Skandal um Forensik FBI lieferte massenhaft fehlerhafte Haaranalysen

Washington · Forensische Analysen überführten in den USA Hunderte Straftäter. Doch jetzt kommt raus: In vielen Fällen war diese Kriminaltechnik fehlerhaft. Müssen nun zahlreiche Verfahren wiederholt werden?

 Das FBI steht im Zentrum eines Justizskandals.

Das FBI steht im Zentrum eines Justizskandals.

Foto: afp

Die USA stehen vor einem der größten Justizskandale ihrer Geschichte: Nach einem Bericht der "Washington Post" hat die Bundespolizei FBI jahrzehntelang in Gerichtsverfahren falsche kriminaltechnische Analysen geliefert. Seit den 1970er Jahren hätten fehlerhafte Haaranalysen zur Verurteilung Hunderter möglicherweise unschuldiger Angeklagter geführt. Die Zeitung spricht von einem der "größten forensischen Skandale" in den USA.

Der Bericht bezieht sich auf neueste Untersuchungen unter anderem von Anwälten. Demnach hätten mehr als 95 Prozent der bisher untersuchten 268 Fälle ergeben, dass Haaranalysen fehlerhaft gewesen seien. Die falschen Analysen hätten jeweils die Argumente der Anklage begünstigt, hieß es weiter. Das FBI habe die Fehler eingeräumt.

Bei den betroffenen Verfahren habe es auch 32 Todesurteile gegeben, 14 Verurteilte seien seitdem entweder hingerichtet worden oder im Gefängnis gestorben. Unklar war zunächst, ob und gegebenenfalls wie viele Prozesse nun neu aufgerollt werden müssen.

Zwar weist die Zeitung darauf hin, dass bei den betroffenen Verfahren neben den fehlerhaften forensischen Analysen möglicherweise auch andere Beweise zur Verurteilung beigetragen hätten. Doch Angeklagte und Staatsanwaltschaft in zahlreichen Bundesstaaten seien aufgerufen worden, mögliche Berufungsverfahren zu prüfen. Vier Angeklagte seien bereits zuvor aus der Haft entlassen worden.

Die kriminaltechnischen Experten hätten Haaranalysen den Angeklagten nach fehlerhaften Methoden zugeordnet, schreibt die Zeitung weiter.
Nach diesen Methoden könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass das Haar von verschiedenen Personen wie das Haar eines einzigen Menschen erscheine. Nur DNA-Tests könnten Gewissheit bringen.

In Deutschland gab es die sogenannte morphologische Haaranalyse - ähnlich wie in den USA ohne DNA-Analyse - beim BKA laut Sprecherin zuletzt in den 1990er Jahren. Diese Untersuchung habe aber immer nur "Hinweischarakter" gehabt. Wegen des begrenzten Beweiswertes sei die Untersuchung im Jahr 2002 durch die DNA-Analyse der Haare abgelöst worden.

(dpa)
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