Ausschreitungen in Calais Räumung von Flüchtlingslager geht trotz Widerstand weiter

Calais · Nach den Ausschreitungen vom Vortag haben die französischen Behörden die Teilräumung des Flüchtlingslagers in Calais fortgesetzt. Arbeiter rissen am Dienstag mit den Händen und zwei Bulldozern von den Flüchtlingen geräumte Hütten ab.

Calais: Räumung des Flüchtlingslagers in Calais
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Räumung des Flüchtlingslagers in Calais

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Foto: ap, LR

Die Polizei war erneut mit einem Großaufgebot in dem als "Dschungel" bekannten Lager im Einsatz, um die Räumungsarbeiten abzusichern. Die Regionalzeitung "La Voix du Nord" berichtete von einem erneuten Brand, zwei Migranten seien festgenommen worden. Die Behörden hatten am Montag damit begonnen, den südlichen Teil des Flüchtlingslagers zu räumen und Zelte und selbsterrichtete Hütten abzureißen. Dabei kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen und Aktivisten auf der einen Seite und Polizisten auf der anderen Seite.

Flüchtlinge und Aktivisten hatten rund 20 Hütten in Brand gesetzt. Am Montagnachmittag bewarfen Flüchtlinge und Aktivisten der Organisation "No Border", die sich für die Abschaffung der Grenzen einsetzt, die Bereitschaftspolizisten mit Steinen. Nach einem Bericht des Senders BFMTV gingen die Einsatzkräfte auch mit Tränengas und Wasserwerfern gegen Protestierende vor.

Drei Aktivisten und ein minderjähriger Flüchtling seien nach den Krawallen am Montag festgenommen worden, teilte die Präfektur des Départements Pas-de-Calais mit. Drei Polizisten wurden demnach leicht verletzt.

Am Montagabend gab es erneut vereinzelte Zusammenstöße, die Polizei setzte erneut Tränengas ein. Etwa 150 Flüchtlinge postierten sich zudem an einer Zufahrtsstraße zum Hafen. Einige von ihnen warfen Steine auf Autos, andere waren mit Eisenstangen bewaffnet, wie ein AFP-Korrespondent berichtete.

Etwa 800 bis 1000 Einwanderer, die im Süden des als "Dschungel von Calais" bekannten Baracken- und Zeltlagers leben, sind nach offiziellen Angaben von der Räumung betroffen. Nach der Ankündigung der französischen Regierung hatte ein Gericht in Lille die Aktion im südlichen Teil des Lagers in der vergangenen Woche für rechtens erklärt.

In Calais sammeln sich seit Jahren Menschen, die illegal durch den Eurotunnel nach Großbritannien gelangen wollen. Sie versprechen sich dort bessere Chancen und beantragen deswegen kein Asyl in Frankreich. Nach Behördenangaben halten sich derzeit knapp 4000 Migranten dort auf.
Sie leben unter teils Slum-ähnlichen, hygienisch schlechten Bedingungen.

Die Behörden wollen nun zunächst den südlichen Teil des "Dschungels" räumen. Das dürfte nach Angaben der Präfektur des Départements Pas-de-Calais mehrere Wochen dauern. Die Flüchtlinge sollen größtenteils in Aufnahmezentren in anderen Landesteilen gebracht werden.

Die Präfektur der nordfranzösischen Hafenstadt rechnet mit einer mehrwöchigen Dauer der Räumung. Für alle, die ihre Unterkunft verlieren, soll ein neuer Platz gefunden werden, wie ein Sprecher der Präfektur am Montag sagte.

(rent/dpa/AFP/dpa)
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