Abschied von Fidel Castro Kuba sagt "Adiós"

Havanna · Die Kubaner trauern um Revolutionsführer Fidel Castro. In Havanna erweisen Tausende Menschen dem Comandante die letzte Ehre. Vor allem ältere Leute bringen dem Rebellen, Diktatoren und Staatsmann Respekt entgegen.

 Tausende Kubaner sammeln sich bis zum Abend am Platz der Revolution in Havanna, um Abschied zu nehmen.

Tausende Kubaner sammeln sich bis zum Abend am Platz der Revolution in Havanna, um Abschied zu nehmen.

Foto: dpa, rp lmb ive ay

Die brennende Karibiksonne ist für so manchen alten Kämpen zuviel. Stundenlang stehen die Kubaner vor dem Denkmal für den Nationalhelden José Martí in Havanna an, um dem gestorbenen Revolutionsführer Fidel Castro die letzte Ehre zu erweisen. Mehrere Menschen erleiden einen Schwächeanfall, Sanitäter eilen mit Tragen herbei. Schließlich haben die Sicherheitskräfte Erbarmen und lassen die Rentner in der Schlange vorrücken.

"Ich habe mit Fidel in der Sierra Maestra gekämpft", erzählt Luciano Caballero. An seiner beigen Guayabera — dem traditionellen Leinenhemd aus der Karibik — hängen zahlreiche Orden. "Der Größte ist von uns gegangen", sagt der 79-Jährige unter Tränen. Dann ruft er: "Viva Fidel."

Im Inneren des José-Martí-Denkmal ist ein Foto von Castro aus dessen Zeit als Revolutionär und ein Gebinde aus weißen Blumen aufgestellt worden. Vier Soldaten in Gala-Uniformen flankieren den Schrein. Die Ehrenwache wird von Mitgliedern des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei und anderen hochrangigen Funktionären gehalten.

Andächtig ziehen die Menschen vorüber. So mancher alte Guerillero, der noch Seite an Seite mit Castro gegen die Truppen von Diktator Fulgencio Batista gekämpft hat, steht stramm und salutiert. Dann geht es weiter. Noch immer warten Tausende draußen in der sengenden Sonne und warten auf Einlass.

Orlinda Martín hatte als Jugendliche 1958 und 1959 bei Santa Clara in Zentral-Kuba mit Castros Guerilleros für die Revolution gekämpft. "Ich habe für die Rebellen Essen geklaut", erzählt die 72-Jährige. "Da haben mich die Soldaten angeschossen", sagt sie und zeigt auf ihr Gesäß, wo sie die Kugel erwischt hat.

Später arbeitete sie in einer Schuhfabrik. Einmal kam Fidel Castro zu Besuch, um die Produktion zu inspizieren. Trotz seines harten Lebens, den Gefechten und der Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern, habe der Revolutionsführer ganz weiche Hände gehabt, erinnert sich Martín.
"Fidel ist der Vater von uns allen. Wie ihn gibt es keinen Zweiten."

Auch am Dienstag können die Kubaner noch im José-Martí-Denkmal Abschied nehmen. Am Abend findet auf dem Platz der Revolution eine Massenkundgebung mit Gästen aus der ganzen Welt statt. Unter anderen werden Spaniens früherer König Juan Carlos, der bolivianische Präsident Evo Morales und Mexikos Staatschef Enrique Peña Nieto in Havanna erwartet. Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) vertritt Deutschland bei den Trauerfeierlichkeiten.

Die kubanische Regierung nutzt Castros Tod auch, um die Reihen zu schließen und das Volk auf die Verteidigung der Revolution einzuschwören. Im ganzen Land können die Menschen sich in Büchern eintragen und feierlich schwören, weiterhin für die Ideale Castros und den Sozialismus zu kämpfen.

Während die einen Castro als mutigen Rebellen und großen Staatsmann würdigen, erinnern andere an die schweren Menschenrechtsverletzungen unter seiner Herrschaft. "In diesen Tagen erinnern wir uns an jene, die es nicht bis hierhin geschafft haben", schreibt die prominente Dissidentin Yoani Sánchez in ihrem Blog "14ymedio". "An jene, die während der Castro-Zeit starben, die im Meer ertrunken sind, die Opfer der Zensur des Máximo Líder wurden."

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Vor allem ältere Kubaner bringen Castro aber noch immer höchsten Respekt entgegen. "Er hat uns unsere Würde als Volk zurückgegeben", sagt Eulalia. Ihr Enkel hat die Rentnerin im Rollstuhl auf den Platz der Revolution geschoben, damit sie sich von dem Comandate verabschieden kann. "Er hat dafür gesorgt, dass wir wieder stolz darauf sein können, Kubaner zu sein."

(bur/dpa)
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