Trauerfeier für Johnny Hallyday Hunderttausende verabschieden sich vom "französischen Elvis"

Paris · In der Geschichte Frankreichs ist wenigen Menschen eine solche Trauerfeier bereitet worden: Hunderttausende haben Johnny Hallyday die letzte Ehre erwiesen. Der Musiker sei "ein Teil von Frankreich" gewesen, sagte Präsident Macron. Viele Fans weinten.

Trauerfeier für Johnny Hallyday - Abschied vom "französischen Elvis"
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Frankreich verabschiedet sich von Johnny Hallyday

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Frankreich hat sich mit besonderen Ehren von seinem bekanntesten Rocksänger verabschiedet. Das Land ehrte Johnny Hallyday am Samstag mit einer ungewöhnlichen Trauerprozession die Champs-Élysées entlang, einer Präsidentenrede und dem Auftritt von Motorradfahrern. Das Ganze fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt. Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte auf den Stufen der Madeleine-Kirche von Paris, mit dem Tod Hallydays sei ein "Teil von Frankreich" gegangen.

Fans auf den Straßen von Paris weinten, als Macron ihnen sagte: "Johnny gehörte euch. Johnny war seine Öffentlichkeit, Johnny war sein Land." Als Macron seine Rede beendete, waren Rufe von "Johnny! Johnny!" und tosender Beifall zu hören. Fans sangen Hallydays Lieder.

Trauerzug über die Champs-Élysées

Hallyday war am Mittwoch im Alter von 74 Jahren nach einem Kampf gegen Lungenkrebs gestorben. In der Geschichte Frankreichs, wo Hallyday mitunter als "französischer Elvis" bezeichnet wurde, ist wenigen Persönlichkeiten eine derart aufwendige Trauerfeier bereitet worden. Für Hallyday angeordnet wurde sie von Macron, der selbst Fan des Rocksängers ist.

Der Wagen mit der Leiche Hallydays fuhr am Napoléon-Denkmal Arc de Triomphe vorbei und die Champs-Élysées entlang zur Place de la Concorde an der Seine. Diese Ehre wird normalerweise nur Staatsoberhäuptern oder kulturellen Größen wie dem Schriftsteller Victor Hugo zuteil. Eine Rocker-Note verlieh dem von Pomp geprägten Ereignis, dass Hunderte Motorradfahrer die Prozession begleiteten. Hallyday hatte eine Leidenschaft für Motorräder und ein Bikerimage. Er trug Lederjacken und hatte zahlreiche Tattoos.

Rund 1500 Polizisten sicherten die Gegend, ein Hubschrauber überwachte das Geschehen und Rettungsfahrzeuge waren in nahegelegenen Straßen. Zehntausende Fans säumten die Prozessionsroute, viele hatten sich im auffälligen, rebellischen Stil Hallydays gekleidet.

Letzte Ruhe voraussichtlich auf St.Barts

In der Madeleine-Kirche ehrten Redner wie die Schauspieler Marion Cotillard und Jean Reno sowie Sänger Patrick Bruel den verstorbenen Hallyday. Zu den Gästen gehörten die früheren Präsidenten François Hollande und Nicolas Sarkozy, der die Trauung bei Hallydays letzter Ehe vorgenommen hatte.

Auf dem Eiffelturm waren am Wochenende die Worte "Danke, Johnny" zu lesen. Vor dem Anpfiff sollten in Fußballstadions Hallydays Lieder gespielt werden.

Hallyday, der eigentlich Jean-Philippe Smet hieß, wird voraussichtlich auf der französischen Karibikinsel St.Barts begraben, wo er ein Haus besaß. Er hinterlässt seine Frau Laeticia, seine zwei ehemaligen Ehefrauen, vier Kinder und drei Enkelkinder.

Ähnlich große Menschenmengen kamen für einen verstorbenen Künstler nur zweimal in der jüngeren französischen Geschichte zusammen: Nach dem Tod von Chanson-Sängerin Edith Piaf 1963, an der sich rund 500.000 Menschen beteiligten, und bei der nationalen Trauerfeier für den Schriftsteller Victor Hugo 1885. Dazu kamen laut der Presse der damaligen Zeit rund zwei Millionen Menschen

(wer)
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