USA Rassismusvorwürfe: Uni-Präsident in Missouri tritt zurück

Columbia · Seit Wochen gab es an der Universität von Missouri Klagen über Rassismus. Zunächst griff der Uni-Präsident nicht entschlossen durch. Doch schließlich wurde der Druck zu groß - er erklärte seinen Rücktritt.

 Studenten in Missouri in den USA protestieren seit Wochen gegen Rassismus an der Universität.

Studenten in Missouri in den USA protestieren seit Wochen gegen Rassismus an der Universität.

Foto: ap

Nach Studentenprotesten wegen nachlässigen Umgangs mit Rassismus auf dem Campus hat der Präsident der Universität von Missouri seinen Rücktritt erklärt. Damit übernehme er die "volle Verantwortung für den Frust" der jungen Leute, teilte Tim Wolfe am Montag mit. Deren Beschwerden seien "klar" und "real" gewesen.

Seit Monaten warfen ihm schwarze Studentengruppen vor, nichts gegen rassistische Sprüche auf dem Hauptcampus der vier Colleges in Missouri zu unternehmen. Die Proteste begannen, als der Führer einer der Gruppen, Payton Head, im September beklagte, Insassen eines Pickup-Trucks hätten ihn wegen seiner Hautfarbe beleidigt. Anfang Oktober berichteten afroamerikanische Studenten, sie seien von einem offenbar betrunkenen weißen Studenten rassistisch beschimpft worden.

Die Klagen nahmen weiter zu, doch gab Uni-Präsident Wolfe öffentlich kaum Stellungnahmen ab und wurde in der Folge als unnahbar, abgehoben und unsensibel kritisiert. Zuletzt räumte er zwar ein, dass sich etwas ändern müsse. Zudem kündigte er an, die Universität werde bis April 2016 einen Aktionsplan zur Förderung von Vielfalt und Toleranz auflegen. Doch am Sonntagabend beteiligten sich immer mehr Studenten an Sitzstreiks auf dem Campus, auch Politiker schalteten sich ein. Mindestens 30 afroamerikanische Football-Spieler erklärten zudem, erst wieder aufzulaufen, wenn der Präsident gehe. Ein Student trat sogar in einen einwöchigen Hungerstreik, beendete die Aktion nach der Rücktrittserklärung Wolfes jedoch.

Abgang soll Neubeginn sein

Der scheidende Uni-Präsident rief die Studenten, die Fakultät und die Belegschaft auf, seinen Abgang als Beginn eines Heilungsprozesses zu nutzen. Um notwendige Veränderungen einzuleiten, müsse man wieder miteinander reden, mahnte er.

Der Anteil der weißen Studenten an der Universität von Missouri liegt bei 79 Prozent, schwarze Studenten stellen acht Prozent. Rund 200 Kilometer westlich vom Campus in Columbia liegt der Ort Ferguson, wo der dunkelhäutige Teenager Michael Brown im vergangenen Jahr von einem weißen Polizisten erschossen worden war. Der Fall löste Proteste und eine landesweite Debatte über den Umgang der Polizei mit Afroamerikanern aus. Die Bewegung "Black Lives Matter" (Schwarze Leben zählen) erhielt durch die Kontroverse großen Zulauf.

Shaun Harper, Direktor am Zentrum für Ethnien und Chancengleichheit an der University of Pennsylvania, hob vor allem den Protest der schwarzen Football-Spieler am Campus in Missouri hervor. Sie hätten "verstanden, dass sie die Macht" hätten. "Das kommt so selten vor", sagte Harper.

Am Dienstag sollte das Football-Training an der Universität von Missouri vor einer Partie gegen das Team der Brigham Young University wieder aufgenommen werden. Eine Absage des Spiels hätte Kosten von mehr als einer Million Dollar verursachen können.

(ap)
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