Adam Lanza, der Amokläufer von Newtown "Er war komisch, aber er war ruhig"

Newtown · Noch immer ist das Entsetzen in den USA groß nach dem Amoklauf von Newtown. "Diese Tragödien müssen enden", hatte Präsident Obama bei einer Gedenkfeier in der Stadt in Conneticut gesagt. Noch immer rätseln die Ermittler über das Motiv des Täters. Doch nach und nach werden mehr Details über Adam Lanza bekannt – und über seine Mutter, das erste Opfer.

 Dieses Foto von Adam Lanza stammt aus einem Gruppenbild aus seiner Schulzeit. Wann es genau entstand, ist nicht bekannt.

Dieses Foto von Adam Lanza stammt aus einem Gruppenbild aus seiner Schulzeit. Wann es genau entstand, ist nicht bekannt.

Foto: dapd

Noch immer ist das Entsetzen in den USA groß nach dem Amoklauf von Newtown. "Diese Tragödien müssen enden", hatte Präsident Obama bei einer Gedenkfeier in der Stadt in Conneticut gesagt. Noch immer rätseln die Ermittler über das Motiv des Täters. Doch nach und nach werden mehr Details über Adam Lanza bekannt — und über seine Mutter, das erste Opfer.

Blumen und Teddybären liegen am Ort des Verbrechens, Menschen liegen sich weinend bei der Gedenkfeier in den Armen. Die Trauer beherrscht in diesen Tagen Newtown. 26 Schüler und Lehrerinnen sowie seine Mutter hatte der 20-jährige Adam Lanza in einer Grundschule erschossen, bevor er sich selbst das Leben nahm. Und die Frage nach dem Warum konnte noch niemand beantworten.

Beamte durchsuchen derzeit die Inhalte von Lanzas Computer, werten Daten von Telefonen und Angaben zu Kreditkarten aus, um herauszufinden, was den 20-Jährigen zu dieser Bluttat gebracht hatte. Noch tappen die Ermittler im Dunkeln. Nach und nach kristallisiert sich aber heraus, wer der junge Mann war, der in der Grundschule offenbar sogar noch mehr Menschen töten wollte.

Als einen Menschen, der teils Probleme gehabt habe, sich in die Gesellschaft einzufügen, bezeichnen ihn Bekannte, ehemalige Mitschüler oder Nachbarn. Seine Mutter, Nancy Lanza, soll ihn mehrere Jahre aus der Schule genommen und daheim unterrichtet haben, weil er dort nicht zurecht kam. "Er war komisch als Kind, aber er war ruhig", beschreibt ihn etwa seine frühere Klassenkameradin Megan.

Die Eltern trennten sich im Jahr 2008

Andere Bekannte beschrieben ihn in der "New York Times" als nervös und zappelig, ein Teenager, der jede Form von Aufmerksamkeit gemieden habe. "Er war sehr anders und sehr schüchtern und machte keine Anstrengung, mit irgendjemanden zu interagieren", sagte auch Olivia De Vivo, eine ehemalige Mitschülerin. Er habe immer eine Aktentasche bei sich gehabt und seine Hemden seien bis oben hin zugeknöpft gewesen.

Inzwischen ist bekannt, dass der 20-Jährige am Asberger-Syndrom litt, eine leichte Form des Autismus. Menschen mit dieser Krankheit haben Probleme im Umgang mit anderen Menschen und können auch ein schwach ausgeprägtes Empfindungsvermögen aufweisen. So scheint es auch bei dem Amokläufer gewesen zu sein, ein Lehrer erklärte: "Wenn der Junge sich verbrannt hätte, hätte er das nicht bemerkt oder gespürt."

Adam Lanza ist laut Medienberichten mit seinem Bruder Ryan in Kingston im Staat New Hampshire aufgewachsen. Ende der 90er Jahre war die Familie nach Newtown gezogen. Der Vater, ein Steuerexperte, und die Mutter, die offenbar ebenfalls im Finanzbereich tätig war, trennten sich allerdings 2008. Adam Lanza blieb bei seiner Mutter. Die beiden lebten in einem Einfamilienhaus in einem wohlhabenden Viertel der Stadt.

