Terror in Afghanistan Mindestens 13 Tote nach Angriff auf Universität in Kabul

Kabul · Bei einem Überfall mutmaßlicher Extremisten auf die Amerikanische Universität in Kabul sind mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. 36 weitere wurden verletzt.

 Afghanische Sicherheitskräfte am Donnerstagmorgen vor der Universität.

Afghanische Sicherheitskräfte am Donnerstagmorgen vor der Universität.

Foto: ap, RG

Das sagte der Sprecher des Innenministeriums, Sedik Sedikki, am Donnerstagmorgen. Demnach konnten Sicherheitskräfte den Angriff auf die Hochschule nach fast neun Stunden beenden. Die beiden Angreifer seien von der Polizei getötet worden.

Wer hinter dem Angriff vom Mittwoch steckte, war zunächst unklar. Bei den Toten handelte es sich nach Angaben der afghanischen Behörden um sieben Studenten, einen Lehrer, drei Polizisten und zwei Sicherheitsleute. Der Lehrer sei Absolvent der US-Elite-Universität Stanford und Dissertant an der Oxford University gewesen, sagte der afghanische Präsident Aschraf Ghani.

Die meisten Menschen seien durch Fenster in den Klassenräumen erschossen worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums. Mehr als 200 Personen, die in den Universitätsgebäuden festsaßen, wurden von Spezialeinheiten der Polizei in Sicherheit gebracht.

Präsident Ghani verurteilte den Überfall. Die Drahtzieher säßen im benachbarten Pakistan, sagte der Staatschef und warf der Regierung in Islamabad vor, die Taliban dort gewähren zu lassen. Nach Angaben seines Büros besuchte er einige der Verletzten am Donnerstag im Krankenhaus.

Der Angriff begann am Mittwochabend mit einem Autobombenanschlag eines Selbstmordattentäters, der eine Lücke in den Schutzmauer um den Campus riss. So hätten die beiden Täter auf das Gelände gelangen können, sagte Sedikki. Sie seien mit Granaten und automatischen Waffen bewaffnet gewesen.

AP-Fotograf Massoud Hossaini war zum Zeitpunkt der Attacke mit 15 anderen Studenten in einem Klassenraum. Er habe eine Explosion gehört, sagte er. Daraufhin sei er zum Fenster gegangen und habe eine Person draußen mit normaler Kleidung gesehen. "Er schoss auf mich und zerschmetterte das Glas."

Er sei auf das Glas gefallen und habe sich seine Hände geschnitten. Dann hätten sich die Studenten im Klassenzimmer verbarrikadiert. Mindestens zwei Granaten seien in den Raum geworfen, einige der Studenten verletzt worden, sagte Hossaini.

Neun Studenten sei es später gelungen, durch einen Notausgang vom Campus zu entkommen, sagte der Fotograf weiter. Als sie gerannt seien, habe er jemand mit dem Gesicht auf dem Boden liegend gesehen. "Sie sahen aus, als ob ihnen in den Rücken geschossen worden wäre." Er und die anderen Studenten fanden in einem Wohnhaus in der Nähe des Campus Unterschlupf und wurden später in Sicherheit gebracht.

Vor zwei Wochen hatten Bewaffnete zwei Mitarbeiter der Universität, einen Amerikaner und einen Australier, aus ihrem Auto entführt. Es ist noch immer nicht bekannt, wo sie sich befinden. Die Universität war 2006 gegründet worden, um Kurse in Geisteswissenschaften anzubieten, die das US-System zum Vorbild haben. Mehr als 1000 Studenten sind derzeit in Kurse mit Hochschulabschluss eingeschrieben.

Das US-Außenministerium verurteilte den Überfall auf die Universität.
Es habe sich hierbei um "eine Attacke auf die Zukunft Afghanistans" gehandelt. Sicherheitsberater der USA seien gemeinsam mit afghanischen Sicherheitskräften im Einsatz, erklärte das Pentagon. Die Taliban versuchen seit 15 Jahren, die Regierung zu stürzen. Ausländische Zivilisten sehen sie als legitime Ziele an, um ihre Absicht zu verwirklichen.

(isw/ap)
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