Schon 13 Millionen Liter Öl ausgelaufen Ölpest kostet BP bislang 350 Millionen Dollar

Houston (RPO). Die Ölpest im Golf von Mexiko könnte BP noch teurer zu stehen kommen als erwartet. Bislang habe die Bekämpfung der Katastrophe 350 Millionen Dollar verschlungen, teilte der Konzern mit Sitz in London am Montag mit. Welche Kompensationszahlungen darin bereits enthalten sind, wollte BP nicht angeben.

Ölpest: Experiment mit Stahlbetonglocke gescheitert
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Ölpest: Experiment mit Stahlbetonglocke gescheitert

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Die Summe ist deutlich höher als von vielen Experten erwartet. Die BP-Aktie büßte trotz des rasanten Aufwärtstrends an der Londoner Börse zunächst deutlich ein und war einziger Verlierer im Leitindex. Dann legten die Papiere des bis zur Beginn der Ölkatastrophe nach Marktwert größten britischen Unternehmens wieder zu und stagnierten auf Vortagesniveau.

BP zufolge sind in der Summe von 350 Millionen Dollar Kosten für die Bekämpfung des Ölteppichs wie beispielsweise die Herstellung der riesigen Stahlglocke und die Durchführung der Entlastungsbohrungen, Zahlungen an die betroffenen US-Bundesstaaten und einige Kompensationszahlungen enthalten. Am Ende wird der Konzern deutlich mehr für die noch immer nicht gestoppte Ölpest zahlen müssen. Seit die Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April explodiert ist, strömen täglich mindestens 795.000 Liter aus den Bohrlöchern. BP kämpft mit allen Mitteln gegen die Ölpest.

Zuletzt erlitt das Unternehmen einen herben Rückschlag: Die riesige Stahlglocke, mit der das größte Bohrloch geschlossen werden sollte, musste wieder von dort entfernt werden. Jetzt eruieren die Briten neue Möglichkeiten, um das ausströmende Öl zu stoppen. "BP scheint sich abenteuerlicheren und möglicherweise auch teureren Lösungen zuzuwenden", sagten Analysten von BOA Merrill Lynch. BP gehören 65 Prozent an der zerstörten Plattform. Anadarko Petroleum besitzt 25 Prozent und Japan's Mitsui 10 Prozent.Am Dienstag und Mittwoch finden Anhörungen im US-Kongress zu der Katastrophe statt. Es werden auch führende BP-Mitarbeiter erwartet.

Trotz der zahlreichen Bemühungen um eine Eindämmung des Ölteppichs ist das Öl an der Küste angekommen und bedroht einzigartige Umweltsysteme der Bundesstaaten Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida. Nachdem das Öl die ersten Strände eines Naturschutzgebietes in der Nähe von New Orleans erreicht hatte, ist auch Dauphin Island vor Alabama betroffen. Derzeit soll sich das Öl in Richtung Westen bewegen.

Alternativlösungen

Nach dem jüngsten misslungenen Abdichtungsversuch des undichten Bohrlochs prüft der Ölkonzern drei Alternativlösungen. Wie der Chef der Rettungsoperation, Doug Suttles, erklärte, könnten die Experten demnach versuchen, eine kleinere Version einer Stahlbetonglocke einzusetzen, mit der es die Experten erfolglos versucht hatten. Diese sei aber nicht vor Dienstag einsatzbereit.

Ein erster Versuch, das offene Ölbohrloch am Meeresgrund mit einer vier Stockwerke hohen Stahlbetonglocke abzudecken war gescheitert, weil sich in der riesigen Konstruktion Eiskristalle aus Gas und Wasser gebildet hatten. Dadurch wurden die Öffnungen verstopft, durch die das Öl kontrolliert abgepumpt werden sollte. Der Wissenschaftler Philip Johnson von der Universität Alabama zeigte sich aber skeptisch. Es sei zu vermuten, dass auch die kleinere Betonglocke anfällig für Eisbildung sei. "Versuchen sollten sie aber alles", sagte der Ingenieur für Ölbohrungen.

Die Experten überlegen auch, das Leck am Meeresgrund mit Lehm und Beton abzudichten. Diese "Top Kill" genannte Technik benötigt allerdings zwei bis drei Wochen.

Mehr als 13 Millionen Liter Öl ausgeströmt

Eine dritte Möglichkeit ist nach BP-Angaben, die Steigleitung abzuschneiden und durch eine größere zu ersetzen. Dies sei aber die am wenigsten favorisierte Lösung, da sie das Ausströmen des Öls zunächst steigern würde.

Außerdem wird die Bohrung eines Entlastungsausgangs weiter vorangetrieben, der den Strom des Öls aus dem beschädigten Bohrkopf zum Versiegen bringen könnte. Die Arbeiten begannen vor einer Woche und dauern voraussichtlich drei Monate. BP wies darauf hin, dass alle Techniken, die angewendet oder geprüft würden, noch niemals zuvor unter den bestehenden Bedingungen getestet worden seien.

Bis Sonntag gelangten mehr als 13 Millionen Liter Rohöl ins Meer, knapp ein Drittel der Menge, die 1989 bei der Havarie der "Exxon Valdez" in Alaska austrat. Das Öl strömt seit einem Unfall auf einer Ölplattform aus und könnte sich zur größten derartigen Katastrophe an der Küste der USA auswachsen, falls es nicht bald gelingt, den Austritt des Öls aus dem Bohrloch in rund 1500 Metern Tiefe zu stoppen.

(apd/Reuters/felt)
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