"Falcon Heavy" startet am Abend Elon Musk lässt die Triebwerke spielen
Düsseldorf · Am Dienstag um 19.30 Uhr sollte mit der Falcon Heavy die derzeit mächtigste Rakete der Welt starten. Aufgrund schlechten Wetters wurde der Start auf den späten Abend verschoben. Für Elon Musk und sein Unternehmen SpaceX wäre der Start ein weiterer Schritt zum Mond, zum Mars und darüber hinaus.
Sie ist 70 Meter hoch und steht auf dem Startfeld 39A des Kennedy Space Center in Florida. Die Falcon Heavy steht damit auf historischem Grund und macht so deutlich, welches Erbe sie antritt. Von dort sind vor knapp 50 Jahren auch die Saturn-V-Raketen gestartet, mit denen die Apollo-Astronauten zum Mond flogen. Elon Musk hatte in der Vergangenheit mehrmals gesagt, dass er nicht verstehen könne, warum wir danach aber stehen geblieben und niemals weitergegangen sind.
Das möchte er ändern und eine neue Ära der Raumfahrt einläuten. Und die soll am 6. Februar beginnen: Um 19.30 Uhr unserer Zeit sollen zu den Klängen von David Bowies "Space Oddity" 27 Merlin-Triebwerke zünden — vergleichbar mit der Leistung von 18 "Jumbo-Jets", deren Maschinen mit voller Kraft laufen. Nach der Saturn-V ist es die zweitstärkste Rakete, die je von Menschen gebaut wurde.
An Bord: ein Tesla Roadster und ein Dummy
Die 27 Triebwerke werden Elon Musks eigenen Tesla Roadster ins All befördern. Hinterm Steuer sitzt ein Dummy namens Starman in einem SpaceX-Druckanzug. Das wirkt albern und macht keinen Sinn. Allerdings ist es ein Jungfernflug einer neuen Rakete. Vieles kann schief gehen. Und wenn der Tesla dabei zerstört werden sollte, sei es laut Musk kein großer Verlust.
Er hat da von der Europäischen Weltraumagentur ESA gelernt. Die wollte 1996 beim Jungfernflug der Ariane 5 sofort eine wertvolle Fracht ins All schießen. Der Start ging schief und vier Satelliten im Wert von mehreren Hundert Millionen US-Dollar wurden zerstört.
Musk geht es nicht um den schnellen kommerziellen Erfolg. Er will zeigen, dass die Falcon Heavy funktioniert. Später soll sie in der Lage sein, mit einem Start bis zu 63,8 Tonnen in einen erdnahen Orbit zu befördern. Dafür wären früher drei Space-Shuttle-Flüge erforderlich gewesen.
Noch interessanter indes ist für Elon Musk: Die Falcon Heavy kann auch bis zu 16,8 Tonnen Nutzlast zum Mars transportieren. Zumindest wäre es möglich, wenn man die Antriebsstufen nicht aus wirtschaftlichen Gründen widerverwenden möchte. Dann sinkt die Nutzlast, weil Triebstoff für die Landung der einzelnen Stufen abgezogen werden muss.
Triebwerks-Einheiten sollen wieder landen
An die Maximalleistung wird die Rakete auch am Dienstag nicht herankommen. Sie simuliert einen Flug zum Mars und soll einen Orbit erreichen, den man auch für einen Transit zum Nachbarplaneten anstreben würde. Beim Start setzt die Falcon Heavy dafür auf drei Antriebs-Stufen der bereits erfolgreichen Falcon-9-Rakete: An eine zentrale Triebwerks-Einheit sind zwei Seitenbooster montiert.
Diese Booster sollen nach der ersten Flugphase abgekoppelt werden und zum Startplatz zurückkehren — etwas, dass SpaceX in der Vergangenheit bereits mehrfach erfolgreich geschafft hat.
Die zentrale Triebwerkseinheit dagegen soll im Ozean auf einer Plattform landen. Die Heavy selbst dagegen wird für sechs Stunden in einer erdnahen Umlaufbahn auf den nächsten Schritt warten: Die zweite Stufe wird ihr Triebwerk zünden und die Rakete in den eigentlichen Transferorbit zum Mars befördern — ohne aber unseren Nachbarplaneten tatsächlich zu erreichen.
Der Flug dient nur als Beweis für die Einsatzfähigkeit. Auch wenn es für die kommerzielle Raumfahrt derzeit keinen Bedarf für die Falcon Heavy gibt. Der schwerste Kommunikationssatellit beispielsweise, den eine Ariane 5 befördert hat, war 2009 Terrestar-1 mit 6,9 Tonnen. Die Falcon Heavy scheint dafür überdimensioniert.
Aber das ist auch nicht das Ziel. Abgesehen von Flügen für das US-Militär, das durchaus interessiert ist an den Möglichkeiten der Heavy für eine neue Generation von Spionagesatelliten, geht es um etwas anderes: SpaceX empfiehlt sich als Partner für die US-Weltraumbehörde Nasa.
Die arbeitet derzeit an ihrer eigenen neuen Rakete "Space Launch System" oder kurz SLS: Sie soll unter anderem Pläne des ansonsten eher wissenschaftsfeindlichen US-Präsidenten möglich machen, nachdem Donald Trump im Dezember vergangenen Jahres bestehende Pläne für sich vereinnahmt hatte — und die Rückkehr der USA zum Mond angeordnet hatte.
Mit 90 Millionen Dollar nur ein Zehntel der Nasa-Kosten
Die SLS wird dafür sogar noch leistungsstärker sein als die Heavy, aber frühestens 2019 zu ihrem Jungfernflug starten. Sie wird zudem nicht wiederverwendbar sein und sie wird definitiv teuer sein als die Heavy. Elon Musk setzt auf erprobte Technologien und gibt als Startpreis 90 Millionen US-Dollar an.
Die Nasa veranschlagt für einen Start der SLS um die eine Milliarde US-Dollar. Mit anderen Worten: Der Einsatz der Falcon Heavy kostet nur ein Zehntel. Ersetzen wird die SpaceX-Rakete die SLS indes nicht: Die wird unter anderem in US-Bundesstaat Alabama entwickelt und gebaut. Die Arbeitsplätze dort sollen nicht gefährdet werden.
Das ist auch nicht die Absicht von Elon Musk, der die Erforschung des Weltraums revolutionieren möchte. Bis 2026 möchten die USA mit der Hilfe internationaler Partner eine Station im Orbit um den Mond bauen, das sogenannte Deep Space Gateway. Dafür sind bislang vier Flüge des SLS vorgesehen.
Elon Musk könnte das unterstützen und die Kosten mit der Heavy dramatisch senken — wovon die Nasa mit ihrem knappen Budget profitieren würde. Schließlich soll das Deep Space Gateway etwas möglich machen, wovon auch Musk träumt: die Landung von Menschen auf dem Mars.