Geiselnahme Linksextremisten nehmen türkischen Staatsanwalt als Geisel

Istanbul · Bewaffnete Mitglieder einer linksextremen Gruppe haben am Dienstag in der türkischen Metropole Istanbul einen Staatsanwalt als Geisel genommen. Der Staatsanwalt sei mit Ermittlung zu einem Todesfall im Rahmen der Gezi-Unruhen im Jahr 2013 betraut.

 Spezialeinheiten der Polizei haben das Gebäude in Istanbul umstellt, indem ein Staatsanwalt festgehalten wird.

Spezialeinheiten der Polizei haben das Gebäude in Istanbul umstellt, indem ein Staatsanwalt festgehalten wird.

Foto: dpa, tb jak

Türkische Medien veröffentlichen Fotos, auf denen ein Angreifer zu sehen war, der dem Staatsanwalt Mehmet Selim Kiraz eine Pistole an den Kopf hält. Kiraz wurde in seinem Dienstzimmer im Justizpalast im europäischen Teil Istanbuls festgehalten. Er ermittelt wegen des Todes von Berkin Elvan, einem Jungen, der 2013 bei den Gezi-Unruhen von einer Tränengaskartusche der Polizei am Kopf getroffen wurde und einige Monate später starb.

Kritiker werfen der Justiz seit langem vor, die Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Verantwortlichen für Elvans Tod zu verschleppen. Elvans Vater appellierte an die Geiselnehmer, den Staatsanwalt freizulassen.

Bei den Geiselnehmern handelt es sich nach Medienberichten um Mitglieder der linksextremistischen Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C), die häufig Mitglieder des Staatsapparates ins Visier nimmt. Laut Medienberichten konnten die Angreifer ihre Waffen in das Gerichtsgebäude schmuggeln, weil die Metalldetektoren am Eingang aufgrund eines Stromausfalls nicht funktionierten.

Bei der Geiselnahme im Justizpalast Caglayan waren Schüsse zu hören. Spezialeinheiten der Polizei fuhren am Tatort auf. Die Online-Ausgabe der Zeitung "Hürriyet" meldete, es gebe Verhandlungen zwischen den Geiselnehmern und der Polizei. Die Täter sollen gefordert haben, die Namen der für den Tod Elvans verantwortlichen Polizisten bis 15.36 Uhr (14.36 Uhr MEZ) preiszugeben. Andernfalls werde der Staatsanwalt erschossen.

(ap)
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