Weitere Ausgangssperren verhängt Ausschreitungen in Erdbebengebieten von Chile

Santiago de Chile (RPO). In den Erdbebengebieten in Chile haben die Sicherheitskräfte zunehmend Mühe, Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten. Plünderer lieferten sich am Montag (Ortszeit) in der Stadt Concepción Scharmützel mit der Polizei. Präsidentin Michelle Bachelet schickte 5000 weitere Soldaten in die Erdbebengebiete, für vier Städte gilt eine nächtliche Ausgangssperre.

Starkes Erdbeben in Chile
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Nach Angaben von Vize-Innenminister Patricio Rosende wurde bei den Plünderungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei in Concepción ein Mensch getötet. Etwa 160 Menschen seien festgenommen worden. Nach Angaben von Reportern wurde eine Gruppe von dutzenden Einwohnern zunächst von der Polizei zurückgedrängt, als sie versuchte, sich in der 500.000-Einwohner-Stadt in einem Supermarkt mit Lebensmitteln zu versorgen.

Als die Beamten Tränengas einsetzten, zündeten die Plünderer das Gebäude an. Durch die Flammen stürzte ein Teil des Daches ein, ein Feuerwehrmann wurde verletzt. Auch ein Zivilist, dessen Kleidung in einem ebenfalls in Brand gesteckten Einkaufszentrum Feuer fing, wurde verletzt.

Für Concepción gilt bereits seit Sonntabend eine nächtliche Ausgangssperre. Um Plünderungen und Gewalt zu verhindern, wurde eine solche über drei weitere Städte verhängt. Betroffen seien Talca, Cauquenes und Constitucion, teilte das Militär mit.

Laut Anweisung von Bachelet machten sich zusätzliche 5000 Soldaten auf den Weg in die Erdbebengebiete. "Morgen werden dann insgesamt 7000 Soldaten vor Ort sein", verkündete die Präsidentin.

Kritik an Krisenmanagement wächst

Unterdessen wächst die Kritik am Krisenmanagement der Regierung. So beklagen Einwohner der Krisenregion, dass bisher noch keine Hilfsgüter angekommen seien. Gleichzeitig zeiten Fernsehsender Bilder, wie Menschen aus Supermärkten und anderen Geschäften alles mitnehmen, was sie tragen können: Von Lebensmittel bis hin zu Waschmaschinen.

Als Folge sind die seit Sonntagabend in der Region stationierten Streitkräfte nicht nur damit beschäftigt, die Plünderungen einzudämmen, sondern auch die Verteilung von Lebensmitteln und Trinkwasser zu organisieren.

Angesichts der Not und Zerstörung bat Chile die internationale Gemeinschaft um Hilfe. Gebraucht werden insbesondere Feldlazarette mit Operationseinrichtungen, mobile Brücken, Kommunikationsausrüstung und mobile Küchen. Viele Länder sagten Chile bereits Hilfe zu. Auf dem Weg nach Concepción stürzte ein kleines mit Hilfsgütern beladenes Flugzeug ab. Dabei kamen nach Angaben der chilenischen Luftwaffe alle sechs Insassen ums Leben.

Durch das Erdbeben am Samstagmorgen und die folgenden Flutwellen kamen nach neuen Angaben mindestens 723 Menschen ums Leben. Die Behörden rechnen mit weiteren Todesopfern. Zwei Millionen Menschen sind betroffen; viele von ihnen mussten eine dritte Nacht auf der Straße verbringen.

(AFP/KNA/das)
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