Mutmaßlicher Dallas-Attentäter In seiner Wohnung hortete Micah J. ein Waffenarsenal

Dallas · Für die Polizei war der mutmaßliche Dallas-Attentäter Micah J. bisher ein Unbekannter. Doch in seiner Wohnung hortete der 25-Jährige massenhaft Waffen und Material zum Bombenbau. Sein Motiv war offenbar Wut auf weiße Polizisten.

 Ein Polizeiauto ist zum Gedenk-Ort für die getöteten Polizisten geworden. Trauernde haben Blumen niedergelegt.

Ein Polizeiauto ist zum Gedenk-Ort für die getöteten Polizisten geworden. Trauernde haben Blumen niedergelegt.

Foto: afp, sp

Der Attentäter, der bei einer Kundgebung gegen Polizeigewalt in Dallas am Donnerstag fünf weiße Polizisten tötete, war nach Angaben der Polizei ein Einzelgänger - und ein Einzeltäter.

Er habe "allein" gehandelt und gehöre keiner Organisation an, sagte der 25-Jährige, bevor er in einem Parkhaus von einem Polizeiroboter mit einem Sprengsatz getötet wurde.

Die US-Behörden scheinen seine Aussagen für plausibel zu halten. "Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es so, als habe es nur einen Schützen gegeben", sagte Heimatschutzminister Jeh Johnson am Freitag. Es gebe auch keine Hinweise, dass der Afghanistan-Veteran eine Verbindung "zu einer internationalen Terrororganisation hatte oder von dieser inspiriert war". Auch eine kriminelle Vergangenheit hatte er nach Polizeiangaben nicht.

Als Motiv für seine gezielten Todesschüsse auf Polizisten hatte der Heckenschütze den Polizeiangaben zufolge seine Wut über die jüngsten Fälle tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze genannt. Er habe "Weiße töten" wollen, "vor allem weiße Polizisten", sagte Micah J. nach Angaben von Polizeichef David Brown vor seiner Tötung.

Auch wenn Micah J. vermutlich ein Einzeltäter war - zumindest ideologisch scheint er militanten US-Schwarzenorganisationen nahegestanden zu haben. Entsprechende Hinweise finden sich auf seiner Facebook-Seite, die noch am Freitag von dem Internet-Netzwerk gelöscht wurde.

Auf einem Foto ist der junge Afroamerikaner mit erhobener rechter Faust zu sehen, einer typischen Geste der Black-Power-Bewegung früherer Jahrzehnte. Er trägt eine bunte Tunika im afrikanischen Stil. Im Hintergrund ist die rot-schwarz-grüne afroamerikanische Flagge zu sehen, die in der Bewegung für die Rechte der Schwarzen in den 60er Jahren populär war.

Ein anderes Foto zeigt die Schwarzweißzeichnung einer Faust und die Worte "Black Power". Mit einem "Gefällt mir" markierte er mehrere radikale afroamerikanische Gruppierungen. Dazu gehören die New Black Panther Party (NBPP) und die Nation of Islam. Beide vertreten antisemitische und Weißen-feindliche Positionen, wie die auf die Bekämpfung von Rassismus spezialisierte Organisation Southern Poverty Law Center hervorhebt.

Eine weitere offenbar von Micah J. favorisierte Gruppierung nennt sich African American Defense League. Sie wird von einem Ideologen namens Mauricelm-Lei Millere angeführt, der sich selbst als Psychotherapeuten, Poeten und schwarzen Nationalisten bezeichnet.

Nach dem tödlichen Polizeieinsatz gegen den 37-jährigen Afroamerikaner Alton Sterlin am Dienstag im Bundesstaat Louisiana hatte Millere zu blutiger Vergeltung aufgerufen: "Ihr und ich wisst, was zu tun ist, und ich meine nicht das Marschieren und viel Lärm machen oder an Versammlungen teilnehmen." Er sprach von "Schweineblut", das in Louisiana vergossen werden solle.

Ob Micah J. diesen blutrünstigen Appell vernahm, ist ungeklärt. Klar scheint aber zu sein, dass sich der Tischler und Maurer gründlich auf Gewaltaktionen vorbereitet hatte. In seiner Wohnung in Mesquite, einem Vorort von Dallas, hortete er nach Angaben der Polizei ein ganzes Waffenarsenal. Auch eine Art Tagebuch zu Kampftechniken sei gefunden worden.

Möglicherweise wendete der 25-Jährige auch in der Armee erworbene Kampftechniken für den Anschlag an. Er war sechs Jahre lang Reservesoldat und vom November 2013 bis Juli 2014 in Afghanistan im Einsatz.

(jco/AFP)
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