Demo gegen Polizeigewalt Fünf Polizisten in Dallas erschossen - Verdächtiger ist tot

Dallas · Im texanischen Dallas sind am Donnerstagabend bei einer Demo gegen Polizeigewalt fünf Polizisten erschossen wurden. Die Polizei hat mittlerweile drei Personen festgenommen. Ein weiterer Verdächtiger hatte sich verschanzt und mit Bombenexplosionen gedroht. Verschiedene Medien berichten, dass der Mann sich mittlerweile selbst gerichtet habe.

Der Heckenschütze, der sich in einem Parkhaus verschanzt hatte, soll nach Angaben mehrerer US-Medien tot sein. Der Mann habe sich selbst getötet, berichteten unter anderem die "Dallas Morning News" und der Sender CBS11. Der Fernsehsender CNN zitierte eine Polizeiquelle, wonach der Verdächtige getötet wurde. Eine offizielle Bestätigung der Polizei gab es dafür zunächst nicht. In anderen Berichten war von einer Festnahme die Rede.

Zuvor hatte Polizeichef David Brown bestätigt, dass der Mann in ein Parkhaus geflüchtet war. Dort lieferte er sich über Stunden Schusswechsel mit der Polizei. Der Verdächtige habe zudem gedroht, dass in der Stadt Bomben versteckt seien. "Er hat gesagt, er wird mehr von uns töten", sagte Brown am frühen Freitagmorgen vor der Presse in Dallas. Die Polizei habe drei weitere Verdächtige festgenommen, darunter eine Frau.

Dallas: Fünf Polizisten sterben durch Schüsse von Scharfschützen
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Scharfschütze tötet fünf Polizisten in Dallas

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Die Polizei hatte mit einem Fahndungsbild nach einem der Verdächtigen gesucht. Kurze Zeit später teilte sie bei Twitter mit, der Mann habe sich gestellt.

Die Schüsse fielen am Donnerstagabend gegen 20.45 Uhr (Ortszeit), als Hunderte Demonstranten sich in Dallas zu einer Kundgebung gegen zwei tödliche Polizeieinsätze gegen Schwarze versammelten.

Die Polizei hatte bei Facebook und Twitter zunächst von drei Toten berichtet. Kurze Zeit später gab sie die Tode von zwei weiteren Beamten bekannt. Insgesamt wurden zehn Polizeibeamte von Schüssen getroffen. Bei einem der Toten handelt es sich offenbar um einen Transportpolizisten des Nahverkehrsunternehmens DART

Live-Bilder von TV-Sendern zeigten, wie sich die Menschenmenge in Panik in Sicherheit zu bringen versuchte.

"Jeder fing einfach nur an zu rennen", sagte der 21-jährige Devante Odom der Zeitung "The Dallas Morning News". "Wir haben zwei unserer Freunde aus dem Blick verloren, weil wir versuchten, da wegzukommen." Ein anderer Augenzeuge, Carlos Harris, sagte dem Blatt, die Schützen seien "strategisch" vorgegangen.

Beobachter sprachen von chaotischen Szenen. Zahlreiche Polizisten waren vor Ort. Beamte kauerten vor einem Parkhaus hinter Autos. Kurze Zeit später war zu sehen, wie Beamte auf der Jagd nach Schützen in das Gebäude hineinrannten.

Nach TV-Berichten erstreckte sich die Suche nach Verdächtigen über den ganzen Stadtkern. Helikopter waren im Einsatz, an Straßenecken standen Beamte mit Maschinengewehren.

Passantin angeschossen

Bei der Schießerei ist offenbar auch eine Demonstrantin verletzt worden. Die 37-jährige Shetamia Taylor sei am Bein getroffen worden und werde operiert, sagte ihre Schwester Theresa Williams in der Nacht zu Freitag. Taylor habe mit ihren vier Söhnen im Alter von zwölf bis 17 Jahren an der Kundgebung gegen Polizeigewalt teilgenommen, berichtete die Schwester. Als die Schüsse gefallen seien, habe sich Taylor schützend vor ihre Söhne stellt. Im Chaos danach seien zwei der Kinder von ihrer Mutter getrennt worden. Sie säßen nun hinter der Polizeiabsperrung in der Nähe des Parkhauses fest, wo Beamte sich immer noch Feuergefechte mit einem der Scharfschützen lieferten, sagte Williams.

Der texanische Gouverneur Greg Abbott hat das Ministerium für Öffentliche Sicherheit seines Staates angewiesen, der Stadt mit jeglicher notwendiger Hilfe zur Seite zu stehen. In Zeiten wie diesen sei es wichtig, dass Amerikaner vereint seien, sagte Abbott am Donnerstagabend. Abbott drückte den örtlichen Behörden und den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus.

US-Präsident Barack Obama hat die tödlichen Schüsse scharf verurteilt. Es gebe dafür keine denkbare Rechtfertigung, sagte Obama am Freitag am Rande des Nato-Gipfels in Warschau. Amerika sei entsetzt über die Attacke.

Zuvor habe es friedliche Proteste gegen Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner gegeben. In Falcon Heights (Minnesota) starb Philando Castile (32) im Krankenhaus, nachdem ein Polizist bei einer Fahrzeugkontrolle auf ihn geschossen hatte. 48 Stunden zuvor hatten in Baton Rouge (Louisiana) zwei Polizisten Alton Sterling (37) auf einem Parkplatz zu Boden gezwungen und ihn aus nächster Nähe erschossen.

Prominente in den USA zeigen sich bestürzt über die tödlichen Schüssen auf Polizisten in der texanischen Großstadt Dallas. Sänger John Legend (37) schrieb auf Twitter, das Töten durch Polizisten abzulehnen bedeute nicht, das Töten von Polizisten gutzuheißen. "Wir brauchen Frieden auf unseren Straßen." Der Tweet wurde innerhalb einer Stunde rund 16.000 Mal geteilt. Schauspielerin Patricia Arquette (48) schrieb wenig später: "Bitte hört auf, euch gegenseitig umzubringen. Keine Schusswaffen mehr. Keine Gewalt mehr. Kein Mord mehr. Schrecklich."

(jco/dpa/ap/REU/AFP)
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