Färöer Grindadráp — die blutige Walfang-Tradition

Kopenhagen · Es ist eine umstrittene Tradition, die mehrmals pro Jahr auf den Färöer stattfindet: das Fangen und Töten von Grindwalen. Auch in diesen Tagen findet das sogenannte Grindadráp wieder statt und bekommt reichlich Gegenwind von Aktivisten. So etwa von der Tierschutzorganisation Sea Shepherd, die das blutige Ritual mit der Kamera festgehalten hat und auch die dänische Regierung kritisiert.

 Dieses Foto vom derzeitigen Grindaráp machte die Organisation Sea Shepard.

Dieses Foto vom derzeitigen Grindaráp machte die Organisation Sea Shepard.

Foto: Eliza Muirhead

Blutrot färbt sich das Wasser in den Buchten der Färöer, wenn zum Grindaráp gerufen wird. Dutzende Grindwale liegen tot in der Bucht. Es sind Bilder, die nichts für Zartbesaitete sind. Rund 800 Grindwale werden bei der Jahrhunderte alten Tradition, die auf die Wikinger zurückgeht, jedes Jahr getötet. Sobald eine Gruppe der Tiere gesichtet wird, fahren Motorboote hinaus, um die Grindwale in die Bucht zu treiben. Dort warten bereits Männer im Wasser, stechen mit Metallhaken ins Blasloch der Tiere und schlagen ihnen dann die Halsschlagader durch. Während die Einwohner der Inseln diese Tradition verteidigen, laufen Aktivisten regelmäßig Sturm dagegen.

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So wie auch in diesen Tagen wieder die militante Tierschutzorganisation Sea Shepherd, die das Töten vor den Inseln mit Kameras dokumentiert und die Walkampf-Tradition seit Jahren mit Kampagnen vor Ort bekämpft. Anfang vergangener Woche wurde dabei neben der amerikanischen Aktivistin Susan Larsen auch der Bremer Aktivist Tom Strerath festgenommen.

#Inside: Sea Shepherd-Crewmitglied Tom Strerath teilt seine Gedanken über das Grind von vorgesternSea...

Seither, so berichtet Radio Bremen, wird er auf den Inseln festgehalten, in dieser Woche soll das Urteil fallen. Es sei möglich, dass er eine Geldstrafe erhalte oder des Landes verwiesen werde, sagte der Aktivist dem Radiosender. "Es könnte aber auch auf den Vorwurf hinauslaufen, ich hätte in die Grind-Tradition eingreifen wollen. Das könnte bedeuten, dass man mich vielleicht für zwei Jahre ins Gefängnis steckt."

Die Organisation selbst schreibt auf ihrer Webseite, dass bei der Festnahme auch ein Boot der dänischen Marine vor Ort gewesen sei, ein Boot der Aktivisten beschlagnahmt und an die lokale Polizei übergeben habe. Für die Aktivisten ist damit klar, dass das Königreich hinter dem Walfang auf den Färöer steht. Dazu sei gesagt, dass die Inseln einen politischen Sonderstatus haben. Sie gehören zwar zu Dänemark, sind aber weitestgehend selbstverwaltet und nicht Mitglied der EU. Auch die Nutzung der Ressourcen in den Gewässern zählt dazu.

Sea Shepherd kritisiert Dänemark nun mit den Worten: "Die Hilfe Dänemarks bestärkt die Walfänger in hohem Maße", wie in einem Facebook-Eintrag zu lesen ist. Dort fordert die Organisation dazu auf, allen dänischen Abgeordneten eine E-Mail zu schreiben und ihnen Bilder vom blutigen Grindadráp zu schicken. Sea Shepard hat entsprechend die E-Mail-Adressen aller 179 Parlamentsmitglieder in dem Posting veröffentlicht.

Am Donnerstag, dem 23. Juli 2015, wurden auf den Färöer-Inseln 250 Grindwale abgeschlachtet.Seit dem haben Menschen...

Der Beitrag hatte bis Montagmittag schon fast 2000 Likes und wurde mehr als 2500 Mal geteilt. Viele schrieben in den Kommentaren, dass sie bereits E-Mails an die Abgeordneten geschrieben hätten. Manch einer verweist aber auch darauf, dass das Grindadráp eine Tradition sei und das Fleisch der Tiere, die als nicht vom Aussterben bedroht gelten, als Nahrungsmittel verwendet werde. Viel schlimmer sei da doch die Massentierhaltung in anderen Ländern.

In diesem Sinne verteidigen auch die Einwohner der Färöer diese Tradition immer wieder. So heißt es etwa auf einer von der Regierung eingerichteten Webseite zum Walfang, dass der Fang in der örtlichen Gemeinde traditionell verteilt werde, es also keinen kommerzialisierten Fang gebe (was Aktivisten übrigens immer wieder bestreiten). Auch schrieben die Färöer Tierschutzgesetze vor, dass Tiere so schnell und effizient wie möglich getötet werden sollten — und das gelte auch für Wale.

Gegner des Walfangs kritisieren dagegen, dass es sich beim Grindadráp einfach nur um das Festhalten an einer barbarischen Tradition handele, denn die Einwohner der Färöer bräuchten schon lange nicht mehr das Fleisch als Nahrungsmittel, wie auch in den Kommentaren auf der Sea-Shepherd-Facebook-Seite zu lesen ist. Vor dem Verzehr des Walfleisches warnt übrigens immer wieder auch die färöerische Gesundheitsbehörde, denn wegen der Verschmutzung der Meere steigt auch die Schadstoffkonzentration (von Quecksilber etwa) in den Grindwalen.

(das)
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