Newroz-Feier In Diyarbakir herrscht Angst vor Terroranschlägen

Diyarbakir · Überschattet von Terrorangst findet in der südosttürkischen Kurden-Metropole Diyarbakir am Montag die zentrale Feier zum kurdischen Neujahresfest Newroz statt.

PKK-Chef sendet Nachricht an seine Anhänger in Diyarbakir
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2015: Botschaft vom PKK-Chef an seine Anhänger in Diyarbakir

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Foto: dpa, tb ase

Prominentester Redner ab 10 Uhr (9 Uhr MEZ) ist der Ko-Vorsitzende der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP, Selahattin Demirtas. Die HDP und ihre Anhänger waren im vergangenen Juni in Diyarbakir und im Oktober in Ankara das Ziel von Selbstmordanschlägen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Insgesamt starben mehr als 100 Menschen.

Befürchtet werden am Montag in Diyarbakir außerdem Zusammenstöße mit Sicherheitskräften. Diese gehen in der Südosttürkei seit Dezember mit einer Offensive gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Weite Teile von Diyarbakirs Innenstadtbezirk Sur stehen seit dreieinhalb Monaten unter Ausgangssperre.

Das deutsche Generalkonsulat in Istanbul hatte vergangene Woche gewarnt, dass das Newroz-Fest Anlass zu "gewaltsamen Auseinandersetzungen und terroristischen Anschlägen" sein könnte. Nach Angaben von Innenminister Efkan Ala sind zum Schutz von Newroz-Feierlichkeiten am Montag landesweit 200.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. In mehreren Städten wurden die Newroz-Feiern verboten.

Im vergangenen Jahr nahmen nach HDP-Angaben bis zu eine Million Menschen an der zentralen Feier in Diyarbakir teil. Nach der erneuten Eskalation im Kurdenkonflikt und angesichts der Angst vor Anschlägen wird diesmal mit deutlich weniger Besuchern gerechnet.

"Es wäre ein Erfolg, wenn 200.000 Menschen kämen", sagte der HDP-Parlamentsabgeordnete Ziya Pir der Deutschen Presse-Agentur in Diyarbakir. "Die Leute haben Angst, dass etwas passieren könnte. Und sie sagen, wie kann ich feiern, wenn ein paar Meter weiter Krieg ist." Pir forderte die türkische Regierung und die PKK auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die alarmierende Eskalation der Gewalt zu stoppen.

Die Newroz-Feiern markieren den Beginn des Frühlings. Auch in Ländern wie dem Iran und Afghanistan wird das Fest gefeiert.

Die Türkei leidet derzeit unter einer Welle an Terroranschlägen. Am Samstag kam es zu einem Selbstmoranschlag im Zentrum der Millionenmetropole Istanbul mit fünf Toten, für den die Regierung den IS verantwortlich macht. Das gilt ebenso für einen weiteren Selbstmordanschlag in Istanbul im Januar, bei dem zwölf deutsche Urlauber getötet wurden. In diesem und im vergangenen Monaten gab es zwei schwere Selbstmordanschläge in der Hauptstadt Ankara mit Dutzenden Toten, zu denen sich eine PKK-Splittergruppe bekannte.

(felt/dpa)
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