Egyptair-Flug MS804 Militär findet Leichenteile nahe der möglichen Absturzstelle

Paris · Einen Tag nach dem Absturz einer EgyptAir-Maschine über dem Mittelmeer hat das ägyptische Militär erste Trümmerteile entdeckt. Die Absturzursache bleibt jedoch weiter unklar.

 Das Militär bei der Suche nach der Egypt-Air-Maschine.

Das Militär bei der Suche nach der Egypt-Air-Maschine.

Foto: ap

Suchmannschaften fanden zwei Flugzeugsitze, Koffer und ein Leichenteil, wie der griechische Verteidigungsminister Panos Kammenos am Freitag unter Berufung auf die ägyptischen Behörden sagte. Auch gab es Hinweise auf eine Ölspur in dem Gebiet.

Nach Angaben des ägyptischen Militärs wurden die Gegenstände rund 290 Kilometer nördlich der ägyptischen Küstenstadt Alexandria im Wasser entdeckt. Die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) teilte ihrerseits mit, einer ihrer Satelliten habe am Donnerstag im Mittelmeer eine Ölspur 40 Kilometer südwestlich vom letzten bekannten Standort des Flugzeugs gefunden.

Der EgyptAir-Flug MS804 war mit 66 Menschen an Bord auf dem Weg von Paris nach Kairo, als die Maschine in der Nacht zum Donnerstag zwischen der griechischen Insel Karpathos und dem ägyptischen Festland vom Radar verschwand. Die ägyptische Regierung hält einen Terroranschlag für die wahrscheinlichste Ursache. Auch Luftfahrtexperten sehen die Möglichkeit einer Explosion, weil der Crew offenbar keine Zeit blieb, einen Notruf abzusetzen.

Die französische Regierung warnte dagegen am Freitag vor voreiligen Schlüssen. Unter den 56 Passagieren waren 30 Ägypter, 15 Franzosen und weitere ausländische Passagiere unter anderem aus Kanada und Großbritannien. Zudem waren sieben Besatzungsmitglieder und drei Sicherheitsleute an Bord.

Es gebe weiterhin "absolut keinen Hinweis" auf die Umstände des Unglücks, betonte der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault am Freitag. Alle Hypothesen zur Absturzursache müssten gleichrangig behandelt werden. Experten des Flugzeugbauers Airbus und der französischen Behörden reisten am Freitag nach Kairo, um bei den Ermittlungen zu helfen.

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Nach Angaben der griechischen Behörden war die Maschine vor dem Verschwinden vom Radarschirm zwei scharfe Kurven geflogen und um rund 6700 Meter abgesackt. Einen Notruf setzte die Crew nicht ab. Die letzte Kommunikation mit dem Piloten gab es wenige Minuten vor dem Verschwinden des Flugzeugs. Dabei habe der Pilot "kein Problem erwähnt", teilt die griechische Flugaufsicht mit.

Weder die griechische Küstenwache noch die Marine konnten Berichte bestätigen, wonach eine Schiffsbesatzung in dem Gebiet einen "Feuerball" im Himmel gesichtet habe. Der Chef der griechischen Flugaufsichtsbehörde, Konstantinos Litzerakos, erklärte, bei einer Explosion wären die Trümmerteile über ein großes Gebiet verteilt.

Vor sieben Monaten war ein russischer Passagierjet nach einer Bombenexplosion an Bord über der ägyptischen Sinai-Halbinsel abgestürzt, alle 224 Insassen kamen dabei ums Leben. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat bekannte sich zu dem Anschlag. Sowohl in Frankreich als auch in Ägypten haben die Extremisten bereits schwere Anschläge verübt.

Frankreichs Außenminister Ayrault kündigte an, Samstagvormittag Angehörige der Opfer des Unglücks in seinem Ministerium zu empfangen sowie Botschafter der Länder, aus denen die Opfer stammten. Er wolle "so viele Informationen wie möglich" zum Absturz des Flugzeugs geben. In einem Hotel nahe des Kairoer Flughafens versammelten sich bereits am Freitag Angehörige der Passagiere.

"Sie sind nicht tot. Niemand weiß. Wir hoffen auf die Gnade Gottes", sagte eine Frau, deren Tochter an Bord war. Die Tante einer Stewardess klagte, diese habe erst vor einem halben Jahr geheiratet. Es wäre ihr lieber gewesen, das Flugzeug wäre entführt worden, als zu erfahren, dass es keine Hoffnung mehr gibt. "Sie sind im Paradies, betet für sie", sagte ein koptischer Priester, der sich über den Verbleib eines Freundes erkundigte.

(felt/dpa/ap/AFP)
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