"90-prozentige Wahrscheinlichkeit" Ermittler vermuten Bombe als Absturzursache

Kairo · Die Ermittler in Kairo hatten sich stets mit konkreten Aussagen zurückgehalten, obwohl schon länger darüber spekuliert wurde, dass eine Bombe zu dem Absturz eines russischen Passagierflugzeuges über Ägypten geführt hatte. Jetzt verdichten sich offenbar die Hinweise auf diese Szenario.

 Ayman al-Mokadem, Chef des ägyptischen Ermittlerteams, während einer Pressekonferenz am Samstag in Kairo.

Ayman al-Mokadem, Chef des ägyptischen Ermittlerteams, während einer Pressekonferenz am Samstag in Kairo.

Foto: dpa, moa

Das Geräusch, das der Flugschreiber als letztes aufgezeichnet habe, stamme mit "90-prozentiger Wahrscheinlichkeit" von der Explosion einer Bombe, sagte ein Mitglied des Ermittlerteams am Sonntag in Kairo der Nachrichtenagentur Reuters. Bereits am Samstag hatte der Leiter des Expertenteams, das den Absturz untersucht, erklärt, das Geräusch sei während der letzten Sekunde der Cockpit-Aufnahme zu hören. Anschließend sei das Flugzeug per Autopilot geflogen, bevor es offenbar mitten in der Luft auseinandergebrochen sei. Zunächst hatte es aus dem Ermittlerteam allerdings geheißen, man ermittle in alle Richtungen - also nicht nur in Richtung einer Bombenexplosion - und wolle kein Szenario ausschließen.

Bei dem Absturz der russischen Verkehrsmaschine waren alle 224 Insassen ums Leben gekommen. Im Westen wurde bereits vermutet, dass an Bord der Maschine eine Bombe explodierte. Ein Ableger der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS), der auf der Halbinsel Sinai aktiv ist, hatte erklärt, er habe als Vergeltung für die russischen Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien einen Anschlag auf die Maschine verübt.

Unterdessen hat Russland etwa 11.000 Touristen nach Hause geholt. Seit Russlands Stopp der regulären Flugverbindungen nach Ägypten saßen rund 80.000 Russen in Ägypten fest. Die Rückholaktion geht weiter. "Heute werden es wahrscheinlich deutlich mehr sein", sagte Vizeregierungschef Arkadi Dworkowitsch am Sonntag in Moskau. "Heute wird der heißeste Tag, was das angeht", sagte er der Agentur Interfax zufolge. Die Rückreisen sind für die Behörden ein großer organisatorischer Kraftakt.

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Das Aufgabegepäck der Urlauber bringt der russische Zivilschutz mit Transportflugzeugen nach Russland. Eine erste Maschine vom Typ Il-76 mit rund 1100 Koffern und einem Gesamtgewicht von rund 30 Tonnen landete in der Nacht auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo. Dort soll das Gepäck zunächst gelagert werden. Später soll es unter anderem die russische Post zu ihren Besitzern zurückbringen. Ein weiteres Transportflugzeug war den Angaben zufolge unterwegs nach Moskau.

(lsa/REU/)
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