Bombenanschlag im Zentrum von Bangkok Viele Tote in Bangkok - Anschlag auf Ausländer

Bangkok · Bei einer Bombenexplosion in Thailands Hauptstadt Bangkok sind mindestens 18 Menschen gestorben. Unter den Opfern sei "eine bedeutende Zahl an Ausländern", sagte ein Polizeisprecher.

Die Zahlen über die Zahl der Opfer schwanken. Doch es sind viele. Die Nachrichtenagenturen berichten von mindestens 18 Toten und 80 bis 120 Verletzten. Der Sprengsatz explodierte am Montagabend Ortszeit an einem bei Einheimischen und Touristen beliebten Schrein mitten im Einkaufsviertel.

Die deutsche Botschaft bemühte sich um Aufklärung, ob auch Deutsche unter den Opfern sind, wie aus dem Auswärtigen Amt verlautete. Konkrete Hinweise auf deutsche Opfer lagen zunächst aber keine vor. Am späten Abend hieß es von Seiten der Polizei, unter den Todesopfern seien drei drei Ausländer gewesen - zwei aus China und einer von den Philippinen. Die Verletzten stammen Medienberichten zufolge überwiegend aus China und Taiwan.

Das polnische Außenministerium rief Thailand-Touristen zu verstärkter Vorsicht auf. Orte von Menschenansammlungen sollten gemieden werden.

Die thailändische Polizei ging von einem Anschlag aus. Sie habe in der Umgebung einen weiteren Sprengsatz gefunden und entschärft, sagte der Sprecher. Die umliegenden Einkaufszentren wurden geräumt.
Hunderte Polizisten durchsuchten die Umgebung nach weiteren Bomben. Es gab aber zunächst kein Bekennerschreiben.

"Die Täter wollten unsere Wirtschaft und den Tourismus zerstören, deshalb ereignete sich der Vorfall im Herzen des Touristenviertels", sagte Verteidigungsminister Prawit Wongsuwan der Nachrichtenagentur Reuters. Nach dem Attentat verschärften die Behörden die Sicherheitskontrollen an großen Kreuzungen und bei Touristenattraktionen. In mehreren Medienberichten war zuvor von 27 Getöteten die Rede gewesen.

Bei dem Sprengsatz habe es sich um eine Rohrbombe gehandelt, teilet der Chef der Polizei des Landes mit. Sie sei im hinduistischen Erawan-Schrein im Zentrum der Millionenmetropole platziert worden. Die Kultstätte wird oft von Touristen vor allem aus Fernost, aber auch von Thailändern besucht. In unmittelbarer Nähe stehen große Hotels, Einkaufszentren und Bürogebäude. Die Sicherheitskräfte riegelten den Anschlagsort ab und suchten nach weiteren Bomben. Später gaben sie Entwarnung.

In dem buddhistischen Land gibt es zwar gewalttätige muslimische Separatisten im Süden, und die Gesellschaft ist politisch tief gespalten. Anschläge in der Hauptstadt, etwa zur Destabilisierung der Regierung, sind aber eigentlich unbekannt. In Thailand regiert seit einem Militärputsch im Mai 2014 Putschführer Prayuth Chan-ocha.

Junta mahnt zur Ruhe

Die Junta rief zur Ruhe auf. "Bringt keine Gerüchte in Umlauf, die Verwirrung im Land stiften könnten", sagte Junta-Sprecher Winthai Suvari. "Wir versichern, dass die Behörden jetzt alles unter Kontrolle haben." Er widersprach Gerüchten in sozialen Netzwerken, dass der Ausnahmezustand verhängt worden sei.

"Ich habe im Hyatt-Erawan-Hotel zu Abend gegessen, als eine riesige Explosion das Gebäude erschüttert hat", berichtete Eric Seldin, der in Bangkok arbeitet. "Als wir 15 Minuten später nach draußen durften, habe ich mehrere mit Tüchern bedeckte Körper gesehen."

Die Ratchaprasong-Kreuzung war mit Glassplittern und Trümmerteilen übersät. Unzählige Krankenwagen luden teils mehrere Verletzte auf einmal ein. Viele Menschen suchten verzweifelt nach ihren Angehörigen. Eine Frau wartete auf der Suche nach ihrer Schwester, die an einem Tempel hatte beten wollen, weinend auf Nachrichten.
Verkäufer Khonnon Jathrukul (42) eilte zum nächsten Krankenhaus, als er einen Aufruf zum Blutspenden hörte. "Es ist doch meine Pflicht zu helfen", sagte er.

Die Kreuzung ist sehr belebt. In der Umgebung sind zahlreiche Restaurants, Hotels und Einkaufszentren. An dem Schrein legen Thailänder den ganzen Tag über Blumen nieder und zünden Räucherstäbchen an. Touristen verharren dort, weil es jede Stunde mehrere Tanzdarbietungen zur Huldigung des Hindu-Gottes Brahma gibt.

Eine Überwachungskamera filmte an der Kreuzung einen riesigen Feuerstoß. Dann waren auf dem Video Passanten zu sehen, die in verschiedene Richtungen davon liefen.

Niemand hat sich je zu den Anschlägen bekannt

Über den Hintergrund konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Im Februar waren vor einem Einkaufszentrum in Bangkok zwei Sprengsätze explodiert und hatten zwei Menschen verletzt. Auf der Touristeninsel Koh Samui explodierte im April eine Autobombe. Niemand hat sich je zu den Anschlägen bekannt. Das Militär ging davon aus, dass die Bomben die Regierung destabilisieren sollten.

Das Auswärtige Amt hat seine Reise- und Sicherheitshinweise für Thailand aktualisiert. "Reisenden wird empfohlen, besonders vorsichtig zu sein und diese Reisehinweise und die aktuelle Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen", hieß es am Montagabend. "Weitere Anschläge auch in anderen beliebten Feriengebieten können nicht ausgeschlossen werden." Das Amt empfiehlt, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden.

Die beiden politischen Lager haben jahrelang um die Regierungsmacht gekämpft. Grob stehen sich alteingesessene Eliten und wohlhabende Städter und Bauern aus der Provinz sowie arme Stadtbewohner gegenüber. Sie haben Massendemonstrationen und Straßenblockaden in Bangkok organisiert und sich teils blutige Straßenschlachten geliefert. Dutzende Menschen sind dabei seit 2010 ums Leben gekommen.

(dpa AP REU)
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