Ägypten Dutzende Menschen bei Angriff auf Bus mit Christen getötet

Ägypten · Maskierte Bewaffnete haben in Ägypten einen Bus mit koptischen Christen angegriffen und dabei mindestens 28 Menschen getötet. 22 weitere Personen seien verletzt worden, teilte das ägyptische Innenministerium nach der Attacke am Freitag mit.

 Das Bild stammt aus einem TV-Bericht des Nachrichtensenders Nile News und zeigt das Wrack des Busses.

Das Bild stammt aus einem TV-Bericht des Nachrichtensenders Nile News und zeigt das Wrack des Busses.

Foto: afp

Die Verantwortung für die Tat übernahm zunächst niemand. Vieles deutet jedoch auf die Terrormiliz Islamischer Staat hin. Die Attacke ereignete sich am Vortag des den Muslimen heiligen Fastenmonats Ramadan.

Die Opfer waren auf einer Wüstenstraße auf dem Weg zum St.-Samuel-Kloster in Maghagha im Gouvernement Al-Minja rund 220 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo gewesen, als sie von mehreren Angreifern attackiert wurden. Es habe sich laut Augenzeugenberichten um acht bis zehn Attentäter in Militäruniformen gehandelt, die mit Geländewagen an den Bus herangefahren und vermummt gewesen seien, erklärten das Innen- und das Gesundheitsministerium.

Es wurde befürchtet, dass die Zahl der Getöteten noch steigen könnte.
Ein koptisches Nachrichtenportal erklärte, dass nur drei Kinder den Angriff überlebt hätten. Wie viele Minderjährige sich unter den Opfern befanden, war bis dahin noch unbekannt.

Arabische Fernsehsender zeigten Bilder eines stark beschädigten Busses, der am Straßenrand stand. Viele Fensterscheiben des Fahrzeugs waren zersplittert und wiesen mehrere Einschusslöcher auf. Aufnahmen aus dem Businneren zeigten Blutspuren auf den Sitzen. Rettungswagen parkten neben dem Bus, während mehrere mit schwarzen Plastiksäcken abgedeckte Leichen auf dem sandigen Boden lagen.

Am Palmsonntag Anfang April waren bei Anschlägen auf koptische Kirchen in den ägyptischen Städten Alexandria und Tanta mindestens 45 Menschen ums Leben gekommen. Der koptische Patriarch Tawadros II. hatte zum Tatzeitpunkt in Alexandria einen Gottesdienst geleitet, blieb aber unverletzt. Im Dezember hatte ein Selbstmordattentäter in einer Kirche in Kairo weitere 30 Menschen getötet.

Der ägyptische IS-Ableger, der sich zu dem Doppelanschlag und dem Angriff auf die Kairoer Kirche bekannt hatte, hatte Anfang Mai mit weiteren Attacken auf Christen gedroht. Muslimen wurde geraten, sich von christlichen Versammlungen und westlichen Botschaften fernzuhalten.

Ägyptens Kopten bilden die größte christliche Gemeinde des Nahen Ostens. Der koptisch-orthodoxen Kirche gehören rund zehn Prozent der 92 Millionen Ägypter an. Sie haben wiederholt auf Diskriminierung und Angriffe von islamistischen Extremisten hingewiesen.

"Die wachsende Zahl dieser Terroranschläge ist alles andere als beruhigend", sagte der Sprecher der ägyptisch-katholischen Kirche, Fr. Rafic Greiche, einem lokalen Fernsehsender.

Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi berief eine Sitzung mit seinen engsten Beratern ein, um über den Angriff zu sprechen. Nach den Anschlägen vom Palmsonntag hatte er einen dreimonatigen Ausnahmezustand verkündet.

Die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas verurteilte den erneuten Anschlag ebenso wie die israelische Regierung. Während Hamas-Sprecher Fausi Barhum die Tat als "ein hässliches Verbrechen" bezeichnete, das nur "den Feinden Ägyptens" nütze, schickte das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu stellvertretend für die Bevölkerung seines Landes Beileidsbekundungen an das Nachbarland. "Terrorismus wird schneller besiegt, wenn alle Länder zusammen gegen ihn vorgehen", hieß es in einer israelischen Erklärung.

(felt/csr/ap)
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