Behörden befürchten neue Unruhen Ausnahmezustand nach Krawallen in Ferguson verhängt

Ferguson · Nach den Krawallen am Jahrestag der tödlichen Schüsse eines weißen Polizisten auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown haben die Behörden den Ausnahmezustand über die US-Kleinstadt Ferguson verhängt.

Nach den Krawallen am Jahrestag der tödlichen Schüsse eines weißen Polizisten auf den schwarzenJugendlichen Michael Brown haben die Behörden den Ausnahmezustand über die US-Kleinstadt Ferguson verhängt. Die Anordnung vom Montag galt für den gesamten Bezirk St. Louis im Bundesstaat Missouri. In der Nacht zum Montag war eine friedliche Gedenkfeier für Brown in Gewalt umgeschlagen, ein 18-jähriger Schwarzer wurde schwer verletzt.

Mit der Verhängung des Ausnahmezustands ging die Leitung des Polizeieinsatzes in Ferguson an die Bezirksbehörden über, wie ihr Chef Steve Stenger mitteilte. Die Maßnahme sei ergriffen worden, weil die Behörden nach den Krawallen "Schaden für Personen und Besitz" fürchteten.

Am Sonntag hatten in Ferguson rund 300 Menschen bei einer Kundgebung an das Schicksal von Michael Brown erinnert. Am Abend heizte sich die Stimmung auf, zwei Geschäfte wurden geplündert. Aus der Menge flogen Gegenstände auf Bereitschaftspolizisten, die eine Hauptstraße abriegelten. Ein Beamter wurde laut Polizei von einem Pflasterstein im Gesicht getroffen und verletzt.

Der Polizeichef des Bezirks St. Louis, Jon Belmar, sagte, die Beteiligten der vorherigen Schießerei seien keine Demonstranten, sondern "Kriminelle" gewesen. Binnen 45 Sekunden seien 40 bis 50 Schüsse gefallen. Einer der Schützen, der 18-jährigen Tyrone H., entfernte sich den Angaben zufolge vom Tatort und stieß auf vier Polizisten in Zivil, zog seine Waffe und traf deren Fahrzeug. Die Beamten hätten zurückgeschossen, den Mann zu Fuß verfolgt und nochmals geschossen. Der Verdächtige sei dabei schwer verletzt worden und schwebe in Lebensgefahr. Gegen ihn wurde am Montag ein Strafverfahren wegen des Angriffs auf einen Polizeibeamten eingeleitet.

Videoaufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zeigten einen stark blutenden Schwarzen, der mit Handschellen gefesselt und dem Gesicht nach unten am Boden lag. Zur Hautfarbe der beteiligten Beamten wollte sich Belmar nicht äußern. Die in den Vorfall verwickelten Polizisten verfügten über sechs bis zwölf Jahre Berufserfahrung und seien bis auf weiteres beurlaubt worden, erklärte er.

Am Montag gab es bei einer Protestkundgebung in Saint Louis erneut Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei. Örtliche Medien berichteten, mehr als 50 Teilnehmer seien festgenommen worden, weil sie eine Polizeiabsperrung durchbrochen hätten. Außerdem sei eine Straße in der Nähe des Ortsausgangs von Ferguson besetzt worden.

US-Justizministerin Loretta Lynch verurteilte die Gewalt vom Vortag. Derartige Vorfälle "verdunkeln jede Botschaft des friedlichen Protests" und schadeten den Beamten, die die Bevölkerung schützen wollten, sagte sie vor Mitgliedern einer Polizeigewerkschaft in Pittsburgh.

Brown war am 9. August 2014 nach einem Handgemenge von dem weißen Polizisten Darren Wilson mit mehreren Schüssen getötet worden. Wilson wurde nicht angeklagt, obwohl der Jugendliche unbewaffnet war. Browns Tötung und der spätere Verzicht auf einen Strafprozess hatten in Ferguson und zahlreichen anderen Städten der USA zu teils gewalttätigen Protesten geführt. An dem Fall entzündete sich eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort