Bamako in Mali Dschihadisten greifen Hotel an und nehmen 170 Geiseln

Bamako · Mutmaßliche Dschihadisten haben am Freitag ein Hotel in der malischen Hauptstadt Bamako attackiert. Aus dem Gebäude im Zentrum der Stadt sind Schüsse zu hören. 170 Menschen sollen sich in der Gewalt der Angreifer befinden.

Bamako in Mali: Geiselnahme in Hotel
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Geiselnahme in Hotel im malischen Bamako

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Nach Angaben aus Sicherheitskreisen schossen die Angreifer in der siebten Etage des Hotels Radisson Blu um sich. Laut Hotelkette haben die Angreifer mindestens 170 Geiseln genommen. Wie der Konzern Rezidor, Eigentümer des Hotels mitteilte, sind unter den Geiseln 140 Gäste und 30 Angestellte.

Die Angreifer hätten Autos mit diplomatischen Kennzeichen benutzt, um Zugang zum Radisson Hotel zu erhalten, sagte ein Mitglied des Hotel-Sicherheitsteams am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Die Angreifer zogen sich diesen Angaben zufolge in ein oberes Stockwerk zurück und hielten sich dort mit den Geiseln verschanzt. Ein Angestellter sagte am Telefon, die Angreifer hätten auch Handgranaten eingesetzt.

Nach Angaben des Armeekommandeurs Modibo Nama Traoré stürmten zehn Bewaffnete das Hotel und riefen auf Arabisch "Gott ist groß". Dann hätten sie auf Wachleute geschossen und Geiseln genommen.

Auch das Nachrichtenportal "Depeches du Mali" spricht von möglicherweise zehn Tätern. Angeblich ließen die Täter Geiseln frei, die Koranverse zitieren konnten. Die US-Botschaft forderte Bürger der Vereinigten Staaten auf, an Ort und Stelle Schutz zu suchen.

Sicherheitskräfte riegelten das Hotel weiträumig ab. Das Radisson hat Berichten zufolge 170 Zimmer. Es ist bei Diplomaten beliebt und zum Beispiel auch das Hotel für Mitarbeiter der Air France. Das Hotel liegt im Südwesten der Stadt.

Oberstleutnant André Wüstner, der Bundesvorsitzende des Bundeswehrverbandes, hat in Reaktion auf die Attacke auf das Hotel die Entsendung kampfkräftiger Truppen nach Mali gefordert. "Der Terror-Akt von Bamako macht einmal mehr deutlich, dass sich der so genannte ´Ring of Fire´ von Afghanistan über Jemen, Syrien und den Irak bis nach Afrika erstreckt", sagte Wüstner dem Berliner "Tagesspiegel".

Nach einem Militärputsch 2012 hatten zunächst Tuareg-Rebellen und später Islamisten den Norden des westafrikanischen Binnenstaates unter Kontrolle gebracht. Die Islamisten stießen anschließend nach Süden vor. Daraufhin griff die ehemalige Kolonialmacht Frankreich ein und vertrieb die Extremisten. Die Lage blieb jedoch chaotisch. In diesem Juni schlossen schließlich mit der Regierung verbündete Milizen und die zurückgekehrten Tuareg-Rebellen ein Friedensabkommen, das aber bereits Mitte August wieder gebrochen wurde, als eine Miliz die Tuareg aus einer Ortschaft vertrieb.

Die Islamisten sind vor allem in den ländlichen Gebieten des Nordens weiter aktiv und verüben auch in Städten Anschläge. So überfielen Bewaffnete im März ein bei Ausländern beliebtes Restaurant in Bamako und töteten fünf Menschen. Im August stürmten Dschihadisten ein von den Vereinten Nationen genutztes Hotel in der Stadt Sévaré, die etwa 650 Kilometer nordöstlich von Bamako liegt und ein wichtiges Touristenziel ist. Bei anschließenden Gefechten kamen 13 Menschen ums Leben.

Frankreich hat derzeit noch etwa 1000 Soldaten in Mali stationiert.

(felt/AFP/REU/dpa/KNA)
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