Paris Bankräuber graben Tunnel in Bank-Tresorraum

Paris (RPO). Bei einem spektakulären Bankraub haben sich Unbekannte mitten in der Pariser Innenstadt unterirdisch Zugang zum Tresorraum einer Bank verschafft und mehr als hundert Kundenschließfächer ausgeräumt. Die Einbrecher gelangten durch angrenzende Kellerräume in eine Filiale der französischen Bank LCL, wie Bank und Ermittlungsbehörden am Dienstag mitteilten. Die Höhe der Beute ist noch unklar.

Von dem spektakulären Bankraub in der Pariser Innenstadt sind mehr als hundert Kunden betroffen. Die Einbrecher räumten in der Nacht zum Sonntag die Schließfächer von 125 Kunden aus, wie die Großbank Crédit Lyonnais am Dienstagabend mitteilte. Ermittler sagten, die Täter hätten gut die Hälfte der insgesamt etwa zweihundert Wertfächer aufgebrochen. Wie hoch die Beute war, war auch am Mittwoch unklar, weil die Bank nach eigenen Angaben aus Gründen der Vertraulichkeit nicht weiß, was die Kunden in den Fächern deponieren.

Mit schwerem Arbeitsgerät durchbrachen die Räuber in der Nacht zum Sonntag vom Nebenhaus aus eine Kellerwand der Bankfiliale. Dort überwältigten und fesselten sie einen Wachmann, der die Geräusche gehört hatte, und brachen die ganze Nacht lang ein Schließfach nach dem anderen auf. Mehr als die Hälfte der insgesamt 200 Fächer sei geöffnet worden, hieß es aus Ermittlerkreisen. Die genaue Zahl blieb zunächst unklar, weil die Räuber ihre Spuren verwischten, indem sie zum Schluss ein Feuer legten.

Die Bank konnte zudem zunächst keine Angaben darüber machen, wieviel Geld und Wertsachen die Räuber erbeuteten. "Die Bank weiß nicht, welche Beträge die Kunden deponiert haben", sagte ein Sprecher. Um die Höhe der Beute ermitteln zu können, müssten die Kunden Listen mit dem Inhalt ihrer Schließfächer erstellen.

Augenzeugen sagten laut den Ermittlern, sie hätten vier bis fünf Vermummte in einem Lieferwagen flüchten sehen. Der Wachmann gab an, im Tresorraum auf drei Männer gestoßen zu sein. Er konnte am Sonntagmorgen Alarm schlagen und befindet sich nach Angaben der Bank bei guter Gesundheit.

Durch den Brand und das Löschwasser sei in dem Raum ein großer Schaden entstanden, teilte die Bank mit. Die Filiale wurde den Angaben zufolge seit mehreren Wochen umgebaut - vor allem sollte die Geldausgabe automatisiert werden, so dass es im Schalterraum kein Geld mehr gäbe, sondern nur noch in den Schließfächern und an Geldautomaten.

Auf ähnliche Weise war bereits in der Silvesternacht eine Sparkasse in Montreuil im Großraum Paris ausgeraubt worden. Die Einbrecher hatten 117 der 700 Schließfächer der Filiale ausgeraubt, an der ebenfalls Umbauarbeiten vorgenommen wurden. Der Einbruch erinnert auch an einen berühmten Bankraub im südfranzösischen Nizza aus dem Jahr 1976. Bei dem "Jahrhundertraub" hatten sich Einbrecher angeführt vom Gangster Albert Spaggiari über die Kanalisation durch einen Tunnel bis in den Tresorraum der Bank Société Générale vorgearbeitet und einen Millionenbetrag erbeutet.

(AFP/sdr)
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