Als Konsequenz aus Ölpest im Golf von Mexiko Obama stoppt Tiefsee-Bohrungen

New Orleans (RPO). Als Konsequenz aus der verheerenden Ölpest im Golf von Mexiko will US-Präsident Barack Obama Tiefsee-Bohrungen nach Öl für weitere sechs Monate stoppen. Nach Angaben des Weißen Hauses sollen auch die Sicherheitsvorschriften für Bohrungen auf offener See und Kontrollen auf Bohrinseln verschärft werden.

Ölpest: Experiment mit Stahlbetonglocke gescheitert
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Obama wollte noch am Donnerstag Details bekanntgeben, bevor er am Freitag erneut an den Golf reist. Zuvor war er von Innenminister Ken Salazar über erste Erkenntnisse zu der Umweltschutzkatastrophe unterrichtet worden.

Nach Angaben eines Vertreters des Weißen Hauses will die Regierung geplante Explorationsbohrungen in der Arktis so lange aussetzen, bis eine unabhängige Kommission ihre Schlüsse aus der Ölpest gezogen hat. Von den Maßnahmen ist unter anderem der Konzern Shell betroffen, der bereits im Juli in der Arktis nach Öl bohren wollte.

Die für August vorgesehene Vergabe neuer Förderlizenzen im westlichen Golfgebiet sowie die Lizenzvergabe für Bohrungen vor der Küste Virginias würden abgesagt, sagte der Mitarbeiter des Weißen Hauses weiter.

Obama nimmt Plan zurück

Der US-Präsident nimmt mit den neuen Maßnahmen einen Teil seines Ende März verkündeten Plans wieder zurück, Offshore-Ölbohrungen auszuweiten. Zur Enttäuschung von Umweltschützern hatte er damals erklärt, die Ausweitung der Förderung sei nötig, um den Energiebedarf der USA zu stillen, Arbeitsplätze zu sichern und die Konjunktur zu fördern.

Der Ölkonzern BP setzte seinen Versuch fort, das Leck mit Hilfe der "Top Kill"-Methode abzudichten. Der Konzern hatte am Mittwoch begonnen, mit Hilfe von Unterwasser-Robotern unter hohem Druck Schlamm in die sprudelnde Quelle zu pumpen. Gelingt es, den Ölfluss einzudämmen, soll das Loch in 1500 Metern Tiefe komplett mit Zement versiegelt werden. Einen ersten Erfolg konnte BP vermelden: Der Chef der Küstenwache, Thad Allen, teilte mit, es strömen kein Gas und kein Öl mehr aus dem Leck. Der obere Teil des Bohrlochs sei "stabilisiert".

Seit der Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" Ende April strömen täglich hunderttausende Liter Öl ins Meer. Über den Verlauf von "Top Kill" wird Obama ständig informiert. Sprecher Bill Burton sagte, Obama sei "sehr frustiert", dass BP die Abdichtung des Lecks noch immer nicht gelungen sei. Obama will sich am Freitag erneut in Louisiana selbst über die Lage informieren.

160 Kilometer Küste verseucht

Vor der ölverseuchten Küste wurden alle 125 an den Reinigungsarbeiten beteiligten Fischerboote zurückbeordert, weil einige Besatzungsmitglieder erkrankt waren. Vier Crewmitglieder von drei kommerziellen Fischerbooten hätten über Übelkeit, Schwindel, Kopfweh und Brustschmerzen geklagt, teilte die Küstenwache mit.

Dies werfe Fragen nach der Sicherheit bei den Reinigungsbemühungen sowie nach der Giftigkeit der Chemikalie auf, die BP über dem Golf von Mexiko verstreut hatte, um den Ölteppich zu zersetzen.

Nach Angaben des Gouverneurs von Louisiana sind bereits mehr als 160 Kilometer der Küste verseucht. Das sei mehr als doppelt so viel wie bisher befürchtet, sagte Bobby Jindal. Er forderte die Regierung in Washington auf, grünes Licht für einen Rettungsplan für das Marschland von Louisiana zu geben.

(AFP/nbe)
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