Drogenbaron Joaquín Guzmán "El Chapo" floh durch 1,5 Kilometer langen Tunnel

Mexiko-Stadt · Er galt als mächtigster Drogenbaron der Welt, diesem Ruf wurde er wieder gerecht: Joaquín "El Chapo" Guzmán gelang zum zweiten Mal die Flucht aus dem Gefängnis. Eine Blamage für die Behörden in Mexiko.

Polizei fahndet nach Drogenbaron Joaquín "El Chapo" Guzmán
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Polizei fahndet nach "El Chapo"

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Foto: dpa, jn pb ase pt

An dem verwegenen Plan müssen "El Chapos" Männer wohl monatelang getüftelt haben. Er sah vor, einen Tunnel zu bauen, eine leerstehende Wohnung und vermutlich Helfer innerhalb des mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano zu organisieren. Am Samstagabend war es anscheinend so weit: Joaquín Guzmán, genannt "El Chapo" und als Chef des Sinaloa-Kartells einst der meistgesuchte Drogenboss der Welt, stieg in die heimlich ausgegrabene Unterführung, wie die Behörden vermuten. Der Weg führte ihn in die Freiheit - es war das zweite Mal, dass Guzmán eine spektakuläre Flucht gelang.

Der nationale Sicherheitsbeauftragte Monte Alejandro Rubido versuchte, das schier Unerklärliche in einer eilig einberufenen Pressekonferenz zu erklären. "Am Samstagabend ist Joaquín Guzmán die Flucht gelungen", sagte er am Sonntag.

Laut einer Mitteilung der Nationalen Sicherheitskommission ist der Drogenboss am Samstag zum letzten Mal auf den Überwachungskameras der Haftanstalt in der Stadt Almoloya de Juárez im Bundesstaat Mexiko zu sehen. Die Bilder zeigen demzufolge, wie er scheinbar auf die Toilette geht. Als Guzmán nach langer Zeit nicht zurück ist, gehen die Sicherheitskräfte in die Zelle.

In der Dusche finden sie den Angaben zufolge eine rechteckige Öffnung, 50 mal 50 Zentimeter groß. "Sie führt in ein 10 Meter tiefes, mit einer Leiter ausgestattetes Loch", sagte Rubido. Danach folge ein 1,5 Kilometer langer Tunnel. Der Weg ist gut belüftet und beleuchtet, erläuterte Rubido. Die Behörden fanden sogar Schienen, auf ihnen haben Guzmáns Komplizen beim Tunnelbau wohl den Schutt abtransportiert.

Die Behörden starteten am Sonntag eine Großfahndung nach Guzmán. Der Flughafen im benachbarten Toluca wurde geschlossen. Schon einmal war Guzmán die Flucht gelungen: 2001 entkam er auf einem Wäschewagen aus einem Hochsicherheitsgefängnis. Nach jahrelanger Suche war er erst im vergangenen Februar in der Hafenstadt Mazatlán wieder gefasst worden.

Über das Leben Guzmáns kursieren viele Gerüchte. Sein Alter wird je nach Quelle mit 58 oder 60 angegeben. Er kam als Sohn armer Leute im Dorf La Tuna de Badiraguato im Bundesstaat Sinaloa zur Welt. In den 1980er Jahren stieg Guzmán als Gefolgsmann des Gangsterbosses Miguel Ángel Félix Gallardo in den Drogenhandel ein.

Seine turbulente Lebensgeschichte hat Romane und Lieder inspiriert. Sein Spitzname bedeutet übersetzt "der Kleine" und bezieht sich auf seine geringe Körpergröße von 1,68 Meter. 1993 wurde er zum ersten Mal in Guatemala festgenommen. Auch die Vereinigten Staaten suchen Guzmán wegen Drogenhandels.

(dpa)
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