Nordirland Zehn Verletzte beim Oranier-Marsch in Belfast

Dublin · Ardoyne ist wieder einmal von Gewalt erschüttert geworden: Bei einer Parade von Anhängern des protestantischen Oranier-Ordens ist es in Belfast zu schweren Ausschreitungen gekommen.

So sah es bei den Oranier-Märschen 2014 aus
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So sah es bei den Oranier-Märschen 2014 aus

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Die Unruhen flammten auf, als Teilnehmer in der Nacht zum Dienstag trotz einer Polizeiblockade am mehrheitlich von Katholiken bewohnten Viertel Ardoyne vorbeimarschieren wollten. Vermummte Männer und Teenager versuchten die Barrikaden zu durchbrechen und bewarfen Bereitschaftspolizisten mit Flaschen, Bolzen und anderen Gegenständen. Einige der Protestler sprangen auf Polizeiwagen, doch drängten die Beamten sie mit Wasserwerfern zurück.

Mindestens zehn Polizisten wurden verletzt, darunter ein ranghoher Beamter, der keinen Helm trug und von einem Ziegelstein am Kopf getroffen wurde. Er verlor das Bewusstsein und wurde von seinen Kollegen aus der Gefahrenzone weggetragen.

Bei einer Gegendemonstration von Katholiken in Ardoyne lenkte ein Autofahrer seinen Wagen offenbar mit Absicht in die Menschenmenge. Dabei erfasste er ein 16-jähriges Mädchen, das unter einem Autoreifen eingeklemmt wurde. Katholische Bürger und Polizisten umstellten das Fahrzeug, hievten es hoch und konnten das Mädchen so befreien. Der Fahrer wurde festgenommen. Protestführer in Ardonye hielten dem Verdächtigen vor, dem Oranier-Orden anzugehören und dessen Gegner verstümmeln oder töten zu wollen.

Jahr für Jahr begehen die Protestanten den Oraniertag im Gedenken an den 1690 errungenen Sieg des englischen Königs Wilhelm über Truppen, die loyal zu den von ihm abgesetzten katholischen König Jakob II. standen. Die Märsche sorgen häufig für Spannungen zwischen der protestantischen Mehrheit und der irisch-katholischen Minderheit im Land.

Seit 2013 verbietet die Polizei den Teilnehmern den Marsch durch Ardoyne. In jenem Jahr war es dort zu schweren Ausschreitungen der Oranier und deren Anhänger gekommen, Dutzende Beamte wurden verletzt.

Ardoyne gilt als Hochburg hartnäckiger Anhänger der IRA. Die meisten Gefolgsleute der Untergrundorganisation, die jahrelang für die Unabhängigkeit Nordirlands von Großbritannien kämpfte, schworen der Gewalt aber 2005 ab und legten die Waffen nieder. Damit stellten sie sich hinter ein Friedensabkommen von 1998.

(ap)
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