Israel Palästinensischer Häftling beendet Hungerstreik nach 56 Tagen

Ramallah · Der palästinensische Häftling Chader Adnan befindet sich seit 56 Tagen im Hungerstreik. Nachdem ihm nun seine baldige Freilassung zugesagt wurde, hat er seinen Streik beendet. Adnan sitzt ohne Verurteilung in Haft.

 Demonstranten protestieren in Jerusalem für die Freilassung von Chader Adnan.

Demonstranten protestieren in Jerusalem für die Freilassung von Chader Adnan.

Foto: afp, AG/EIS

Nach 56 Tagen Hungerstreik ist dem palästinensischen Häftling Chader Adnan seine baldige Freilassung aus israelischer Haft zugesagt worden. Adnan sei zugesichert worden, dass er am 12. Juli aus der Haft entlassen werde, sagte sein Anwalt Dschawad Boulos am Sonntagabend der Nachrichtenagentur AFP. Adnan habe daraufhin seinen Hungerstreik beendet. Die Ärzte des israelischen Krankenhauses, in dem der 37-Jährige derzeit behandelt werde, untersuchten nun, wie sie eine Nahrungszufuhr einleiten könnten.

Die Organisation Club der palästinensischen Häftlinge bestätigte in einer Erklärung, dass Adnan seine lebensgefährliche Protestaktion beendet habe. Boulos hatte am Samstag von einer dramatischen Verschlechterung von Adnans Zustand gesprochen. "Chader Adnan kann nun jeden Augenblick sterben, haben mir die israelischen Ärzte versichert", sagte der Anwalt.

Adnan war vor einem Jahr im Zuge einer breiten, gegen die radikalislamische Hamas gerichteten Verhaftungswelle festgenommen worden, die sich an die Entführung und Ermordung von drei israelischen Jugendlichen im besetzten Westjordanland anschloss. Bei einer früheren Inhaftierung war Adnan vor drei Jahren nach einem 66-tägigen Hungerstreik freigelassen worden. Damals hatte er allerdings Vitamine und Salz zu sich genommen, dieses Mal nahm er lediglich Wasser zu sich.

Rechtskräftig verurteilt oder angeklagt wurde der Gefangene bislang nicht. Wie mehrere hundert palästinensische Aktivisten sitzt er in israelischer Verwaltungshaft, die unbegrenzt alle sechs Monate durch Richterbeschluss verlängert werden kann.

In Adnans Fall hatte sich auch die Palästinenserregierung eingemischt: Sie machte die israelische Regierung für die Verschlechterung seines Zustands verantwortlich. Im Westjordanland und im Gazastreifen fanden in den vergangenen Wochen Solidaritätskundgebungen für Adnan statt.

Die rechtsgerichtete israelische Regierung leitete Mitte Juni ein Gesetzgebungsverfahren ein, um Häftlinge im Hungerstreik bei Lebensgefahr künftig zwangsernähren zu können.

(AFP)
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