Nach Boko-Haram-Gefangenschaft Nigerias Präsident empfängt erstes Chibok-Mädchen in Freiheit

Lagos · Sie ist die erste junge Frau, die zwei Jahre nach der Entführung von Schulmädchen aus dem nigerianischen Chibok durch die Terrorgruppe Boko Haram lebend wieder auftaucht. Der Druck auf Präsident Buhari wächst, auch die anderen 218 noch Vermissten zu finden.

 Die 19-Jährige Amina Ali Nkeki mit ihrem Kind.

Die 19-Jährige Amina Ali Nkeki mit ihrem Kind.

Foto: dpa, tn nb pt

Das zwei Jahre nach seiner Entführung durch die nigerianische Terrormiliz Boko Haram freigekommene Mädchen aus Chibok ist zu einem Empfang bei Präsident Muhammadu Buhari in der Hauptstadt Abuja eingetroffen. Das Treffen sollte noch am Donnerstag stattfinden, sagten Regierungsbeamte. Die 19-Jährige ist die erste von 219 Jugendlichen, die nach dieser langen Zeit der Gefangenschaft freikam. Sie war mit ihrem vier Monate alten Kind am Dienstag im Sambisa-Wald im entlegenen Nordosten Nigerias von Jägern gefunden worden.

Im April 2014 war die 19-Jährige zusammen mit 275 Mitschülerinnen von Boko Haram aus ihrer Schule in Chibok entführt worden. Dutzenden Mädchen gelang unmittelbar danach die Flucht, 219 blieben jedoch verschollen.

Beobachter sagten, die wiedergewonnene Freiheit der 19-Jährigen werde den Druck auf die Regierung von Buhari erhöhen, mehr für die Freilassung der 218 noch vermissten Schülerinnen zu tun. Sie brauche nun dringend medizinische und psychologische Betreuung, sagten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Wichtige Informationen über Leidensgenossinnen

Die 19-Jährige machte einen stark traumatisierten Eindruck, sie konnte aber offenbar wichtige Informationen mitteilen. Demnach sind einige ihrer Leidensgenossinen in der Gefangenschaft der Extremisten gestorben, die anderen befänden sich immer noch in deren Gewalt, sagte sie nach Angaben von Arzt Idriss Danladi.

Falls nach ihrer Flucht Boko Haram nun größere Gruppen der Gefangenen verlegen sollte, könnten diese Bewegungen von Satelliten und Luftüberwachung bemerkt werden, sagten Vertreter von Behörden. Trotz des Einsatzes von Drohnen und der Hilfe der USA haben die Schulmädchen bisher nicht gefunden werden können. Buharis Vorgänger Goodluck Jonathan wird eine Mitschuld gegeben, da er nicht sich nicht um ihre Schicksal gekümmert habe.

Boko Haram lehnt westliche Bildung ab und will einen islamischen Gottesstaat schaffen. Die seit 2009 mit Gewalt auftretende Terrorgruppe Tausende weitere Kinder und junge Frauen entführt und etwa 20.000 Menschen getötet.

Das Militär hat mittlerweile Tausende Boko-Haram-Geiseln befreit, Chibok-Mädchen waren bisher aber nicht darunter. Junge Frauen, die sich aus der Gewalt der Extremisten befreien konnten, sagten, Boko Haram zwinge seine Geiseln, zu konvertieren, zu heiraten und Sex zu haben, um "eine neue Generation" von Extremisten zu schaffen.

(ap)
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