Südafrika Ärzte transplantieren schwarzem Mann weißen Penis

Kapstadt · Es ist eine äußerst komplizierte Operation - und sie ist geglückt: die weltweit dritte Penis-Transplantation. Und doch muss noch einmal operiert werden, denn der Patient ist schwarz, sein neuer Penis aber weiß. Deshalb wird die Hautfarbe des Geschlechtsteils per Tattoo angepasst.

 Das Operationsteam der südafrikanischen Stellenbosch-Universität.

Das Operationsteam der südafrikanischen Stellenbosch-Universität.

Foto: Stellenbosch University

Von der erfolgreichen Operation berichtet die Stellenbosch-Universität jetzt auf ihrer Webseite. Ein Ärzte-Team der südafrikanischen Hochschule hatte die Transplantation Ende April gemeinsam mit Medizinern des Tygerberg-Krankenhauses in Kapstadt durchgeführt. Neuneinhalb Stunden dauerte der Eingriff.

Der Patient war demnach ein 40 Jahre alter Mann, der seinen Penis vor 17 Jahren nach einer traditionellen Beschneidung verloren hatte. Der Mann, dessen Identität aus ethischen Gründen geschützt wird, sei mit dem Ergebnis sehr zufrieden. "Er ist einer der glücklichsten Patienten, den wir in unserer Station je gesehen haben", sagt André van der Merwe, Chef der Urologie an der Stellenbosch-Universität.

Die Ärzte zeigten sich außerdem zuversichtlich, dass die Operation dem Mann nicht nur kosmetisch helfen wird. Auch die körperlichen Funktionen sollen komplett wieder hergestellt werden.

Lediglich der farbliche Unterschied zwischen der Haut des Mannes und seinem Geschlechtsteil muss noch korrigiert werden: Dem Krankenhaus zufolge ist das aber mithilfe einer medizinischen Tätowierung möglich. In sechs bis acht Monaten soll es so weit sein. Solche Tätowierungen werden von spezialisierten Tattoo-Künstlern durchgeführt und kommen beispielsweise auch bei der Rekonstruktion von Brustwarzen nach einer Brustkrebs-Operation oder zur Abdeckung von Unfall- und Operationsnarben zum Einsatz.

Es ist bereits das zweite Mal, dass ein Team der Universität erfolgreich eine Penis-Transplantation durchführt. Im Dezember 2014 waren sie die ersten, die sich an die komplizierte Operation wagten - mit Erfolg. "Sowohl physisch als auch mental geht es dem Patienten von damals heute sehr gut", sagt Chefarzt van der Merwe: "Er hat jetzt ein völlig normales Leben".

Es ist allerdings kein Zufall, dass zwei dieser seltenen Operationen an einer südafrikanischen Klinik durchgeführt wurden. In dem Land ist die männliche Beschneidung als Initiationsritus für junge Männer weit verbreitet, oft werden die Geschlechtsteile dabei verletzt oder sogar amputiert.

Zu der gelungenen Operation gratulierte dem Team deshalb auch der lokale Gesundheitsminister Nomafrench Mbombo: "Das ist eine bemerkenswerte und bahnbrechende Prozedur. Die männliche Beschneidung hat in Südafrika bereits viele junge Opfer gefordert - für diesen Patienten bricht nun ein neues Leben an". An der Transplantation waren indes nicht nur Ärzte beteiligt: Das Team von Universität und Klinik wurde zudem von Krankenschwestern, Psychologen und einem ethischen Beirat begleitet.

(kess)
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