Flugkatastrophe in Ägypten Bombe als Absturzursache immer wahrscheinlicher

Kairo · War es tatsächlich ein Sprengsatz, der am Wochenende einen Airbus mit 224 Menschen an Bord zum Absturz brachte? Großbritannien hält einen Bombenanschlag für wahrscheinlich - und auch in den USA glauben Ermittler jetzt offenbar an die Bomben-Theorie. Hinter der Tat soll die Terrorgruppe IS stecken.

Metrojet-Absturz: Bombe als Ursache immer wahrscheinlicher
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Metrojet-Absturz: Bombe immer wahrscheinlicher

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Im Fall des über der ägyptischen Sinai-Halbinsel abgestürzten Airbus A321 verdichten sich die Hinweise auf einen Terroranschlag. Großbritannien hält eine Bombe als Absturzursache für wahrscheinlich. Ein Sprengkörper an Bord der russischen Passagiermaschine sei eine "signifikante Möglichkeit", sagte der britische Außenminister Philip Hammond am Mittwochabend. Es seien verschiedene Quellen ausgewertet worden, bevor die Regierung zu dem Schluss gekommen sei.

Auch in den USA verdichteten sich offenbar solche Hinweise. "Es gibt ein eindeutiges Gefühl, dass es ein Sprengkörper war, der im Gepäck oder anderswo im Flugzeug versteckt wurde", zitierte CNN einen namentlich nicht genannten Vertreter der US-Regierung. Demnach gehen US-Geheimdienste davon aus, dass höchstwahrscheinlich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) dahinter stecke. Die US-Regierung vermied es, diese Vermutung öffentlich zu nähren.

Nach dem Start im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich am Samstag war der Airbus A321 der russischen Firma Metrojet über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. 224 Menschen kamen ums Leben. Die Unglücksursache ist bislang unklar. Es ist das schwerste Unglück in der Geschichte der russischen Luftfahrt.

Derzeit werden in Ägypten die Flugschreiber der abgestürzten Maschine ausgewertet. Wie das Ministerium für zivile Luftfahrt am Mittwoch mitteilte, konnten die Informationen vom Datenrekorder sichergestellt werden. Zum Teil beschädigt sei jedoch der Stimmenrekorder, der Tonaufnahmen der Gespräche von Pilot und Copilot sowie weitere Geräusche im Cockpit speichert. Es werde daher "viel Arbeit" kosten, diese Daten auszulesen, hieß es.

Außenminister Hammond warnte unterdessen vor Flugreisen nach oder über Scharm el Scheich in Ägypten. Es werde von allen Reisen an den Flughafen des Ferienorts am Roten Meer abgeraten, die nicht notwendig seien. Es würden vorerst keine Flüge von Großbritannien nach Scharm el Scheich starten. Britische Luftfahrtexperten seien auf dem Weg in den besonders bei Briten beliebten Badeort am Roten Meer, um die Sicherheitsmaßnahmen am dortigen Flughafen zu überprüfen. Nach dieser Prüfung werde entschieden, ob "weitere Maßnahmen" nötig seien, hieß es in London.

Die irischen Behörden folgten dieser Entscheidung und wiesen alle Fluglinien des Landes an, den Ort vorerst nicht mehr anzufliegen. Die deutsche Lufthansa und die französische Air France hatten bereits am Wochenende erklärt, dass ihre Maschinen die Sinai-Halbinsel bis auf Weiteres umfliegen werden.

Ägyptens Außenminister Samih Schukri hatte die britische Entscheidung, Flüge nach Scharm el Scheich zu stoppen, "vorzeitig und ungerechtfertigt" genannt. Er sei sehr enttäuscht, sagte er der BBC.
Auf die Frage, ob er einen Terroranschlag für möglich halte, sagte er dem US-Sender CNN, dass müsse die Untersuchung klären.

Bereits unmittelbar nach dem Absturz hatte ein IS-Ableger behauptet, dafür verantwortlich zu sein. Experten bezweifelten diese Aussage; die Behörden in Russland und Ägypten hatten einen Anschlag als unwahrscheinlich bezeichnet. Am Mittwoch bekräftigten die Extremisten jedoch in einer Audionotiz ihre Behauptung. Gegebenenfalls werde man irgendwann nähere Informationen dazu veröffentlichen. Die Stellungnahme konnte bislang nicht unabhängig verifiziert werden.

(rls/dpa/AFP)
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