Roy Moore Belästigungsvorwürfe gegen streng religiösen US-Politiker

Washington · Nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung Minderjähriger ist ein ultrakonservativer Kandidat für den US-Senat in den eigenen Reihen unter Druck geraten. US-Präsident Trump forderte Roy Moore zum Rückzug auf, sollten die Anschuldigungen wahr sein.

 Der republikanische Kandidat für den US-Senat Roy Moore (Archiv).

Der republikanische Kandidat für den US-Senat Roy Moore (Archiv).

Foto: dpa, BA

Vier Frauen hatten der "Washington Post" geschildert, der Senatskandidat Roy Moore aus Alabama habe sie belästigt oder ihnen Avancen gemacht, als sie 18 Jahre und jünger waren und er selbst Anfang 30 war. Eine heute 53-Jährige sagte, Moore habe sie mit zu sich nach Hause genommen, als sie 14 Jahre alt war.

Dort habe der damals als stellvertretender Bezirksstaatsanwalt arbeitende Moore sie bis auf Unterhose und BH entkleidet und betatscht und ihre Hand an seine Genitalien geführt. "Darauf war ich nicht vorbereitet", sagte die Frau der "Washington Post".

Moore, heute ein verheirateter Vater von vier Kindern, nannte die Anschuldigungen in einer Erklärung "komplett falsch" und eine "verzweifelte politische Attacke" im Wahlkampf. Auf Twitter schrieb der Politiker, er sei Opfer der "von der Obama- und Clinton-Maschine" gesteuerten "liberalen Medien". Moores Wahlkampfteam sprach von "Fake News".

Republikaner distanzieren sich

Doch auch Trump schloss sich den Forderungen aus seiner Partei an. "Wie viele andere Amerikaner glaubt Trump, dass wir nicht den geringsten Vorwurf zulassen können (...), das Leben eines Menschen zerstört zu haben", sagte Präsidentensprecherin Sarah Huckabee Sanders am Rande von Trumps Asien-Reise. Der Präsident gehe davon aus, "dass, wenn die Vorwürfe wahr sind, Moore das Richtige tun und zurücktreten" werde.

Der Fraktionschef der Republikaner im Senat, Mitch McConnell, erklärte, sollten die Vorwürfe stimmen, müsse Moore seine Kandidatur zurückziehen. Mindestens ein Dutzend weitere Republikaner schlossen sich der Forderung an. Senator John McCain erklärte, Moore solle "sofort abtreten und dem Volk von Alabama die Möglichkeit geben, einen Kandidaten zu wählen, auf den sie stolz sein können".

Jim Zeigler, staatlicher Rechnungsprüfer in Moores Heimatstaat Alabama, zog hingegen die Bibel zur Rechtfertigung von Moores Verhalten heran: "Nehmen wir nur mal Josef und Maria: Maria war eine Jugendliche und Josef war ein erwachsener Zimmermann. Sie wurden die Eltern von Jesus", sagte Zeigler der konservativen Tageszeitung "Washington Examiner": "Da ist überhaupt nichts Unmoralisches oder Illegales dran." Das Ganze sei "höchstens ein bisschen ungewöhnlich".

Vertreter der religiösen Rechten

Die "Washington Post" sprach nach eigenen Angaben mit mehr als 30 Menschen, darunter die Mütter und Freundinnen der Frauen, die Moore unangemessenes Verhalten gegenüber Minderjährigen vorwerfen. Der alarmierendste Fall ist der der damals 14-Jährigen. Eine andere Frau sagte der Zeitung, Moore habe ihr Avancen gemacht, als sie 16 war. Erst Jahre später sei ihr klar geworden, dass es "ekelhaft" sei, wenn ein Erwachsener einer Jugendlichen den Hof mache.

Moore ist ein Vertreter der religiösen Rechten und tritt im Dezember bei einer Nachwahl zum Senat im Südstaat Alabama an. Trump hatte in der Vorwahl die Kandidatur eines anderen Republikaners unterstützt.

Moore hatte zuvor mit rebellischen Aktionen als Richter am Obersten Gericht von Alabama auf sich aufmerksam gemacht, für die er in erzkonservativen Kreisen gefeiert wurde. So hatte er sich geweigert, ein Denkmal für die alttestamentarischen Zehn Gebote aus einem Justizgebäude zu entfernen. Außerdem setzte er sich über ein bahnbrechendes Urteil des Obersten Gerichts in Washington zugunsten der Homo-Ehe hinweg.

(wer)
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