Jerusalem Weiterer Tag der Gewalt: Drei Israelis tot

Jerusalem · Die Regierung erwägt, das Westjordanland und arabische Viertel in Ostjerusalem abzuriegeln, um weitere Attacken zu verhindern. Die Hamas lobt die Angreifer als Helden.

Jerusalem: Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern eskaliert weiter
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Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern eskaliert weiter

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Israel hat am Dienstag den bisher schlimmsten Tag seit Beginn der jüngsten Gewaltwelle im Nahen Osten vor einem Monat erlebt. Drei Israelis wurden bei zwei fast zeitgleichen Angriffen von Palästinensern in Jerusalem getötet, mindestens 15 weitere wurden dort und bei Messerangriffen in der Stadt Raanana verletzt, wie die Polizei mitteilte. Zwei der Angreifer wurden erschossen. Auch an der Grenze zum Gazastreifen gab es wieder Unruhen.

Viele Israelis fürchten, dass die zunehmende Gewalt ein Vorbote eines dritten Palästinenseraufstandes, einer sogenannten Intifada, ist. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief nach den Taten vom Dienstag sein Sicherheitskabinett zu einer Krisensitzung zusammen. Unter anderem erwäge die Regierung, eine Abriegelung des palästinensischen Westjordanlands und bestimmtet arabischer Viertel Ostjerusalems, sagte eine Polizeisprecherin. Das forderte auch der Jerusalemer Bürgermeister Nir Barkat. Hardliner in der Regierung fordern noch weit drastischere Maßnahmen gegen die Palästinenser.

Tempelberg in Jerusalem: Gewalt eskaliert
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Unruhen am Tempelberg in Jerusalem

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Besonders in Jerusalem griff Panik um sich. Dort stiegen am Dienstag zwei Palästinenser in einen Bus, stachen auf die Passagiere ein und schossen auf sie, wie Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte. Einer der beiden Angreifer sei getötet worden, der zweite sei von Passagieren überwältigt und festgenommen worden.

Fast gleichzeitig sei in einem anderen Teil der Stadt ein Angreifer mit seinem Auto in eine Bushaltestelle gefahren und habe auf die Wartenden eingestochen. Ein Israeli sei getötet worden, sagte der Sprecher. Der Angreifer, der ein Firmenauto seines Arbeitgebers, der israelischen Telekommunikationsgesellschaft Bezeq, für den Angriff nutzte, wurde von einem Wachmann angeschossen und erlag später seinen Verletzungen. Die im Gazastreifen regierende Hamas lobte die Angreifer als Helden.

Der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern
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Der Konflikt zwischen Israel und Palästinensern

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Foto: AP

Bei zwei weiteren Messerattacken in der israelischen Stadt Raanana wurden fünf Menschen verletzt. Im Norden Israels stach zudem ein jüdischer Israeli bei einem mutmaßlichen Vergeltungsangriff auf einen anderen Juden ein und verletzte ihn leicht. Der Angreifer habe das Opfer vermutlich versehentlich für einen Araber gehalten, sagte Rosenfeld.

Seit dem Jüdischen Neujahr vor einem Monat kamen bei einer Reihe von Attacken - vor allem mit Messern - acht Israelis ums Leben. Mindestens 28 Palästinenser wurden erschossen, zwölf von ihnen nach Angriffen, die übrigen in Auseinandersetzungen mit israelischen Sicherheitskräften. Hunderte Palästinenser wurden zudem verletzt.

Auch am Dienstag kam es an der Grenze des Gazastreifens zu Israel wieder zu Unruhen. Hunderte Palästinenser warfen Steine auf die dort stationierten Soldaten. Diese hätten geschossen und mindestens fünf Menschen verwundet, zwei von ihnen schwer, sagten palästinensische Ärzte.

Auslöser der Gewaltwelle war der Konflikt um den Tempelberg in Jerusalem, der sowohl Juden als auch Muslimen heilig ist. Gerüchte hatten die Runde gemacht, dass Israel die Kontrolle über den heiligen Ort übernehmen wolle. Es kam zu Krawallen, die sich in der Folge immer weiter ausbreiteten.

(ap)
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