Unglück in Saudi-Arabien Iran fordert Entschuldigung für Massenpanik in Mekka

Mekka · Irans oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei hat nach der Massenpanik während der islamischen Wallfahrt in Mekka mit 769 Toten eine Entschuldigung Saudi-Arabiens gefordert.

"Saudi-Arabiens Führung muss, statt anderen die Schuld zu geben, ihre Verantwortlichkeit für das schwere Unglück akzeptieren und sich bei der islamischen Gemeinschaft und ihren beraubten Familien entschuldigen", sagte Chamenei laut einer Mitteilung seines Büro am Sonntag vor Geistlichen. Bei dem Unglück kamen auch 144 Iraner um Leben.

Der Iran und Saudi-Arabien weisen sich gegenseitig die Schuld für die Katastrophe zu: Während die saudische Presse iranische Pilger für die Katastrophe verantwortlich machte, hatte der Iran von "schlechter Koordinierung und unüberlegtem Handeln" der örtlichen Behörden gesprochen. Das sunnitische Saudi-Arabien und der schiitische Iran sind Erzrivalen in der Region.

Mina nahe Mekka: Über 700 Tote bei Hadsch in Saudi-Arabien
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Hadsch fordert in Mina 717 Menschenleben

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Bei der Massenpanik im Ort Mina nahe Mekka waren am Donnerstag nach offiziellen Angaben zudem 934 Pilger verletzt worden, wie die staatliche Nachrichtenagentur Spa unter Berufung auf das saudische Gesundheitsministerium berichtete.

Es war das schlimmste Unglück beim Hadsch seit 25 Jahren. Neben der iranischen Opfer stammen mindestens 55 Todesopfer aus Ägypten, 29 aus Indien und 22 aus Indonesien. Zudem starben auch wenigstens 18 Pakistani und sieben Bürger Algeriens.

Nach Angaben des Zivilschutzes sicherten Einheiten den Strom der Pilger am Wochenende zum Abschluss des Hadsch ab, um neues Gedränge bei der Abreise zu verhindern. Die Einsatzkräfte sollten riskante Strecken wie etwa Tunnel genau beobachten. Der Hadsch ging offiziell am Samstag zu Ende. Viele Gläubige reisten aber erst am Sonntag ab. Eine Untersuchung soll derweil klären, wie es zu der Massenpanik kommen konnte.

Chronologie der Katastrophen bei Massenveranstaltungen
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Foto: afp, FN/EIS/ADL

Paniken können bei großem Gedränge durch vermeintlich harmlose Dinge ausgelöst werden: "Zum Beispiel [dadurch], dass Rauch zu sehen ist oder das Licht ausgeht. Wenn die Leute dann desorientiert sind und sich ohne Kontrolle, ohne Information oder ohne Führung fühlen, kann die Situation eskalieren", erklärte die Diplom-Psychologin Katja Schulze von der Freien Universität Berlin der Deutschen Presse-Agentur.

In diesem Jahr sind mehr als zwei Millionen Muslime an den Geburtsort des Propheten Mohammed gepilgert, darunter 1,4 Millionen Gläubige aus anderen Ländern. Jeder Muslim sollte seinem Glauben zufolge einmal im Leben am Hadsch teilnehmen.

(dpa)
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