Kenia Al-Shabaab-Kämpfer jagen und töten 147 Christen in Universität

Nairobi · Bei einem Überfall der somalischen Terrorgruppe Al-Shabaab auf eine Universität im Nordosten Kenias sind am Donnerstag nach amtlichen Angaben 147 Menschen getötet worden.

Kenianische Soldaten versuchen die Universität zu sichern.

Kenianische Soldaten versuchen die Universität zu sichern.

Foto: afp, tsc

Sicherheitskräfte erschossen bei dem stundenlangen Einsatz zur Befreiung von Geiseln vier Angreifer, teilten die Einsatzzentrale und das Innenministerium in Nairobi mit. Ein Verdächtiger wurde bei der Flucht festgenommen. Die Al-Shabaab bekannte sich zu dem Angriff auf das Garissa University College, die sich knapp 145 Kilometer von der Grenze zu Somalia entfernt befindet.

Der Angriff begann am frühen Morgen und dauerte insgesamt 13 Stunden. Die Terroristen gingen Augenzeugen zufolge durch Wohnheime und machten gezielt Jagd auf Nichtmuslime.

Die Einsatzzentrale und das Innenministerium teilten am Abend mit, die Operation zur Befreiung von Geiseln in Garissa sei beendet. Dutzende Geiseln seien befreit worden. Die meisten Opfer seien Studenten, aber auch ein Polizist, zwei Wachleute und ein Soldat seien getötet worden. Es gab mindestens 79 Verletzte. Es war der bisher tödlichste Angriff der somalischen Extremisten in dem Nachbarland.

Die Polizei identifizierte einen Mann namens Mohammed Mohamud als möglichen Drahtzieher des Überfalls. Er soll für die grenzüberschreitenden Attacken bei Al-Shabaab verantwortlich sein. Die Behörden setzten ein Kopfgeld von 220.000 Dollar auf ihn aus.

Ein Sprecher der Miliz, Ali Mohamud Rage, sagte einem Radiosender, sein Gruppe sei verantwortlich für den Überfall. Den Angaben zufolge schossen die Extremisten bei ihrer Ankunft zunächst auf die Wachleute, die die Wohnheime schützen sollten. Anschließend verschafften sie sich Zugang zu den Unterkünften.

Der Angriff begann gegen 5.30 Uhr, als sich Studenten zum Gebet in der Campus-Moschee einfanden, viele aber auch noch schliefen. Die Moschee griffen die Extremisten nicht an. Insgesamt sind mindestens 887 Hochschüler an der Uni eingeschrieben.

Gezielt Christen getötet

Die Terroristen töteten laut Augenzeugen gezielt Christen. Der stellvertretende Vorsitzende des Studentenverbandes der Universität, Collins Wetangula, berichtete, die Angreifer hätten "Wir sind Al-Shabaab!" gerufen und nach der Ankunft in seinem Wohnheim gefragt, ob die Studenten Muslime oder Christen seien. "Wenn du ein Christ war, wurdest du auf der Stelle erschossen", sagte Wetangula.

Augenzeugen berichteten, Studenten seien nach den ersten Schüssen in Panik geflohen. Die Angreifer hätten erbarmungslos auf die Flüchtenden geschossen. Soldaten brachten fliehende Studenten in Sicherheit.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Terrorüberfall ebenso wie die USA. Bans Büro versicherte der kenianischen Regierung Solidarität bei "ihren Anstrengungen, Terrorismus und gewalttätigen Extremismus zu verhindern und entgegenzutreten". Der Sprecher des Weißen Hauses in Washington, Josh Earnest, sagten dem ostafrikanischen Land ebenfalls Hilfe zu, "um die Terrorgruppe Al-Shabaab" zu schlagen.

Der Norden und der Osten Kenias grenzen an Somalia und waren bereits häufiger Ziele von Angriffen der radikalislamischen Al-Shabaab. Diese ist eigentlich in Somalia aktiv, bekämpft aber auch Kenia, weil die Regierung 2011 Truppen zum Kampf gegen die Extremisten ins Nachbarland geschickt hat.

Im November hatten Kämpfer von Al-Shabaab einen Bus im Norden Kenias gestoppt und gezielt alle Passagiere getötet, die nicht muslimischen Glaubens waren - 28 Menschen. Auch der Anschlag auf das Einkaufszentrum Westgate Mall in Nairobi 2013 mit 67 Toten - dem bisher folgenschwersten Anschlag bis Garissa - geht auf das Konto der Extremisten.

Im März bekannte sich Al-Shabaab zu Anschlägen mit zwölf Toten im Bezirk Mandera an der Grenze zu Somalia. Insgesamt hat Al-Shabaab zuvor nach offiziellen Angaben von 2012 bis 2014 in Kenia 312 Menschen umgebracht, darunter 38 in Garissa.

(ap)
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