Feuer nicht unter Kontrolle Brand in Israel durch Fahrlässigkeit ausgelöst

Jerusalem (RPO). Der verheerende Waldbrand in Israel mit 41 Toten ist ersten Ermittlungen zufolge durch fahrlässiges Verhalten ausgelöst worden. Brandstiftung sei vermutlich nicht die Ursache, teilte die Polizei am Samstag mit. Die Flammen konnten trotz Unterstützung durch Feuerwehrleute aus dem Ausland auch den dritten Tag in Folge in mehreren Gebieten nicht unter Kontrolle gebracht werden.

Israel kämpft gegen die Flammen
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Seit dem Ausbruch des Feuers am Donnerstag wurden mehr als 4.000 Hektar Wald vernichtet, 17.000 Menschen mussten vor dem Flammenmeer flüchten. Der Brand hat 20 Prozent des Karmel-Waldes zerstört, ein beliebtes Ausflugsziel und Naturschutzgebiet.

Am Freitag hatten europäische Löschflugzeuge tonnenweise Wasser über der Waldbrandregion im Norden Israels abgeladen. Die Hilfe aus dem Ausland soll die Wende im Kampf gegen das Flammenmeer bringen. 41 Menschen kamen bislang bei den Bränden ums Leben.

"Deutschland trauert mit Israel"

"Deutschland trauert mit Israel", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Freitag in Berlin. Die Bundesregierung sei bestürzt über das gewaltige Ausmaß der Brände und darüber, dass so viele Menschen ihr Leben verloren haben. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu "ihr persönliches Beileid und die Anteilnahme aller Deutschen" aus.

Israel habe in Deutschland wegen der Entsendung von Löschflugzeugen angefragt, erklärte Seibert. Deutschland habe aber keine Löschflugzeuge, nur Löschhubschrauber, deren Flug nach Israel viel zu lange gedauert hätte. Auf deutsche Vermittlung hin habe sich aber die türkische Regierung bereit erklärt, zwei Löschflugzeuge nach Israel zu schicken. Die Maschinen seien am Freitagmorgen dort eingetroffen.

Auch Löschflugzeuge und -mannschaften aus Griechenland und Großbritannien sind bereits vor Ort. Bulgarien unterstützte die israelische Feuerwehr mit rund 100 Mann. Weitere Hilfe, unter anderem aus den USA, Russland und Spanien, wurde für den Nachmittag erwartet.

Hilfe aus Deutschland zugesagt

"Nun ist es natürlich auch an uns Deutschen, konkrete Hilfe zu leisten für das Katastrophengebiet", sagte Seibert. Es gebe eine enge Abstimmung zwischen Kanzleramt, Außenministerium, Innen- und Verteidigungsministerium, wie diese Hilfe aussehen könnte. Deutschland habe Schutzausrüstungen für Feuerwehrleute und die Beschaffung von Sonderlöschmitteln zugesagt.

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu dankte dem Ausland für seine Unterstützung und räumte ein, dass die israelische Feuerwehr nicht für einen Brand dieser Größenordnung gerüstet sei. Außenminister Avigdor Liebermann erklärte im israelischen Rundfunk, er hoffe, dass das Feuer in der Nacht zum Sonntag unter Kontrolle gebracht werden könne.

Das Land habe nur 1.400 Feuerwehrmänner, weit weniger als der weltweite Durchschnitt, erklärte der Sprecher des Feuer- und Rettungsdienstes, Yoram Levi. Zudem könnten die Löschflugzeuge nicht ausreichend Wasser befördern, um den Großbrand zu löschen. Das betroffene Gebiet sei unwegsam und schwer zugänglich. Unterdessen wurde in den Medien Kritik an den Rettungskräften laut, die von der Katastrophe heillos überfordert seien.

Die israelische Tageszeitung "Maariv" kommentierte, Israel stehe mit "heruntergelassen Hosen vor den Flammen". Das Land sei in der Hochtechnologie weltweit führend, doch die Einsatzwagen der Feuerwehr stammten aus dem vorigen Jahrhundert.

Flammen vor Haifa

Unterdessen drangen die Brände bis nach Haifa vor. Die Hafenstadt hat 265.000 Einwohner. Mehrere Kommunen und ein Stadtviertel mussten bereits evakuiert werden. In einem nahegelegenen Pinienwald schlugen die Flammen bis zu 30 Meter hoch. Löschhubschrauber nahmen immer wieder Wasser im Mittelmeer auf und entluden es über dem Hang. Bei den Opfern, die am Donnerstag im Norden des Landes ums Leben kamen, handelt es sich um Gefängniswärter, die die Insassen einer Haftanstalt, darunter auch viele Palästinenser, vor den Flammen retten wollten. Alle Gefangenen überlebten. Zwei Polizisten und zwei Feuerwehrmänner werden noch vermisst.

Polizeiangaben zufolge wurde auch eine Universität, drei Haftanstalten sowie ein Krankenhaus in der Region Galiläa geräumt.

(dapd/AFP/AP)
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