Berichte über Verschüttete Mindestens 21 Tote bei schwerem Erdbeben in Italien

Rom · Ein Erdbeben mit einer Stärke von 6,2 auf der Richterskala hat Zentralitalien erschüttert. Dabei sind mindestens 21 Menschen ums Leben gekommen. Unter den Opfern sind auch mehrere Kinder.

Sechs Opfer stammten aus dem Ort Accumuli, fünf aus Amatrice und zehn aus dem Ort Pescara del Tronto, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa ohne genaue Quellen zu nennen. Es seien jedoch noch viele Opfer unter den Trümmern.

Der Erdstoß mit Zentrum in der Provinz Rieti war in der Nacht zu Mittwoch in den Regionen Latium, Umbrien, den Marken und bis in die Hauptstadt Rom zu spüren. Besonders betroffen war die Gebirgsregion Appennin. Nach Auskünften des Zivilschutzes gab es schwerwiegende Einstürze. Mehrere Nachbeben hielten die Region in der Nacht in Atem.

Schweres Erdbeben erschüttert Italien in der Nacht zum 24. August 2016
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Schweres Erdbeben erschüttert Zentralitalien - Tote und Verletzte

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Das Beben um etwa 3.30 Uhr hatte nach Angaben des Geophysischen Instituts Potsdam eine Stärke von 6,1 und lag in zehn Kilometern Tiefe. Die US-Erdbebenwarte USGS sprach von 6,2, das Zentrum liege südlich der Stadt Norcia. Das genaue Zentrum lag laut Nachrichtenagentur Ansa bei Accumoli, ungefähr 150 Kilometer nordöstlich von Rom.

Ein Junge konnte am Mittwoch lebend im Ort Pescara del Tronto gerettet werden. Um andere Verschüttete kämpften die Helfer verzweifelt. Im Ort Amatrice, der mit am stärksten betroffen war, halfen Ärzte einem verletzten sechsjährigen Zwilling aus den Trümmern. Der Bruder des Jungen sei noch verschüttet, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.

Amatrice ist zerstört

Chronik der Erdbeben in Italien
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Foto: AP

Der Bürgermeister der naheliegenden Gemeinde Amatrice, Sergio Pirozzi, sagte dem Nachrichtensender RaiNews24: "Die Hälfte des Ortes gibt es nicht mehr. Die Menschen sind unter den Trümmern." Straßen seien blockiert, der Strom sei ausgefallen. Er forderte Hilfe per Hubschrauber und bat um Hilfe und um schweres Gerät, um die von Schutt übersäten Straßen räumen und zu Verletzten vorstoßen zu können. "Auf der einen Seite gibt es einen Erdrutsch auf der Straße, auf der anderen Seite steht die Brücke kurz vor dem Einsturz", sagte Pirozzi. Amatrice ist zur derzeitigen Sommersaison voller Urlauber. Der malerische Ort in den Bergen ist ein beliebtes Ausflugsziel. Ein Einwohner sagte dem Sender: "Alles ist kaputt."

Ein Einwohner des Dorfes Arquata sagte dem Sender Rainews24: "Die Menschen sitzen auf dem zentralen Platz fest, viele Häuser sind eingestürzt." Ein älteres Paar starb in dem Örtchen Pescara del Tronto in seinem Zimmer, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Polizei.

Der Chef des Zivilschutzes habe ein Notfall-Komitee einberufen, teilte die italienische Regierung mit. Bei den Feuerwehren gingen zahlreiche Anrufe ein. In Norcia liefen Menschen auf die Straße. In mehreren Orten wurden Schäden an Gebäuden gemeldet.

Der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, sprach von einem "schweren" Beben, es sei vergleichbar mit dem in der Stadt L'Aquila im Jahr 2009. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben, vor allem weil das Beben direkt die Stadt mit Zehntausenden Einwohnern traf. Das jetzige Beben sei vermutlich weniger fatal, weil die Gegend nicht so stark bevölkert ist. L'Aquila liegt nicht allzuweit von der nun betroffenen Region entfernt.

Papst Franziskus hat zum Gebet für die Opfer des Erdbebens aufgerufen. Zur Stunde betet er bei seiner Generalaudienz am Mittwoch einen Rosenkranz mit den Pilgern auf dem Petersplatz. Außenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte in Berlin, Deutschland stehe "in Trauer und Solidarität vereint" an der Seite Italiens und stehe bereit, Unterstützung zu leisten.

LIVE In diretta da #Amatrice, video dell'inviata @Framalaguti #terremoto https://t.co/IQIYKErMpT

— Rai Radio1 (@Radio1Rai) 24. August 2016Mehrere Nachbeben folgten in der Nacht, auch in Rom schwankte gegen 4.30 Uhr erneut der Boden. Laut US-Erdbebenwarte hatte eines der Nachbeben die Stärke 5,5.

Italien – ein Brennpunkt für Erdbeben

Italien wird auf Grund seiner geografischen Lage immer wieder von Erdbeben erschüttert, oft auch schwerwiegenden. Schwere Erdbeben entstehen infolge ruckartiger Verschiebungen tektonischer Gesteinsplatten im tieferen Bereich der Erdkruste. An den Plattengrenzen kommt es zu starken Spannungen, die sich schlagartig in Beben entladen können.

In Europa ist neben Griechenland besonders Italien erdbebengefährdet. Unter dem Land bewegt sich ein etwa tausend Kilometer langer Keil der afrikanischen Platte mehrere Meter im Jahrhundert nach Norden und drückt gegen die Alpen unter die eurasische Platte.

Dabei können verheerende Kräfte frei werden. So starben 1908 in Messina auf Sizilien und in Süd-Kalabrien mehr als 100.000 Menschen. Mindestens 3000 Menschen wurden im November 1980 bei Erdstößen in Neapel und 100 weiteren Orten der Region Kampanien getötet. Im April 2009 kamen mehr als 300 Menschen ums Leben, als in der mittelitalienischen Region Abruzzen mit ihrer Hauptstadt L'Aquila die Erde bebte.

(felt/das/dpa/ap/REU/KNA)
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