Kamera schneidet Austausch mit Die Queen fand Gäste aus Peking "sehr unhöflich"

London · Recht undiplomatisch hat sich die sonst stets diskrete britische Königin in einem unbelauscht geglaubten Moment über chinesische Regierungsvertreter beklagt. Bei einem Empfang zu ihrem 90. Geburtstag schnitt eine Kamera das Gespräch von Elizabeth II. mit der Londoner Polizeioffizierin Lucy D'Orsi mit, wie am Dienstag bekannt wurde.

 Königin Elizabeth II. bei ihrem Empfang am 10. Mai 2016 im Buckingham Palace.

Königin Elizabeth II. bei ihrem Empfang am 10. Mai 2016 im Buckingham Palace.

Foto: afp

Zunächst klagte D'Orsi, die im Oktober beim Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in London mitverantwortlich für die Sicherheit war, über das Verhalten der Gäste aus Peking. Als die Königin erfuhr, welche Aufgabe die Polizeibeamtin hatte, kommentierte sie dies laut den Kameraaufnahmen mit den Worten: "Oh, was für ein Pech."

D'Orsi berichtete bei der Gartenparty, wie abrupt die chinesischen Gäste ein Treffen mit der britischen Botschafterin in China, Barbara Woodward, beendet hätten. Die Queen merkte daraufhin an: "Sie waren sehr unhöflich mit der Botschafterin." Und schloss gleich noch ein spitzes "Außerordentlich!" an.

Ein Sprecher des Königshauses wollte die "privaten Unterhaltungen" der Queen nicht kommentieren. Er beschrieb den Staatsbesuch von Xi aber als "extrem erfolgreich". Auch die Londoner Polizei wollte sich zu dem "privaten Gespräch" der Königin mit der Polizeioffizierin nicht äußern. Die Queen äußert in der Öffentlichkeit nie ihre politischen Ansichten und ist bekannt für ihre Zurückhaltung und Diskretion. In ihrer 64 Jahre währenden Regentschaft hat sie bis heute kein einziges Interview gegeben.

Das chinesische Außenministerium gab sich am Mittwoch schmallippig. Die Visite von Präsident Xi in London sei "sehr erfolgreich" gewesen, sagte Ministeriumssprecher Lu Kang. Dies werde von beiden Seiten so anerkannt. Allerdings wurde die Sendung von BBC World in China, in der über die Äußerungen von Elizabeth II. berichtet wurde, unterbrochen.

Ebenfalls am Dienstag war bekannt geworden, dass der britische Premierminister David Cameron in ein Fettnäpfchen getreten war: In einem nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Gespräch mit Königin Elizabeth II. bezeichnete er Nigeria und Afghanistan als die "vielleicht korruptesten Länder der Welt". Die Präsidenten beider Länder sind Gäste eines Anti-Korruptions-Gipfels am Donnerstag in London. Auch Cameron wurde Opfer eines Kamera-Mitschnitts, der vom Fernsehsender ITV aufgenommen und über Twitter ins Internet gestellt wurde.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort