vollversammlung
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"Ich appelliere an die beteiligten Seiten, damit dem Zyklus der Gewalt ein Ende gesetzt wird", forderte Franziskus zuletzt. Der Pontifex hofft, mit seiner Reise etwas zur Befriedung des Landes beitragen zu können. Manche Experten befürchten jedoch, dass der Besuch die Spannungen zwischen den Religionsgruppen erneut anheizen könnte. "Extremisten auf beiden Seiten werden in ihrem eigenen Interesse versuchen, ihre Gruppen zu Gewalttaten anzustacheln", sagt Ben Payton, Afrika-Analyst bei der Risikoberatung Verisk Maplecroft.

Erst im Oktober führte ein kleiner Zwischenfall in der Hauptstadt Bangui zu einer neuen Gewaltwelle - 79 Menschen wurden getötet, 414 nach UN-Angaben schwer verletzt. Den Sicherheitsleuten des Papstes dürfte diese Reiseetappe sicher Schweißperlen auf die Stirn treiben. Denn von gepanzerten Fahrzeugen und anderen Sicherheitsvorkehrungen hält Franziskus wenig. Papst-Sprecher Lombardi sagt, der Papst habe keine Angst und wolle auch in Bangui sein offenes Papamobil nutzen.

Barack Obama empfängt Papst Franziskus in Washington
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Der Papst will den Menschen in Afrika Hoffnung bringen und ihnen nahe sein, vor allem den Armen und Benachteiligten. Daher will er in Kenia, dem ersten Stopp seiner Reise, am Freitag in Nairobi auch das Armenviertel Kangemi besuchen, wo rund 100.000 Menschen auf engstem Raum leben. "Wir hätten uns nie erträumen können, dass der Papst nach Kangemi kommt", sagt Slumbewohner Patrick Kamau. Sein Besuch sei auch ein Signal an viele afrikanische Politiker, die die Armen einfach ignorierten. "Er zeigt der Welt, dass arme Menschen wichtig sind." In Nairobi wird der Papst auch am Donnerstag die größte Messe der Reise zelebrieren; der Vatikan erwartet bis zu 500.000 Gläubige.

In Uganda, der zweiten Etappe, wird der Papst auf den Pfaden seiner Vorgänger wandeln: Wie schon Paul VI. 1969 und später Johannes Paul II. besucht er am Samstag einen Schrein für ugandische Märtyrer. In Namugongo bei Kampala ließ König Mwanga vor 130 Jahren 22 Katholiken und 10 Anglikaner foltern und hinrichten, da sie sich geweigert hatten, dem Christentum abzuschwören. Viele wurden bei lebendigem Leib verbrannt. Franziskus wird dort vor rund 100.000 Gläubigen eine Messe feiern. Später wird er laut Vatikan bei einer Begegnung mit Jugendlichen den Bericht eines früheren Kindersoldaten und auch den von einer HIV-positiven Katholikin anhören.

Kurz vor dem Ende seiner Afrika-Reise will der Papst am Sonntag noch in der Kathedrale von Bangui eine Heilige Pforte öffnen - als eine Art Vorpremiere des Heiligen Jahres, des "Jubiläums der Barmherzigkeit", das am 8. Dezember in Rom eingeläutet wird. "Ich will die betende Nähe der ganzen Kirche zu dieser so leidgeprüften, gequälten Nation zeigen und alle Zentralafrikaner dazu aufrufen, immer mehr Zeugen der Barmherzigkeit und der Versöhnung zu sein", begründete Franziskus den ungewöhnlichen Schritt.

(lsa/dpa)
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