"ARA San Juan" Marine befürchtet Explosion auf verschollenem U-Boot

Mar Del Plata/Buenos Aires · Die Suche nach dem verschollenen U-Boot "ARA San Juan" ist wieder ein Stück aussichtsloser geworden. Die Analyse eines aufgezeichneten Geräusches lässt auf eine Explosion schließen. Experten vermuten noch eine weitere Möglichkeit. Angehörige erheben Vorwürfe gegen die Marine.

 Die aufgezeichnete, akustische Anomalie.

Die aufgezeichnete, akustische Anomalie.

Foto: ap

An Bord des seit Tagen vor der argentinischen Küste vermissten U-Boot hat es möglicherweise eine Explosion gegeben. Ein während der Suche aufgezeichnetes Geräusch gleiche dem einer nicht-atomaren Explosion, sagte Marinesprecher Enrique Balbi am Donnerstag.

Die aufgezeichnete Anomalie sei einzeln, kurz, heftig und nicht-nuklearen Ursprungs gewesen, sagte Balbi. "Wir wissen nicht, was eine Explosion mit diesen Eigenschaften, an dieser Stelle, zu diesem Zeitpunkt verursacht hat."

Die Angehörigen der 44 Besatzungsmitglieder seien informiert worden. Die Suche gehe weiter, bis endgültig Klarheit über das Schicksal der "ARA San Juan" herrsche. Es gebe keine Hinweise auf einen Angriff auf das U-Boot.

Experten legten Vermutungen nahe, dass das U-Boot zu tief getaucht und gebrochen sein könnte. "Das würde auf Aufzeichnungsgeräten wie eine sehr sehr große Explosion klingen", sagte der pensionierte Navy-Kapitän James H. Patton Jr.. Die Stelle der Suche nach der "ARA San Juan" liegt an der Kante des Kontinentalsockels, wo das Meer eine Tiefe von bis zu 3000 Metern erreicht. Tauche ein U-Boot zu tief, bestehe die Möglichkeit eines Bruchs, so Patton.

Die in Deutschland gebaute "ARA San Juan" war am Mittwoch vergangener Woche auf der Fahrt von Ushuaia an der Südspitze des Landes nach Mar del Plata verschwunden. Das U-Boot hatte einen Batterieschaden gemeldet und angekündigt, in den Stützpunkt zurückzukehren. Dann brach der Kontakt ab. An Bord sind 43 Männer und die erste U-Boot-Offizierin des Landes.

Einige der Angehörigen, die am Marinestützpunkt in Mar del Plata auf Neuigkeiten warteten, kritisierten die argentinischen Behörden, bei der Reaktion auf den Notfall zu langsam gewesen zu sein. "Sie haben zwei Tage gebraucht, um Hilfe zu akzeptieren, weil sie die Situation verharmlost haben", sagte etwa Federico Ibanez, dessen Bruder zur Besatzung des U-Bootes zählt. Die Angehörigen erhielten psychologische Betreuung.

"Sie haben ein Stück Müll auf See geschickt", sagte Itati Leguizamon, deren Ehemann German Suarez Teil der Besatzung ist. "Sie haben 2014 ein U-Boot mit einer Schicht Farbe und einer Flagge eingeweiht, aber ohne Ausstattung innendrin." Die Vernachlässigung durch die Marine sei der Grund für das Unglück.

Marine-Sprecher Balbi verteidigte den Zustand der Ausrüstung: Es werde kein Boot oder Flugzeug losgeschickt, wenn dessen Betrieb nicht absolut sicher sei. Für eine zwölf Millionen Dollar teure Nachrüstung war das U-Boot 2014 in zwei Hälften zerlegt und die Batterien und Motoren ersetzt worden.

Schiffe und Flugzeuge waren in ein vorheriges Suchgebiet zurückgekehrt, um dem Geräusch nachzugehen. Die US-Behörden hatten wenige Stunden nach dem letzten Kontakt mit dem U-Boot eine "hydro-akustische Anomalie" verzeichnet. Bisher aufgefangene Geräusche oder Signale hatten sich als nicht von der "ARA San Juan" stammend herausgestellt.

Flugzeuge aus mehreren Staaten halfen der argentinischen Marine bei der Suche. Großbritannien stellte dem Sucheinsatz ein weiteres Flugzeug zur Verfügung. Die "Voyager" der Royal Air Force landete am Mittwoch in Argentinien - einem Land, mit dem sich die Briten vor rund 35 Jahren einen kurzen Krieg um die Falkland-Inseln geliefert hatten. Bisher sind zwei britische Schiffe sowie ein britisches Flugzeug an der Suche beteiligt gewesen.

(csr)
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