Sein Bruder Ryan trat in die Fußstapfen des Vaters, arbeitet bei der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Er war im Büro, als die Nachricht vom Amoklauf die Runde machte — und zunächst der Name Ryan Lanza genannt wurde. Denn der Täter hatte den Ausweis seines Bruders bei sich, als er die Tat begang. In einer verzweifelten Flut von Facebook-Nachrichten beteuerte Ryan Lanza, dass er die Tat nicht begangen hatte — bis die Polizei ihre Angaben revidierte und Adam Lanza als Amokläufer identifizierte.

Ihr gefiel die "Zielstrebigkeit" beim Schießen

Die Waffen, mit denen Adam Lanza das Blutbad anrichtete, waren auf seine Mutter registriert. Sie soll ihn auch mit auf einen Schießstand in der Nähe mitgenommen haben. Ob er dort tatsächlich schoss, ist noch unklar, wie es vonseiten der Polizei heißt. Nancy Lanza, eine Waffensammlerin, war auch das erste Opfer des Täters. "Waffen waren ihr Hobby", sagte etwa ihr Gärtner Dan Holmes. "Sie sagte mir, dass ihr beim Schießen die Zielstrebigkeit gefiel."

Nancy Lanza soll eine gesellige Frau gewesen sein, die sich allerdings zugeknöpft gab, sobald es um ihre Kinder ging. Ein Mann, den sie aus einer Bar kennt, behauptet in der "New York Daily News", dass sie ihm noch vor Kurzem gesagt habe, dass sie Adam Lanza nicht mehr erreichen könne, dass sie ihn verliere. Andere Bekannte sagen allerdings, sie habe nie über den 20-Jährigen, wenn überhaupt, dann über ihren älteren Sohn gesprochen.

Dennoch beschreiben sie Menschen, die sie kannten, in US-Medien immer wieder als liebevolle Frau, die alles für ihre Kinder tat. So soll sie auch ihren Job aufgegeben haben, um sich besser um Adam Lanza kümmern zu können. Keiner weiß, womit und ob sie überhaupt zuletzt einer beruflichen Tätigkeit nachging. Es heißt, sie soll sich ehrenamtlich engagiert haben.

Die "Washington Post" berichtet, dass sie laut einem Bekannten angeblich mit ihrem Sohn in den Bundesstaat Washington habe ziehen wollen. "Er war ihr ganzes Leben. Sie war sehr stolz auf ihre beiden Söhne", zitiert die Zeitung Mark Tambascio.

Nancy Lanza sah die Welt am Abgrund

Es gibt aber auch andere Geschichten, die über Nancy Lanza kursieren. Wie die "Daily Mail" schreibt, dass sie Freunde und Bekannte als eine "paranoide" Überlebenskünstlerin beschrieben, welche die Welt am Rande des wirtschaftlichen Zusammenbruchs sah. Sie soll neben ihren Waffen auch Nahrungsmittel und Wasser in dem Haus, in dem sie mit ihrem Sohn lebte, gehortet haben. Sie habe sich, so heißt es in dem Bericht weiter, auf einen Zusammenbruch der Zivilgesellschaft vorbereitet.

Auch habe sie ungern jemanden in ihr Haus gelassen. "Ich habe geklingelt und dann kam sie raus zu mir", zitiert die Zeitung den Gärtner Dan Holmes. "Das war ein wenig seltsam und wirkt jetzt, zurückblickend, noch viel seltsamer.

Doch trotz aller Geschichten zieht niemand in Zweifel, dass sie ihren Sohn Adam innig geliebt hat. Warum er zuerst sie und dann die Kinder und Lehrerinnen an der Grundschule hinrichtete, das ist dagegen noch immer ein Rätsel.

mit Agenturmaterial

(das)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort