US-Serienmörder vor Gericht Die Jury fordert die Todesstrafe für den "Grim Sleeper"

Los Angeles · Für den als "Grim Sleeper" bekannt gewordenen US-Serienmörder haben Geschworene in Los Angeles die Todesstrafe gefordert. Lonnie Franklin Jr. war Anfang Mai für schuldig befunden worden, über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg neun Frauen und eine Teenagerin umgebracht zu haben.

 Lonnie Franklin Jr. droht die Exekution.

Lonnie Franklin Jr. droht die Exekution.

Foto: ap

Die Entscheidung der Jury vom Montag nahm der 63-Jährige regungslos auf. Die formale Urteilsverkündung setzte der Richter für den 10. August an.

Franklin wurden Morde zwischen 1985 und 2007 zur Last gelegt. Der Tätername "Grim Sleeper" geht auf den englischen Begriff für den Sensenmann ("Grim Reaper") zurück - und der früheren Annahme, dass er seine Umtriebe zwischen 1988 und 2002 unterbrach. Inzwischen vermuten die Behörden, dass Franklin niemals ruhte.

Staatsanwältin Beth Silverman legte Beweise über vier weitere Morde vor, die der "Grim Sleeper" in dem fraglichen Zeitraum begangen haben soll. Zudem soll der frühere Müllmann ihren Angaben zufolge auch 1984 einen Menschen getötet haben - und damit ein Jahr vor dem ersten Mord, für den er zur Rechenschaft gezogen werden soll. Letztlich sah die Staatsanwaltschaft von einer Anklage wegen der weiteren Morde ab, um den Fall nicht weiter hinauszuzögern. Bis zur Prozesseröffnung waren sechs Jahre ins Land gegangen.

Die Taten hatten ein ähnliches Muster: Die Frauen wurden erschossen oder erwürgt, mitunter beides. Dann wurde sie spärlich bekleidet oder nackt in Gassen oder Mülltonnen geworfen. Über Jahre waren die Morde ungelöst geblieben. Gegen die Polizei wurden Vorwürfe von Angehörigen der Opfer laut, sie hätten die Fälle ignoriert, weil die Toten schwarz und manche von ihnen Prostituierte und Drogenabhängige gewesen seien.

DNA-Ergebnisse brachten Ermittler auf die Spur

Den Verdacht der Ermittler erregte Franklin, als eine Spezialeinheit damit begann, die Mordfälle nach der letzten Bluttat im Jahr 2007 erneut unter die Lupe zu nehmen. Eine Untersuchung der DNA seines Sohnes ergab dann Ähnlichkeiten mit genetischen Spuren, die auf einem der Todespfer gefunden worden waren.

Ein als Hilfskraft in einer Pizzeria getarnter Ermittler sammelte später von Franklin zurückgelassenes Besteck und Essensreste auf, während dieser dort an einer Geburtstagsparty teilnahm. Die Laborergebnisse brachten ihn dann mit den Leichen in Verbindung. Mithilfe der Zeugenaussage einer Überlebenden einer Attacke Franklins stieß die Polizei auf Fotos der Opfer, die er hinter einer Wand in seinem Haus versteckt hatte.

Während des Prozesses hatten Franklins Anwälte die forensischen Beweise gegen ihren Mandanten infrage gestellt. Auf etliche Leichen sei auch die DNA anderer Männer gefunden worden, argumentierten sie. Anwalt Seymour Amster kritisierte zudem die Kosten für das Verfahren und die beantragte Todesstrafe. "Jetzt werden Millionen von Dollar für Berufungen ausgegeben, weil wir keine andere Wahl haben", sagte er. Das Geld wäre viel besser in den armen Vierteln aufgehoben, in denen sich die Morde ereignet hätten.

Dass Franklin hingerichtet wird, halten Beobachter für unwahrscheinlich. In kalifornischen Todeszellen sitzen fast 750 verurteilte Mörder, doch wegen rechtlicher Hürden wurde seit mehr als einem Jahrzehnt niemand exekutiert. Seit 1978 wurden lediglich gegen 13 Insassen das Todesurteil vollstreckt. Eine weitaus größere Zahl an Todeskandidaten starb eines natürlichen Todes oder nahm sich das Leben.

(felt/ap)
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