Wachtendonk Alles im Flüsschen

Wachtendonk · Ob Kanu, Kanadier oder Schlauchboot - eine Paddeltour auf der Niers ist ungemein entspannend.

Das Schwierigste ist das ein Ein- und Aussteigen - wenn das Kanu bei jedem Mitfahrer, der das schmale Boot entert, ein bisschen hin und her schaukelt. Die rund 15 Kilometer dazwischen sind an Leichtigkeit kaum zu überbieten. In Zweier-Kanus (rund 30 Euro) paddeln wir vier Stunden lang mit der Strömung auf der Niers Richtung Holland, von Wachtendonk nach Geldern. Es heißt, dass dieser Abschnitt landschaftlich besonders schön ist - und das stimmt auch. Malerisch schlängelt sich der kleine Fluss, mit nur 2,3 Stundenkilometern Fließgeschwindigkeit durch Wald- und Graslandschaften, vorbei an Klöstern, alten Herrenhäusern und historischen Städtchen, von denen man vom Boot aus die Kirchtürme zählen kann. Die wenigen Staustufen zwischen Wachtendonk und Geldern sind je nach Wasserstand eine spritzige Abwechslung.

Die Niers entspringt in Erkelenz und mündet nach rund 110 Kilometern im niederländischen Gennep in die Maas. Durch ihre geringe Tiefe, die nur etwa einen Meter beträgt, und eine Breite von zehn bis 15 Metern ist sie auch für ungeübte Kanuten leicht zu befahren. Ein bisschen Kraft in den Armen und ein Gefühl fürs Rudern sollte man aber dennoch mitbringen - denn so ganz ohne Eigenleistung geht es dann doch nicht. Hier und da fällt auch mal jemand ins Wasser, wenngleich nicht immer, weil es unvermeidbar ist, sondern weil so mancher Junggesellenabschied erst dann als echte Bootstour zählt.

Den Niederrhein von der Niers aus zu betrachten, ist ungemein entspannend. Besonders auf den Abschnitten, an denen keine Fahrradwege entlang führen, erfahren die Paddler unberührte Natur und angenehme Ruhe - etwa zwischen Süchteln und Langendonk, sagt auch Adolf Hammans von der gleichnamigen Freizeit GmbH, die Mitglied im Wassertourismus-Niers-Verein ist. Der Viersener bietet seit 20 Jahren Touren auf der Niers an. "Im Naturschutzgebiet Fritzbruch sind der Baumbestand und der Tierreichtum besonders groß, es gibt viele Enten und Gänse, die sich dort gerne aufhalten, weil sie dort einen natürlichen Fluchtweg haben", sagt Hammans, der unterschiedliche Boote im Angebot hat - darunter auch Schlauchboote für bis zu 16 Personen.

"Paddeln auf der Niers ist für jede Altersgruppe gut geeignet", sagt Hammans. Auch für Eltern mit kleinen Kindern oder Senioren. Für Familien empfiehlt er Kanadier, darin finden bis zu fünf Personen Platz. Und sie lassen sich mit den Stechpaddeln gut steuern, die Doppelpaddel, die zu den Kajaks gehören, sind mit mehr als zwei Metern sehr lang und manchmal sperrig. Kajaks, die man zu zweit fährt, eignen sich zum Beispiel für Pärchen. Kurz vor dem Beginn der Tour gibt es für ungeübte Paddler eine kurze Einführung. Und wer möchte, bekommt auch eine Schwimmweste.

Rund zwei Stunden (etwa acht Kilometer) können auch Kinder gut paddeln, ohne dass die Frage aufkommt: "Wann sind wir denn endlich da?", sagt Hammans, der die 8,2 Kilometer lange Strecke zwischen Süchteln und Langendonk bei etlichen Kindergeburtstagen erprobt hat. Es geht aber auch noch kürzer: Zwischen Süchteln und Oedt etwa müssen nur 4,4 Kilometer zurückgelegt werden. Für Erwachsene sei dagegen die längere Etappe zwischen Süchteln und Wachtendonk (15,2 Kilometer) reizvoll, die mit vier Stunden angegeben wird.

Generell muss niemand die gesamte Strecke lang auf dem Wasser bleiben. "Ungefähr alle fünf Kilometer gibt es Ein- und Ausfahrtstellen", sagt Adolf Hammans. Am schönsten ist eine Pause mit mitgebrachtem Picknick. In einem der wasserdichten Säcke oder einer der Plastiktonnen - je nach Anbieter - verschnürt, bleibt es bis zur Rast vor Nässe geschützt. In den geräumigen Kajaks lassen sich auch Decken und Kühlboxen verstauen. Unbedingt denken sollte man neben Proviant und Getränken an eine Kopfbedeckung, Regenbekleidung, Sonnencreme und Insektenschutz.

Wem "nur Paddeln" zu langweilig ist, kann die Bootsfahrt mit einer Radtour kombinieren. Statt am Zielort in sein dort bereitgestelltes Auto einzusteigen oder sich abholen zu lassen, steigt man auf ein Leihrad oder das eigene Rad um. In den Kombipaketen, etwa Paddeln und Pedale oder Boot und Bike, ist neben der Bootstour auch das Rad enthalten. Zurück geht es dann auf dem Niersradwanderweg durch die Bachniederungen. Für die Kombinationstour auf der Strecke Süchteln-Wachtendonk, bei der man zuerst mit dem Boot (15,2 km) und dann mit dem Leih-Fahrrad (17,5 km) unterwegs ist, zahlt man pro Person beispielsweise 29 Euro (Kinder 23 Euro) und ist fünfeinhalb Stunden unterwegs.

An warmen Wochenenden ist ein Ausflug auf der Niers besonders beliebt - deshalb müssen die Boote vorab reserviert werden. Die Saison geht bis Ende Oktober. Neu im Programm ist Stand Up Paddling. Dabei ist man etwa genauso schnell unterwegs wie mit dem Kajak, wird aber deutlich nasser - denn bis man das Stehpaddeln beherrscht, fällt man noch häufiger in die Niers.

(RP)
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