Über 2000 Tote nach Erdbeben Nepal erlebt nationale Tragödie

Bei einem schweren Erdbeben in Zentralasien sind mindestens 2000 Menschen ums Leben gekommen. Besonders Nepals Hauptstadt Kathmandu wurde schwer getroffen. Nun erschütterte ein schweres Nachbeben die Region.

Nepal und Indien: Viele Tote bei Erdbeben in Zentralaisen
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Viele Tote bei Erdbeben in Nepal

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Foto: dpa, ns bjw

Als wäre die Region nicht schon schwer genug getroffen worden, bebte die Erde in Zentralasien einen Tag nach der Katastrophe ein zweites Mal. Das Nachbeben erreichte einen Wert von 6,7 auf der Richterskala. Ob weitere Menschen verletzt wurden, ist noch nicht bekannt.

Die Lage in Nepal ist noch immer unübersichtlich. Am 24. April 2015 um 11.56 Uhr bebte die Erde in Zentralasien - so heftig wie seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Das mächtige Himalaya-Gebirge hob und senkte sich, und Millionen von Menschen in Nepal, aber auch in Indien, China, Bangladesch und Pakistan spürten die Bodenbewegungen, die mindestens 2000 Menschen das Leben kosteten.

Überall stürtzen sie auf die Straßen. Doch viele schafften es nicht, ehe ihre Häuser und Geschäfte über ihren Köpfen zusammenfielen. Tausende kamen ums Leben.

Besonders schlimm traf es am Samstag die Menschen in Nepals Hauptstadt. Das Zentrum des Bebens, das laut dem Geoforschungszentrum in Potsdam eine Stärke von 7,8 erreicht hat, lag nur 80 Kilometer von Kathmandu entfernt. Zahlreiche alte Häuser und historische Stätten krachten zusammen. "Das ist eine nationale Tragödie", sagte der Autor Kashish Das Shrestha.

Shrestha ging in die Altstadt Kathmandus - und sah dort, dass mehrere Unesco-Weltkulturerbestätten aus den vergangenen Jahrhunderten quasi nur noch Schutt sind. "Alle Tempel sind zerstört", sagte er niedergeschlagen. "In einem der denkmalgeschützten Gebäude wurde eine Blutspende-Aktion durchgeführt. Das Haus kollabierte und es scheint, als seien alle darin umgekommen."

Erdbeben in Nepal: Mount-Everest-Basislager verschüttet
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Erdbeben in Nepal: Mount-Everest-Basislager verschüttet

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Foto: afp, ras/fk

Die Überlebenden sammelten sich überall in den Straßen. Stundenlang harrten sie dort aus, zu ängstlich, um in ihre Häuser zurückzukehren.
Denn mehrere Stunden lang zitterte die Erde weiter - die nepalesischen Seismologen verzeichneten insgesamt mehr als 20 Nachbeben. "Wir fürchten uns so, dass noch einmal ein großes Beben kommt. Wie können wir da ins Haus gehen?", fragte Chejum Gurung. Sie bereitete sich auf eine Nacht draußen vor.

"Überall liegen umgefallene Mauern und Häuser", beschrieb Yogesh Sitaula die Lage in seinem Viertel. "Ich habe gesehen, wie zwei Menschen in der New Road starben, als Teile eines Gebäudes auf sie herabfielen." Die Krankenhäuser seien mittlerweile überfüllt, und die Menschen würden notdürftig in den Straßen behandelt.

Der Student Shyam Krishna sah, wie eine Kirche in sich zusammenfiel - und die rund 40 bis 50 Gläubigen unter sich begrub, die ihre wöchentliche Versammlung abhielten. Wer irgendwie kann, packt allerorten mit an und versucht, die Verschütteten zu retten. Doch es fehlt an vielem, unter anderem an schwerem Gerät. So graben manche Helfer mit bloßen Händen. Auch Touristen, die sich gerade in Nepal aufhalten, helfen.

Viele von ihnen dürften tagelang in Kathmandu gestrandet bleiben. Denn der einzige internationale Flughafen des Landes wurde vorübergehend geschlossen. Nur Flüge mit Hilfsgütern - Essen, Wasser, Spürhunden, Kommunikationsmitteln - durften am Samstag landen, um die Menschen in der Hauptstadt zu unterstützen. Wie schlimm aber die Situation im Rest des Himalaya-Landes ist, könne derzeit noch niemand sagen, erklärten Hilfsorganisationen.

Die Netze der Mobilbetreiber waren zunächst immer wieder überlastet, das Festnetz funktionierte oft nicht. Wer aus Kathmandu durchkam, hörte oft Schreckliches aus dem Heimatdorf oder der -stadt. "Mein Haus in Ranipauwa ist komplett zerstört", sagte etwa Puja Lama nach einem Telefonat mit ihrer Familie. "Aber zum Glück haben wir alle überlebt."

(dpa)
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